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Wo der Holocaust Lapidar geleugnet wirdHetze im Katzenforum

Foto: Jungsfoto: dpa

Die Debatte um die Flüchtlings- und Asylpolitik lässt Ressentiments im Internet hochkochen. Sie richten sich nicht nur gegen Flüchtlinge, „Volksverräter“ und die „Lügenpresse“. Laut einem Bericht von „jugendschutz.net“ gibt es inzwischen über 6.000 rechtsextreme Webseiten und Social-Web-Inhalte. Insbesondere die sozialen Netzwerke bieten offen bekennenden Rechtsex­tremen und angeblich besorgten Bürgern ein besonderes Forum.

Alleine 4.755 rechtsextreme Profile, Channels und Einzelbeiträge seien gesichtet worden. „Eine zunehmende Radikalisierung ist parallel zum Anstieg zu beobachten“, sagt Stefan Glaser von „jugendschutz.net“.

Das zeigte auch ein Eintrag in einem Katzenforum, der nicht ohne Folgen blieb: Am vergangenen Freitag verurteilte das Amtsgericht Schwerin eine Frau wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 450 Euro. Die Staatsanwaltschaft hatte der 38-jährigen Frau aus Schwerin vorgeworfen, am 26. Januar in einem offenen Internet-Chatroom für Katzenfreunde sinngemäß geäußert zu haben, dass Auschwitz nicht passiert und „Schwachsinn“ sei. Ein Internetnutzer zeigte sie daraufhin an. Bei der polizeilichen Vernehmung und der gerichtlichen Verhandlung räumte die Frau die Vorwürfe „objektiv ein“, sie wären aber „anders gemeint“ gewesen.

Im virtuellen Raum scheinen viele User schneller mal einfach zu schreiben was ihnen einfällt, ohne über die Folgen nachzudenken. Aussagen, die von Angesicht zu Angesicht indes eher im vertrauten Kreis fallen gelassen werden. „Vor allem im Social-Web der Global Player wähnen sich viele User scheinbar anonym und sicher vor Strafverfolgung, veröffentlichen ungeniert auch volksverhetzende Beiträge und stacheln zu Gewalt auf“, sagt Glaser.

Andreas Speit

arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland

Auffällige Webseiten oder Einträge können bei „jugendschutz.net“ gemeldet werden, dort werden sie überprüft.

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