Wo der Alte Geist zu Vorschein kommt: Jüdische Gräber geschändet
Ein Wegweiser aus Holz weist den Weg zum jüdischen Friedhof, der sich in einem kleinen Waldstück befindet. Auf der Anlage im niedersächsischen Bleckede haben Unbekannte Grabsteine umgeschmisen und stark beschädigt. Am 19. März entdeckten Passanten die Schändung des Kulturdenkmals im Landkreis Lüneburg und riefen die Polizei.
„Wir gehen von mindestens zwei Tätern aus“, sagt Polizeisprecher Kai Richter. Vandalismus wäre möglich, ein politischer Hintergrund aber wahrscheinlicher. Zwischen dem 17. und dem 19. März, so nimmt die Polizei an, sind insgesamt elf Gräber beschädigt, aus mehreren Grabsteinen seien große Ecken herausgebrochen worden. „Der Sachschaden wird auf mehrere tausend Euro geschätzt“, sagt Richter. Die Polizei habe die Spuren gesichert, der Staatsschutz sei eingeschaltet. Rechte Symbole haben die Täter nicht hinterlassen.
Die Anlage nutzte die jüdische Gemeinde von 1752 bis 1935. Im Nationalsozialismus wurden die Grabsteine umgestürzt, nach 1945 aber wieder aufgestellt. Im alten Geiste wurde die Anlage, die dem Landesverband der Jüdischen Gemeinde übergeben wurde, später allerdings wieder angegriffen: In den 80ern wurde der Friedhof dreimal geschändet. Vor zwei Jahren beschmierten Unbekannte einige Grabsteine mit germanischen Runen.
In der Diskussion um Einwanderung wird häufig ein Erstarken des muslimischen Antisemitismus betont. Eine Kleine Anfrage der Grünen in Niedersachsen offenbarte allerdings, dass 95 Prozent der antisemitischen Straftaten seit 2003 rechts motiviert waren.
arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland
Nur zwei Prozent ordnete die Landesregierung der Ausländerkriminalität zu und 0,2 Prozent waren links motiviert. Für Belit Onay (Grüne) zeigt das, dass die Unterstellungen, Muslime seien schuld am neu entfachten Antisemitismus, falsch seien. Allein 2015 waren alle 35 antisemitischen Delikte rechts motiviert.
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