Wintersport in Tempelhof: Schnee, soweit das Auge reicht
Langläufer haben das Tempelhofer Feld für sich entdeckt. Auf der fünf Kilometer langen, gespurten Loipe herrscht wenig Gegenverkehr. Nur eine Skiausrüstung zu bekommen, ist schwierig
Schon am Zaun des Tempelhofer Parks bietet sich eine überwältigene Landschaft: Schnee, soweit das Auge reicht, unberührt und so hell, dass es einen blendet. Mitten in der Stadt hat der Schnee in den letzten Wochen eine Art Mini-Sibirien geschaffen.
In der Ferne sind vereinzelt Menschen zu erkennen, die sich über das Gelände des Ex-Flughafens bewegen. Allerdings schneller als in dem für Spaziergänger üblichen Tempo. Langläufer haben den Park für sich entdeckt. Darunter Julius, etwa 30 Jahre alt, in Skijacke und -hose. Er will an diesem Mittwoch die Loipe ausprobieren und kämpft sich auf Skiern zum nächsten Parkeingang. Es klappt fast problemlos. "Man sackt zwischendurch ein, weil der Schnee noch zu fluffig ist", sagt Julius und stößt sich vergnügt mit den Stöcken ab. "Bisher bin ich im Tiergarten Ski gelaufen, aber ich hab von den Loipen gehört und wollte mir das anschauen", sagt der Hobbysportler, der seinen Urlaub oft in den Bergen verbringt. Gewiss sei Langlauf dort spannender und auch die Landschaft schöner. Für zwischendurch allerdings seien die Parks eine nette Alternative. Am Parkeingang angekommen beschleunigt Julius und fährt davon.
Auf dem Gelände ist es ungewöhnlich still und überhaupt nicht windig. "So, als wäre der Park ein Vakuum", beschreibt Jeannette die Stimmung. Die Fotografin macht Bilder und zählt die unterschiedlichen Blautöne am Himmel auf: "Azurblau, hellblau, türkis - sehr eindrucksvoll." Vergangene Woche sei sie ebenfalls auf Skiern im Park unterwegs gewesen. "Es ist seltsam, dass nicht mehr Menschen hierher kommen", sagt die Fotografin und vermutet: "Die sind wahrscheinlich alle Shoppen - so kurz vor Weihnachten."
Auf dem Gelände ist eine gut fünf Kilometer lange Loipe, gespurt am vergangenen Samstag von dem Mitarbeitern des Parkmanagements. Mehrere hundert Besucher hätten sie seitdem genutzt, sagt Parkmanager Michael Krebs von der Grün GmbH. "Am Wochenende kommen viele Familien mit ihren Kindern hierher. Wenn es windig genug ist, sind hier auch Kite-Snowboarder unterwegs", so Krebs. Wie oft die Loipen nachgezogen werden müssen, sei abhängig vom Wetter. Bisher sei das Loipenspurgerät zweimal zum Einsatz gekommen. "Beim ersten Mal sind einige Skillangläufer direkt hinter dem Gerät her gefahren", berichtet der Parkmanager zufrieden.
Bleibt die Schwierigkeit der Skiausrüstung. Angesichts vieler schneearmer Winter sind zahlreiche Schneefans auf der Suche. Ein Kreuzberger Wintersportgeschäft verleiht Stöcke, Schuhe und Skier sogar. Allerdings sehe es jetzt kurz vor den Feiertagen schlecht aus. "Der Andrang ist riesig", berichtet ein Verkäufer. Nur noch wenige Paare stünden zur Auswahl. Und zu kaufen gebe es fast gar keine Ausrüstung mehr.
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