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„Wir machen kein Trallala“

Petrik Sander, der Trainer des FC Energie Cottbus, will kein Meistermacher sein und auch kein Spielverderber. Im entscheidenden Match gegen Stuttgart will er sich nur „gut aus der Affäre ziehen“

PETRIK SANDER, geboren 1960, hat als Spieler jahrelang für Energie Cottbus in der DDR-Oberliga gespielt und danach als Versicherungskaufmann gearbeitet. Er war Spielerbeobachter und Co-Trainer beim FC Energie. Ende 2004 wurde er zum Cheftrainer befördert und beendete damit die zehnjährige Ära von Coach Eduard Geyer.

INTERVIEW MARKUS VÖLKER

taz: Guten Tag, Herr Sander, zwei Minuten Zeit?

Petrik Sander: Sie sind der 723. Anrufer. Es geht ja wohl wieder um das VfB-Spiel.

Genau. Gönnen Sie dem VfB eigentlich den Titel?

Darum geht es nicht. Ich gönne nur meiner Mannschaft etwas.

Ihr Team hat längst die Klasse gesichert. Worum geht es für Energie Cottbus in diesem Spiel?

Es geht darum, dass man im Blickpunkt der Öffentlichkeit steht, dass man im Fokus der Medien ist und dass man sich deswegen gut aus der Affäre ziehen muss. Wir werden alles daransetzen, dass wir die Saison nicht noch irgendwie gefährden. Das sollten wir nicht tun, denn alles, was in dieser Saison passiert ist, ist als sensationell zu bezeichnen – für Energie Cottbus.

Wie wollen Sie den Titel des VfB verhindern?

Ich will gar keinen Titel verhindern. Ich will ein gutes Spiel machen.

Mit welchen Mitteln?

Fragen Sie doch mal Dortmund, fragen Sie doch Hertha BSC, fragen Sie Eintracht Frankfurt (überall dort konnte der FC Energie in dieser Spielzeit Auswärtssiege landen; d. Red.).

Sie hätten also nichts gegen weitere drei Auswärtspunkte?

Sonst hätten wir nicht herfahren müssen. Dann wären wir zuhause geblieben und hätten das Spiel abgeschrieben und dann wär’s gut gewesen. Wir fliegen hier nicht durch die Gegend, um ein bisschen Trallala zu machen.

Vier Leistungsträger sind beim FC Energie nicht dabei: McKenna, da Silva, Baumgart und Rost. Das sollte es einfacher machen für den VfB?

Das ist nicht förderlich für uns. Aber bei uns sind ständig irgendwelche Spieler ausgefallen, und das konnte die Mannschaft immer kompensieren. Wir haben nie rumgejammert. Dass es schwierig wird, das wissen wir.

DIE SITUATION

Mit einem Sieg im Saisonfinale gegen den FC Energie Cottbus kann der VfB Stuttgart heute seinen ersten Meistertitel seit 15 Jahren perfekt machen, aber auch ein Unentschieden könnte den Schwaben, die zuletzt acht Mal hintereinander siegten, reichen, vorausgesetzt der FC Schalke 04 gewinnt nicht mit vier Toren Unterschied gegen Arminia Bielefeld. Zweimal hat sich der VfB allein wegen der besseren Tordifferenz im Titelrennen durchgesetzt, 1984 mit sieben Treffern Vorsprung und 1992 mit elf Toren. Die Meisterschale befindet sich in Stuttgart, das heißt der DFB rechnet mit dem Wahrscheinlichen. Weniger spannend geht es im Tabellenkeller zu. Als Absteiger stehen bereits fest: Alemannia Aachen, Mainz 05 und Borussia Mönchengladbach. TAZ

Es wird auf jeden Fall ein merkwürdiges Spiel für Sie.

Ach was, es ist nur ein komisches Spiel für den VfB. Stuttgart verspürt zum ersten Mal in dieser Saison einen gewissen Druck, Meister zu werden. Und das gegen das kleine Cottbus. Das ist eine ungewohnte Situation für den VfB. Für uns ist das nichts Besonderes. Wir haben auch in Bremen und Hamburg vor großen Kulissen bestanden. Das ist absolut kein Problem für uns.

Würden Sie sich in der Rolle des großen Spielverderbers gefallen?

Wir sind kein Spielverderber. Wer nach 34 Spieltagen in der Bundesliga oben steht, der ist zu Recht deutscher Meister, ob das nun Stuttgart oder Schalke ist. Wenn man sich unsere Bilanz gegen die da oben anschaut, dann muss man sagen: Die ist nicht schlecht. Wir haben gegen Stuttgart einen Punkt geholt, haben gegen Bremen zweimal einen Punkt geholt. Wir haben nur Schalke zwei Siege gestattet.

Dieser Tage werden auch spezielle Verbundenheiten ins Spiel gebracht, wenn es um das entscheidende Meisterschaftsspiel geht. Von der Städtepartnerschaft Cottbus’ mit Gelsenkirchen ist die Rede, in einer Zeitung war zu lesen, dass sich der VfB und Cottbus „irgendwie sympathisch“ seien.

Ich sage es noch einmal: Wir, das kleine Cottbus, wollen in Stuttgart ein gutes Spiel machen. Das sind wir allen Fußballfans schuldig.

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