Winkraft-Kompromiss in Thüringen: Keine Kuschelprobe mit der AfD
Eklat abgewendet: In der Frage der Mindestabstände bei Windkrafträdern gibt es in Thüringen jetzt doch keine unschöne Kooperation von CDU und AfD.
Dieses Vorhaben, das den in Thüringen ohnehin schleppenden Windkraftausbau behindern würde, teilten auch AfD und FDP. Gemeinsam hätten dies die drei Fraktionen gegen die rot-rot-grüne Minderheitsregierung durchsetzen können.
Die grüne Umweltministerin Anja Siegesmund hatte zu Wochenbeginn noch über die CDU geschimpft, die sich in die „energiepolitische Schmollecke“ begeben habe. Doch noch am Dienstagabend, vor Beginn der dreitägigen Landtagssitzungen am Mittwoch, trafen sich Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) und CDU-Fraktionschef Mario Voigt zu einem zweistündigen Spitzengespräch.
Nach diesem Gespräch sprach Voigt von einem „Durchbruch“, weil seine Fraktion das Windrad-Abstandsziel durchsetzen konnte. Auf der anderen Seite des Kompromisses stehen Ausnahmeregeln wie das Repowering bereits bestehender, möglicherweise zu dicht stehender Windräder.
Details in Arbeitsgruppen verlagert
Details dazu sollen nun nicht kontrovers im Plenum, sondern nochmals in Arbeitsgruppen diskutiert werden. Ein Beschluss wird erst im Juli gefasst. Zum Paket des Koalitionskompromisses mit der CDU-Opposition gehört auch die von der Union geforderte kostenlose Ausbildung in Gesundheitsfachberufen. Die dafür erforderlichen knapp zwei Millionen Euro waren wegen der von derselben CDU bei den Haushaltberatungen durchgesetzten globalen Minderausgabe von 330 Millionen Euro gestrichen worden. Gesprochen werden soll auch über den Erhalt von 7.000 Arbeitsplätzen in der Glasindustrie, die wegen ihrer Abhängigkeit vom russischen Gas bedroht sind.
Damit ist ein ähnlicher Eklat wie am 5. Februar 2020 abgewendet worden, als der Kurzzeitministerpräsident Thomas Kemmerich (FDP) mit den Stimmen von CDU, AfD und FDP gewählt wurde. Seither existiert in Thüringen faktisch eine in der Bundesrepublik einmalige Quasi-Duldung der Koalition durch die CDU, man könnte auch von einer stillen Koalition sprechen.
Diese stille Koalition funktioniert wegen der gegenseitigen Abhängigkeit nach dem Muster heimlicher Erpressung, der in der Regel ein Kompromiss folgt. Beide Seiten können dann unter Gesichtswahrung die Durchsetzung ihrer Ziele verkünden.
Denn auch der Unionsfraktion blieb nun ein möglicher Verstoß gegen das Unvereinbarkeitsgebot gegenüber der AfD erspart. Mario Voigt deutete allerdings an, dass es wegen dieser Kompromisse auch Differenzen zwischen Ministerpräsident Ramelow und seiner Linksfraktion gebe. Gewählt wird in Thüringen erst in zwei Jahren wieder, nachdem Neuwahlversuche im Vorjahr scheiterten.
Doch noch am Dienstagabend, vor Beginn der dreitägigen Landtagssitzungen am Mittwoch, trafen sich Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) und CDU-Fraktionschef Mario Voigt zu einem zweistündigen Spitzengespräch.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren
Energiewende in Deutschland
Erneuerbare erreichen Rekord-Anteil
Tod des Fahrradaktivisten Natenom
Öffentliche Verhandlung vor Gericht entfällt
Wahlprogramm der FDP
Alles lässt sich ändern – außer der Schuldenbremse
Lateinamerika und Syrien
Assads Freunde