Wo Geburtshilfe Frauensache ist

Der Kreißsaal im Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe wird von Hebammen geleitet. Ärzte greifen nur im Notfall ein

Kühle Kacheln und grelle Lampen sucht man auf der Entbindungsstation vergebens. Im Kreißsaal des Gemeinschaftskrankenhauses Havelhöhe herrschen warme Farben und sanfte Beleuchtung. „Richtiges Licht brauchen wir fast nie“, erzählt Daniela Zahl, eine der Frauen, die hier das Sagen haben.

Das Besondere: Der Kreißsaal wird allein von Hebammen geleitet. Anders als im Geburtshaus sind jedoch bei allen Entbindungen auch Ärzte anwesend. Anders als in vielen Kliniken geben sie allerdings nicht den Ton an, sondern greifen nur ein, wenn es unbedingt nötig wird. Havelhöhe ist eine Klinik mit anthroposophisch erweiterter Heilkunst.

Als ein Jahr nach der Eröffnung die gynäkologische Abteilung ihre Arbeit aufnahm, haben mehrere Hebammen ein Konzept erarbeitet. Ihr Ziel: freiberuflich bleiben und trotzdem optimale Hilfe in einer Geburtsabteilung leisten. Es hat offenbar funktioniert: Seit Januar 1998 werden hier jährlich rund 650 Geburten betreut. Daniela Zahl: „Keine von uns würde sich jemals wieder fest anstellen lassen.“ Das Zusammenspiel mit Ärzten und Pflegepersonal sei hervorragend – was letztlich auch den Frauen, die hier entbinden, zugute käme.

Das beginne bei der Anmeldung, die wünschenswert ist, um bereits im Vorgespräch alle wichtigen Punkte mit der Frau zu besprechen. Geklärt wird dabei auch, ob die Schwangere beispielsweise ambulant entbindet oder einige Tage in der Klinik verbringt. Wichtig ist, dass die Hebamme im persönlichen Gespräch die Vorgeschichte erfährt und einen Eindruck von der Frau bekommt. Auch umgekehrt – denn schließlich kommt man sich bald hautnah.

Kommt die Frau zur Geburt in die Klinik, ist sie mit den Räumlichkeiten schon vertraut. Nicht allein Beratung, Vorsorge, Ultraschalldiagnostik und die Geburtsvorbereitung finden immer am selben Ort statt, sondern später sogar die Rückbildungsgymnastik. Schließlich sei es wichtig, wissen die Fachleute, dass die Frau viel Vertrautes umgibt, damit sie in dieser Extremsituation nicht den Halt verliert.

Was hier geleistet wird, ist ganz persönliche Geburtshilfe. „Die Frau ist nicht der Blasensprung, sondern hat einen Namen“, so Daniela Zahl. Das sei nicht überall selbstverständlich. Die Hebammen arbeiten in 12-stündigen Schichten. Das sollte meist genügen, um eine Schwangere bis zum Ende der Geburt zu begleiten. „Alles, was geschieht, wird zuvor besprochen“, erklärt die Hebamme. Das können Homöopathie sein, Duftlampen oder auch die Gabe von Schmerzmitteln. Die Kontinuität setzt sich nach der Geburt fort. Alle Mütter im Wochenbett werden täglich von einer Hebamme besucht. Auf Wunsch wird auch die Nachsorge vermittelt. KAJA

Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe, Geburtshilfe, Tel. 36 50 14 80