Wissenschaft: Mit Hegel in Adlershof

Wirtschaft und Wissenschaft müssen zusammenrücken. Das ist das eher philosophische Ergebnis der zweiten Wirtschaftskonferenz, zu der Klaus Wowereit eingeladen hat.

Schade, dass die Fenster abgedunkelt waren. So konnten die Teilnehmer der zweiten Berliner Wirtschaftskonferenz nur mit dem Kopf nicken, als der Regierende Bürgermeister zur Begrüßung sagte: "Adlershof ist das Paradigma für Berlins wirtschaftliche Zukunft." Ein groß angelegtes Cluster aus Universitäten, Forschungs- und Gründerzentren und zudem perfekt erschlossen - Klaus Wowereit (SPD) hatte zum Tagungsmotto "Wachstum durch Innovation" die passende Kulisse, nur der peitschende Regen verhinderte die Ortsbegehung in der Mittagspause.

Ein stimmiger Ort also, salbungsvolle Worte und auch der Gastredner spielte mit: Andreas Penk, Deutschlandchef des unlängst nach Berlin umgezogenen Pharmakonzerns Pfizer, zitierte Hegel, und freute sich auch sonst: "Wir sehen uns durchaus als Katalysator für die Forschungskultur."

Damit gab Penk den Ton vor. Schön, aber etwas im Vagen blieb auch ein Diskussionspodium mit Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) und Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD). Beide forderten eine bessere Verzahnung von Wirtschaft und Wissenschaft - und räumten damit ein, dass an der Zukunftsfähigkeit der Stadt noch gearbeitet werden muss.

Harald Wolf meinte zudem, dass Mittelständler mehr in Forschung und Entwicklung investieren müssten - nur könne er dafür wenig tun, dafür brauche es ein Konjunkturprogramm. Jürgen Zöllner wiederum hätte gern einen Mentalitätswandel an den Hochschulen.

Eine Wirtschaftskonferenz als "Wünsch dir was"? Auf Nachfrage sagt Wolf später bei einer Pressekonferenz, Berlin sei ja schon gut aufgestellt, um die Potenziale zu nutzen. "Die Strukturen sind vorhanden, sie müssen noch mit Leben gefüllt werden."

Nikolaus Meyer dürfte sich darauf freuen - dem Geschäftsführer der Sulfurcell Solartechnik fehlt es nämlich an Absolventen, die auf industrienahe Forschung eingestellt sind. "Ein Großteil der Forschung an den Unis ist viel zu weit weg von der Praxis", klagt er. Seine Firma arbeite mit einem neuen Halbleitermaterial, die Spezialisten dafür seien rar.

Meyer hat eine Lösung gefunden. "Wir qualifizieren inzwischen selbst weiter." Die ausgebildeten Spezialisten schickt er zurück an die Hochschulen, um die Studierenden besser auf die Berufspraxis vorzubereiten. So kann Verzahnung auch funktionieren.

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