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Wirtschaft fordert rauchfreie ArbeitszeitJetzt wird geschafft, nicht gepafft!

Wirtschaftsverbände fordern die Abschaffung von Raucherpausen. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach warnt hingegen vor der Diskriminierung von Rauchern.

Zwei Raucher beim Versuch den gesamten Betrieb lahmzulegen. Bild: dpa

BERLIN taz | Verbände der mittelständischen Wirtschaft haben eine Abschaffung von Raucherpausen während der Arbeitszeit gefordert. "Raucherpausen kosten die Betriebe viel Geld und stören den Arbeitsablauf", sagte Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW), der taz.

Vorbild sei Schweden, wo das Konzept "rauchfreie Arbeitszeit" umgesetzt würde. Mit dem blauen Dunst während der Arbeit müsse endlich Schluss sein, sagte Ohoven weiter. Der Bonner Unternehmerverband mittelständische Wirtschaft (UMW) möchte die Zigarette ausschließlich nach dem Mittagessen oder nach Feierabend erlauben.

Ganzer Betrieb lahmgelegt

Laut dem UMW müssten zusätzliche Pausen für Raucher abgeschafft werden. Nichtraucher dürften nicht bestraft werden, wenn sie währenddessen die Arbeit der Raucher mit erledigen müssten. Im Zweifel könnte dadurch ein gesamter Betrieb lahmgelegt werden.

Kritik an einer möglichen Abschaffung der Zigarettenpausen kam von der SPD. Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte: "Die Verbände argumentieren hier unehrlich. Sie wollen die Pausen allgemein abschaffen." Die Produktivität der Arbeitnehmer würde durch Auszeiten erhöht werden. Das Rauchen müsste ihnen dann auch gestattet werden, sagte Lauterbach.

Der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) zufolge ist es Sache jedes einzelnen Unternehmens, entsprechende Entscheidungen zu treffen.

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17 Kommentare

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  • L
    Leynad

    Raucher sollten nicht länger Pause haben als Nichtraucher, sage ich als Raucher, aber ich mache überhaupt keine Raucherpausen mehr, da ich auf der Arbeit nur noch e-Zigarette dampfe. Meine nicht-rauchenden Kollegen riechen davon nichts und es stört auch sonst nicht. Produktiver bin ich dadurch auch, weil ich einen recht stabilen Nikotinpegel halte und Nikotin auch die Aufmerksamkeit erhöht, während Nikotinentzug das Gegenteil macht, weiß ich beides aus Erfahrung.

     

    Leider hat nicht nur die Politik was gegen e-Dampfer, aber die vor allem. Es gibt ja nur Umsatzsteuer darauf. In Köln hat man die e-Zigarette schon mit Zigaretten gleichgestellt. Ich darf nur da dampfen wo auch Rauchen erlaubt ist. Das ist diskriminierend. Die grüne Gesundheitsministerin in NRW Steffens hat hier gegen jedes geltende EU-Recht die Nikotinliquids für ein illegales Medikament erklärt und droht den Verkäufern sogar mit Knast. Ich nenne das faschistoid und falls die e-Zigarette tatsächlich mal als Medikament eingestuft würde, müsste sie erst mal jahrelang verboten und geprüft werden, obwohl alle Inhaltsstoffe seit Jahrzehnten nicht nur dem Tabak selber hinzugefügt werden und ohne die Verbrennung als harmlos eingestuft werden. Der Disco-Nebel basiert ja auch auf mit gleichem Prinzip.

  • P
    Puck

    Ist ja eine tolle Idee, Raucherpausen abzuschaffen. Natürlich nur wegen der Produktivität - und weil Raucherbashing im Moment schwer in ist.

    Und auch einige TAZ-Leser tröten sofort voll ins Horn - obwohl TAZ-Leser sonst nicht so im Ruf stehen, die seit Jahren grassierende Manie, jegliche Arbeitgeberinteressen wie das Evangelium zu behandeln. Aber bei Rauchern kommts anscheinend nicht so drauf an.

    Wenn das mal nicht ins Auge geht!

     

    @ShlomoLoco

    Raucherpausen sind Kreativitätspausen, nur daß Raucher dabei rauchen.

    Mag sein, daß Ihnen das nicht paßt. Weil die Rauche immer so zusammen stehen, und dann lachen. Womöglich über Sie! Ich verstehe, daß das ein gewisses Mißtrauen auslöst. Aber das müssen Sie wohl ertragen, wenn Sie nicht riskieren wollen, daß demnächst irgendein Arbeitgeberverband beschließt, daß Kaffee kochen, aus dem Fenster sehen, auf dem Flur mit Kollegen ein freundliches Wort wechseln oder Grünpflanzen gießen die Wirtschaft wegen versäumter Arbeitszeit Millionen kostet und daher unbeding abgeschafft werden muß.

     

    @Kontra

    Kleine Rätselaufgabe: Worin besteht der Unterschied, ob man auf eine Zigarettenkippe tritt - oder auf ein eben aufs Pflaster geworfenes Kaugummi oder in Hundescheiße?

  • K
    KlausK

    Raucher stehen ohnehin schon mit dem Rücken zur Wand in der gesellschaftlichen Raucherecke.

    Lasst sie weiterhin rauchen, solange sie an der Stechuhr ehrlich sind. Aber halt - die gibt es doch gar nicht mehr!

  • Y
    yberg

    laß die doch roochen.

    schließlich kommen die früher in den himmel und schaffen platz hier unten.

     

    das verlogene arbeitgeberpack falls ausnahmsweise nich auf reisen,hockt im klimatisierten einzelbüro,treibt alles mögliche,möchts gar nich genau wissen,die sekretärin organisiert schäffes privatleben,der coach hält telefonisch händchen,die berater predigen klassenhass und die renommierte anwaltskanzlei bastelt an der blaupause 55 stundenwoche ohne lohnverzicht,jedoch mit einschränkungen beim urlaubs-,kranken- und jubiläumsgeld.

     

    wir müssen schließlich alle opfer bringen.

     

    schäffe im luxus,ahhhweedah im unternehmen.

     

    schöne neue arbeitswelt...

  • H
    Hyllermann

    Eine kurze Auszeit von einigen Minuten, erhöht sowohl die Leistungsfähigkeit und dadurch die Produktivität, als auch das Wohlbefinden und dadurch die Zufriedenheit der Mitarbeiter - das darf doch wohl jeder klar sein?

     

    Aber natürlich wird es immer skrupellose Ausbeuter-Chefs und Politiker geben, die nur eins im Sinne haben; Produktivitätsmaximierung und grenzenloses "Wachstum", natürlich auf Kosten anderen.

     

    Da empfehle ich nur eins: eine Protestzigarette!

  • G
    Gast

    Sport-/Bewegungspausen gesetzlich vorschreiben und die Wahl lassen, ob diese "verraucht" werden, oder nicht.

  • S
    Streberin

    Wenn mir am Arbeitsplatz eine griffige Formulierung nicht einfällt, gehe ich vor die Tür, mit Papier und Kugelschreiber, und rauche: todsicher fällt mir dann die Formulierung ein. Wenn mich eine Kollegin, Raucherin, um einen kurzen Gesprächstermin bittet, gehen wir vor die Tür, rauchen, und besprechen unsere Arbeit dort. Wenn ich am Arbeitsplatz vor die Tür gehe, um zu rauchen, sprechen mich viele Kolleginnen und Kollegen mit ihren Anliegen an. So manches auf die Arbeit bezogenes Problem wurde schon beim Rauchen vor der Tür gelöst, schneller als durch langen Mailverkehr, schneller, als wenn man wechselseitig oft vergeblich versucht, sich telefonisch zu erreichen. Und ich kenne einige Hysteriker, die während der Arbeitszeit Stunden damit zugebracht haben, die Türen und Fenster ihres Büros abzudichten, damit auch nicht das kleinste bisschen RauchGERUCH zu ihnen hineinkommt.

     

    Herr Ohoven, Präsident des BVMW, ist gelernter Bankkaufmann, dessen Filmfonds wegen fehlerhafter Beratung in der Vergangenheit viel Geld zurückerstatten musste; eine GmbH, deren Mehrheitsgesellschafter Herr Ohoven ist, wurde 2007 wegen Kapitalanlagebetruges verurteilt. Zuletzt wurde Ohoven persönlich in erster Instanz zu Schadensersatz an Anleger eines Medienfonds verurteilt, weil er eine 20%ige Provision verheimlicht haben soll. In letzter Instanz kam es nicht zu einer Verurteilung, weil er nicht als Verantwortlicher für etwaige Fehler in den Prospekten des Fonds galt (Quelle: wikipedia). Irgendwie vermittelt das den Eindruck eines Halbseidenen, der den Hals nicht voll genug bekommen kann. Er ist ja auch gegen Mindestlöhne und das neue Familienpflegezeit-Gesetz, das passt.

  • W
    wolf26

    Hallo!Hier geht es doch nur darum,die Beschäftigten weiter zu reglementieren-weiter zu versklaven.Nach Leiharbeit und Löhnen von den der Mensch nicht menschen-

    würdig leben kann ein weiterer Schritt in

    Richtung Versklavung.Das drumherumgerede

    ist nur Ablenkung vom wahren Ziel.

  • T
    Taretha

    So ein Blödsinn.

     

    Zunächst einmal ist klar, dass Pausen, egal welcher Art, die Produktivität erhöhen.

     

    Zweitens muss Arbeit nur an der Stelle von den Nichtrauchern oder den Gerade-Nicht-Rauchern übernommen werden, an der es Kundenkontakt gibt. In den Fällen ohne Kundenkontakt muss kein Kollege die Arbeit eines rauchenden Kollegen übernehmen.

     

    Und last but not least geht eine Diskussion nach dem Motto "Du hast mehr Pause als ich, die gehört Dir weggenommen" in die gleiche falsche Richtung wie die Diskussion "Hartzler müssen weniger Geld bekommen, wenn mir mein Einkommen wegen eines unterbezahlten Leiharbeiterjobs nicht reicht".

     

    Da mehr Pausen zu mehr Produktivität führen, die sozialen Kontakte während des Rauchens das Arbeitsklima verbessern, sollten sich statt eines Verbots die Raucher zu Kaffeepausen treffen, während die Raucher weiterhin ihre Rauchpausen machen.

     

    Also bitte, liebe Arbeitnehmer, lasst euch nicht vor einen neoliberal-geprägten Karren namens "Millionen Verluste durch Rauchpausen am Arbeitsplatz" spannen.

     

    Wir sind immer noch Menschen und keine Maschinen!

     

    Just my 2 cents.

  • F
    Feuern

    Die Unternehmen können den kranken Rauchern kündigen. Rauchfreie Arbeitsplätze verbessern langfristig das Betriebsklima.

  • VS
    Verbote sind geil!

    Ich rauche nicht, habe also keine persönliche Leidenschaft hier lautstark Raucherpausen zu verteidigen. Aber gegen Raucherpausen habe ich auch nichts.

     

    Stattdessen: Raucherpausen für Raucher, Apfelpausen für Nichtraucher. Gibts wirklich in manchen Betrieben. Da muss natürlich niemand einen Apfel essen, beim kurz draußen frische Luft schnappen und pausieren, aber der Name hat sich so eingebürgert.

     

    Und gibt es wirklich wissenschaftliche Belege dafür, dass kurze Pausen unproduktiv sind? Mir persönlich hilft das eher... kurz abschalten, dann wieder produktiv sein.

  • H
    Haha

    Klasse Idee, dann aber bitte so konsequent und die Kaffeepausen auch gleich abschaffen.

    Ach, und wenn's keinen Kaffee mehr gibt, braucht's auch keine Pinkelpause mehr!!!

     

    Arbeiten, arbeiten, arbeiten...

  • K
    kontra

    Es wäre eine sinnvolle Sache die Raucherpausen abzuschaffen und verdammt nochmal, macht dieses Tabackzeugs endlich teurer, richtig teuer. Es ist einfach ekelhaft diese Kippen überall auf den Bürgersteigen, Straßen, in Grünanlagen und selbst auf Spiel- und Sportplätzen liegen zu haben, einfach eklig. Häufig sieht es dann so aus, dass Nichtraucher noch diesen Dreck wegräumen müssen.

  • SL
    Shlomo Loco

    Na Herr Lauterbach, was soll denn das? Einerseits rumrennen und den Leuten erzählen wie gefährlich Grillen ist und dann bei Abschaffung von Raucherpausen von Diskriminierung sprechen? Hut ab, das nenne ich moralische Flexibilität.

     

    Raucherpausen sind eine extreme Diskriminierung von Nichtrauchern und gehören abgeschafft. Man könnte im Gegenzug jedoch über eine Schaffung von Kreativitätspausen nachdenken, da haben alle was von.

  • M
    Michaela

    Ich bin Nichtraucherin, immer gewesen, aber das finde ich lächerlich und unglaublich kleingeistig.

    Zwar bin ich auch manchmal neidisch, weil man nicht so oft Kaffee trinken kann wie Raucher rauchen können, aber ich bin auch nicht die ganze Zeit, die ich am Schreibtisch verbringe, maximal produktiv.

    Ich finde auch die Gelegenheit, mal 5 min einfach aus dem Fenster zu gucken oder Ähnliches.

     

    Man findet schon seine Gelegenheiten, sich seine Auszeiten zu nehmen. Sowas reglementieren zu wollen, ist ein bekämpfenswerter Angriff von Arbeitgeberseite. Was kommt denn da als nächstes? Darf ich dann nur noch zu bestimmten Zeiten aufs Klo?

    Fände dieser Arbeitgeberverband todsicher angemessen.

  • B
    Bob

    Und an welcher Stelle spricht Lauterbach von Diskriminierung?

  • S
    Senfzugabe

    Es wird wieder zur Hexenjagd geblasen. Die ewige Bevormundung und Diskreminierung durch die Anti-Raucher-Faschisten, muß auch mal gut sein. Immer wieder sorgen neue Schwachsinnsideen zu Eskalationen. Ab sofort werden alle Raucher zu Nichtrauchern, was nun Herr Schäuble?