Willkommensklassen für Geflüchtete: Zusammenrücken für die Integration
4.000 weitere Schulplätze für Geflüchtete kündigt Staatssekretär Slotty an. Teils sollen die in Volkshochschulen und Stadtteilzentren entstehen.
Das soll sich schnell ändern – nicht nur für die T-Shirt-Künstler*innen am Willi-Graf-Gymnasium: 4.000 weitere Schulplätze für ukrainische Geflüchtete kündigt Bildungsstaatssekretär Alexander Slotty am Rande seines Unterrichtsbesuchs an, zusätzlich zu den 2.000, die man bereits „aus dem Stegreif“ geschaffen habe.
Insgesamt 200 Lehrkräfte habe man für die Willkommensklassen, wie die Deutsch-Lerngruppen heißen, gewinnen können. Weitere 300 sollen in den nächsten Tagen für den „herkunftssprachlichen Unterricht“ engagiert werden – also für fachlichen Unterricht auf Ukrainisch. Zwar seien erst 30 Verträge fix unterschrieben, so Slotty. Das liege auch daran, dass „nicht jeder Geflüchtete unbedingt sein Zeugnis im Gepäck habe“. Man wolle aber „sehr unbürokratische Wege gehen“ bei der Einstellung der neuen Lehrkräfte, versprach er.
Etwas anderes kann sich die Bildungsverwaltung auch kaum erlauben: 10.000 bis 15.000 Kinder könnten mittelfristig in die Berliner Schulen zu integrieren sein – angesichts ohnehin knapper Raum- und Personalressourcen eine Herausforderung.
„Luft“ bis Schuljahresende
Am Willi-Graf-Gymnasium löst man die durch „Zusammenrücken“, sagt Schulleiter Hans Steinke. Für die 15 Schüler*innen, die seit Dienstag an seiner Schule sind, hat er noch einen Fachraum aufgetan. Das gehe, sagt Steinke, weil der Abiturjahrgang seit dieser Woche in den Abschlussprüfungen sitze und keinen Unterricht mehr habe: „Bis zum Schuljahresende haben wir Luft.“
Auch im Bezirk Steglitz-Zehlendorf sieht die regionale Schulaufsicht noch etwas „Luft“, so der zuständige Referatsleiter Holger Henzler-Hübner. Rund 200 geflüchtete Schüler*innen habe man bereits mit Schulplätzen versorgt, „davon etwa 100 in Willkommensklassen“. Die anderen habe man in normalen Klassen untergebracht: Gerade bei jüngeren Grundschulkindern gehe das gut. Etwa noch mal so viele Kinder, schätzt Henzler-Hübner, könne man im Bezirk an den Schulen aufnehmen. „Darüber hinaus wird es schwierig.“
Andere Bezirke äußerten sich bereits weniger entspannt: In Mitte beklagte Schulstadträtin Stefanie Remlinger (Grüne) unlängst das „ohrenbetäubende Schweigen“ der Bildungsverwaltung auf ihren Hilferuf nach Raumkapazitäten. Slotty sagte zu den 4.000 versprochenen Plätzen, diese würden verstärkt in Volkshochschulen, Stadtteil- und Jugendzentren realisiert.
Die Lehrkräfte, die sich für den Job in den ukrainischen Willkommensklassen melden, seien sowohl Geflüchtete als auch Menschen, die schon länger hier sind, so Slotty. Die meisten meldeten sich „tatsächlich über die eigens eingerichtete Mailadresse der Bildungsverwaltung“. Unterrichtet werde übrigens – auf Deutsch wie auf Ukrainisch – nach dem Berliner Rahmenlehrplan. Den Wunsch von ukrainischen Offiziellen nach dem ukrainischen Lehrplan habe man vernommen, sagte Slotty. Aber: Integration beginne am besten „hier und jetzt“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!