Wohin mit Mund- und Nasenschutz: Masken sind nichts fürs Recycling
Verkehrsminister fordert Recyclingkonzept der Bahn für ausgediente Schutzmasken. Müllexperten sehen sie im Restmüll besser aufgehoben.
Bei der Bahn äußert man sich dazu nur vorsichtig. Die DB arbeite „zurzeit an einem Entsorgungskonzept zum nachhaltigen Recycling von Gesichtsmasken“, sagte eine Sprecherin. „Wir haben in einem ersten Schritt geprüft, dass grundsätzlich eine fachgerechte Entsorgung oder ein Recycling möglich wäre“. Die notwendige Infrastruktur sei in Deutschland vorhanden. Allerdings stehe man mit den Überlegungen noch ganz am Anfang. Wie viele Gesichtsmasken sich an Bahnhöfen, aber auch an Flughäfen oder Busbahnhöfen derzeit sammeln, weiß niemand. „Sie werden ja nicht getrennt erfasst“, sagt Thomas Probst, beim Recyclingverband bvse für Kunststoffe und Sondermüll zuständig. Das könne, sagt Probst, auch ruhig so bleiben. Zwar gebe es überall, wo viele Menschen unterwegs seien, ein erhöhtes Aufkommen an gebrauchten Masken. Trotzdem sei es nicht sinnvoll, eigene Sammelbehälter dafür aufzustellen.
„Stoffmasken können Sie waschen und immer wieder verwenden“, sagt Probst, „wenn sie ausgedient haben, kommen auch sie in die Restmülltonne.“ Erstens sei es unhygienisch, sie in die Altkleidertonne zu werfen; außerdem könne die Altkleidersammlung aufgrund des Überangebots der vergangenen Monate sowieso nur noch schwer aufrechterhalten werden und brauche kein zusätzliches Material. Der Stoffstrom aus Einmalmasken aus Papier oder Kunststoff sei viel zu klein, um ihn extra zu erfassen, außerdem bestünden verschiedene Masken aus ganz unterschiedlichen Materalien. Fürs Recycling ist das schlecht.
„Wir reden insgesamt von einem Abfallaufkommen durch Masken von vielleicht 90.000 Tonnen im Jahr“, sagt Probst, „das ist nicht viel.“ Die Forderung Scheuers, die Masken zu recyceln, hält er denn auch für wenig sinnvoll. „Die Verbraucher entsorgen sie weiter in der Restmülltonne, anschließend werden sie verbrannt“, sagt Probst. Das sei im Umgang mit womöglich verkeimtem Material auch der beste Weg.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Kohleausstieg 2030 in Gefahr
Aus für neue Kraftwerkspläne
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe