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Wo die NPD um jede Stimme bangtFlugblätter lieber ohne Partei-Logo

Andreas Speit

arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland

Am 4. September fällt die Entscheidung. Das ist das Datum, an dem die NPD ihre bundesweit letzten Landtagsmandate verlieren könnte, das Datum der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern. Logisch, dass die NPD versucht, ihre Plakate an jede Laterne zu hängen. Spitzenkandidat und Fraktionsvorsitzender Udo Pastörs setzt aber auch auf Flugblätter als „Entscheidungshilfe zur Landtagswahl“ – dass dahinter die NPD steckt, wird allerdings erst am Ende des Textes klar.

Auf der Titelseite geht es vermeintlich neutral los: „CDU? SPD? Linke? Grüne? AFD? NPD?“, steht dort. Und daneben: „Machen Sie den Test im Innenteil“. Da folgen 17 Aussagen mit jeweils einem grünen, gelben oder roten Smiley. Die Aufmachung erinnert an die Wahl-O-Maten, die von der Bundeszentrale für politische Bildung angeboten werden, damit Wähler durch die Beantwortung von Fragen zu politischen und sozialen Themen herausfinden können, welche Partei sie wählen wollen.

Wer die Fragen auf dem NPD-Flugblatt liest, bekommt jedoch schnell eine Ahnung davon, worum es den Verfassern geht. Auch wenn die Partei auf ihre sonst aggressiven Parolen, wie „Willkommenskultur tötet“, verzichtet. Die Fragen drehen sich um Kontrollen an der Grenze zu Polen, Verbote von Minaretten, Begrüßungsgeld für Neugeborene oder um das Adoptionsrecht von Homosexuellen.

Am Ende steht ein grüner Smiley: „Sofern Sie den meisten Thesen zustimmen konnten, müssten Sie ihre Stimme der NPD geben, denn alle Aussagen sind deren Standpunkten entnommen“, steht daneben. Wer diese verneint habe, „sei hingegen „bei den Systemparteien genau richtig“. Auf ihr Logo „Die soziale Heimatpartei“ verzichtet die NPD aber lieber. Schließlich sollen die Wähler vor so einer wichtigen Wahl nicht verschreckt werden.

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