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Wilmersdorfer „Thaiwiese“ ist umgezogenEine Tradition kaputt gemacht

Der Thaimarkt im Preußenpark ist Geschichte. Der beliebte Streetfoodmarkt musste von der Wiese auf eine benachbarte Straße umziehen. Ein Rundgang.

Von der Wiese auf die Straße: Der Streetfoodmarkt zog vom Preußenpark in die Württembergische Straße Foto: Dagmar Morath

Berlin taz | „Warum wird hier gerade eine 30-jährige Tradition kaputt gemacht?“ Der Mann, der das fragt, nennt sich Kalle, liebt thailändische Küche, hat viele thailändische Freunde und ist Stammgast auf dem Thaimarkt in Wilmersdorf. Der traditionelle Markt mit fernöstlichen Gerichten musste dieses Jahr aus dem Preußenpark auf einen Abschnitt der Württembergischen Straße ziehen, die dort gesperrt wurde. Die meisten Gäste sitzen nun nicht mehr auf Decken im Park, sondern auf Bänken am Straßenrand. „Und nächstes Jahr soll der Markt noch weiter ziehen, damit man alles schön kaputt macht“, schimpft Kalle weiter. „Die thailändische Community wurde in die Entscheidung nicht einbezogen.“

Vor der Coronapandemie verkauften mehr als 100 Händler aus vielen fernöstlichen Ländern im Preußenpark asiatisches Streetfood. Der Markt war eine Institution, stand in vielen Berlin-Reiseführern – aber er war völlig illegal. Und er war den Anwohnern in Wilmersdorf schon lange ein Dorn im Auge, denn sie wollten ihre Grünfläche nicht mit Asiaten und Asienfans aus ganz Nord- und Ostdeutschland teilen, die sich hier am Wochenende trafen.

Der Bezirk wollte den Streetfoodmarkt in legale Bahnen lenken und hat nach Corona den Verkaufsplatz im Park auf 60 Händler beschränkt. Die müssen seitdem Steuern und Abgaben zahlen und werden lebensmittelhygienisch kontrolliert. In diesem Jahr beschloss die neue schwarz-grüne Zählgemeinschaft im Bezirk den Umzug des Marktes – gegen erbitterten Widerstand der bezirklichen SPD und der thailändischen Community, die vor dem Rathaus demonstriert hatte.

„Das ganze Flair ist weg“, sagt ein vietnamesischer Händler, der hier Getränke mixt. „Viele Gäste kommen nur einmal, um zu sehen, ob es den Markt noch gibt, aber sie kommen an den folgenden Wochenenden nicht wieder. Die Umsätze gingen zurück.“ Da spiele auch eine Rolle, dass die Markttage auf Samstag und Sonntag reduziert wurden. Zuvor wurde auch freitags verkauft. Heute gibt es weniger als 30 Händler.

Sieht echt nicht gemütlich aus … Foto: Dagmar Morath

„Es ist hier sauberer“

Vor allem diejenigen, die davon lebten, sind gegangen. Geblieben sind kleine Familien-Wochenendunternehmen. Die Thailänderin, die an einem Stand Fisch brät, arbeitet wochentags in einem Massagesalon, ihr Mann am Verkaufstresen ist Student. Und die Schwiegereltern, die im Hintergrund für Nachschub sorgen, sind Hausfrau und Werbefachmann. Sie sind die einzigen Verkäufer, mit denen die taz gesprochen hat, die dem neuen Standort bei aller Kritik auch etwas Gutes abgewinnen können. „Es ist hier sauberer und der Staub vom Park fliegt nicht herum“, sagt der Student.

Eine Schweizer Berlinerin hat ihre Decke am Straßenrand ausgebreitet. Sie ist mit ihren Gästen aus der Alpenrepublik hier und enttäuscht: „Es ist schade, dass es den alten Markt nicht mehr gibt. Aber das Essen ist lecker wie immer.“ Nebenan auf einer Bank lobt ein Kunde seine Teigtaschen, die er bei japanischen Händlern gekauft hatte. „Auf der Wiese wäre das natürlich alles cooler“, fügt er hinzu.

Die Wiese im Preußenpark kann man vom neuen Standort nicht einsehen. Man muss sich schon auskennen, um sie zu finden. So sind es ganz wenige Kunden, die sich am Samstag zur Mittagszeit in Gruppen auf ihren Decken treffen und bei fernöstlicher Küche den Tag genießen. In den Vorjahren war die Wiese voller solcher Decken und Leute.

Eine hier geborene Studentin mit thailändischen Wurzeln hält gerade die Stellung, während ihre Freunde auf dem Markt Nachschub ordern. „Die Gemütlichkeit ist verloren gegangen“, sagt sie der taz. „Ich vermisse auch meine Lieblingshändler. Aber das Essen ist lecker wie immer. Es ist authentisch thailändisch. So etwas findet man in keinem thailändischem Restaurant in Berlin.“

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1 Kommentar

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  • Kontrollwahn, wohin man schaut. Vor Corona konnte man in den Parks grillen, heute muss man die Plätze suchen wo es erlaubt ist.

    München gibt es schon, da braucht es kein zweites!