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Wikileaks-Gründer im ExilEcuador will Assange Asyl entziehen

Seit mehr als sechs Jahren lebt Wikileaks-Chef Julian Assange in Ecuadors Botschaft in London. Doch angeblich will das Land ihm nun die schützende Hand entziehen.

Hier verabschiedet er sich nur von seinen Unterstützern – bald vielleicht auch von der Botschaft? Foto: dpa

WASHINGTON/LONDON dpa | Ecuador könnte laut einem Medienbericht Wikileaks-Gründer Julian Assange der Londoner Botschaft des Landes verweisen und ihn den britischen Behörden übergeben. Präsident Lenin Moreno wolle in nächster Zeit eine entsprechende Vereinbarung mit Großbritannien aushandeln und Assange das Asyl entziehen, berichtete Enthüllungsjournalist Glenn Greenwald am Samstag auf der Website The Intercept.

Assange lebt seit gut sechs Jahren in der ecuadorianischen Botschaft. Er war dorthin geflüchtet, um einer Festnahme und Auslieferung nach Schweden wegen Vergewaltigungsvorwürfen zu entgehen. Die schwedische Justiz stellte ihre Ermittlungen zwar im Mai vergangenen Jahres ein. Die britischen Behörden erklärten aber, dass sie ihn beim Verlassen der Botschaft trotzdem festnehmen würden – weil er durch die Flucht in die Landesvertretung das Gesetz verletzt habe.

Assange hatte stets erklärt, er befürchte am Ende eine Auslieferung in die USA, wenn er die Botschaft verlassen sollte. Washington macht ihn für die Veröffentlichung brisanter US-Dokumente aus den Kriegen in Afghanistan und im Irak über die WikiLeaks-Plattform verantwortlich. Im vergangenen US-Präsidentschaftswahlkampf veröffentlichte Wikileaks aber auch von mutmaßlich russischen Hackern gestohlene E-Mails der Demokratischen Partei und schadete damit der am Ende gegen Donald Trump unterlegenen Kandidatin Hillary Clinton.

US-Justizminister Jeff Sessions bekräftigte unlängst Vorwürfe gegen Assange. Dennoch ist unklar, ob die USA eine Auslieferung des Wikileaks-Gründers fordern würden – und wie die Erfolgsaussichten in diesem Fall überhaupt stünden. Medien haben sich in den USA große Freiheiten beim Veröffentlichen auch geheimer Dokumente erkämpft.

Spannungen in der Botschaft

Greenwald bezog sich bei seinem Bericht auf Kreise aus dem Umfeld des ecuadorianischen Außenministeriums und des Präsidialamtes. Der Intercept-Journalist war seinerzeit maßgeblich an der Aufarbeitung der Unterlagen des Informanten Edward Snowden beteiligt, der eine Internet-Überwachung schier gigantischen Ausmaßes durch den US-Geheimdienst NSA enthüllt hatte.

Vor wenigen Tagen schrieb auch die Chefredakteurin des russischen Auslandssenders Russia Today, Margarita Simonjan, bei Twitter, Assange könne ihren Quellen zufolge in den kommenden Wochen oder sogar Tagen an Großbritannien übergeben werden. Assange hatte eine Zeit lang eine Sendung auf dem Kanal, dem im Westen oft vorgeworfen wird, ein Propaganda-Instrument der russischen Regierung zu sein.

Zwischen Assange und den Behörden Ecuadors gab es bereits Spannungen. So verlor er den Zugang zum Internet, nachdem er die spanische Regierung im Streit mit der Provinz Katalonien kritisiert und damit gegen die Forderung seiner Gastgeber verstoßen hatte, sich mit politischen Botschaften zurückzuhalten.

Assange hatte auch schon angekündigt, sein Exil aufzugeben und freiwillig in die USA zu gehen, falls Whistleblowerin Chelsea Manning freikomme. Sie gilt als eine Quelle für einige der bekanntesten frühen Wikileaks-Enthüllungen. Als Manning nach der vorherigen Begnadigung durch US-Präsident Barack Obama im Mai vergangenen Jahres das Gefängnis verließ, feierte der Wikileaks-Gründer dies zwar als Sieg, ließ seiner Ankündigung aber keine Taten folgen.

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19 Kommentare

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  • auf spon ist gestern der gleiche Artikel erschienen, gleiche Wortwahl, gleicher Satzbau, da hätte ich von der taz mehr erwartet (oder vielleicht auch nicht)

    • @der_kleine_ Print:

      Siehe Kommentar weiter unten von „Johna“ (Moderator):



      „Dieser Text ist eine dpa-Meldung und auch als solche gekennzeichnet.“

      Eine schlechte Ausrede, die jedoch Ihre Beobachtung erklärt.

  • 8G
    81622 (Profil gelöscht)

    Assange hat sich leider verzockt:



    wegen seiner Rachegelüste gegen Hillary Clinton, half er dabei, den Faschisten ins Weisse Haus zu bringen, der ihn nun als Trophäe von Putins Gnaden in Empfang nehmen wird, um ihn der faschistischen Meute in den USA vorzuwerfen. Als Protege von Rafael Correa, kann er vom ehemaligen Präsidenten Ecuadors auch nichts mehr erwarten, da dieser ausgeschaltet ist und gerade selber vor den Kadi gestellt wird.



    Assange hat leider zwischen persönlichen und politischen Motiven von Wikileaks nicht mehr unterschieden.

    • @81622 (Profil gelöscht):

      Den kenn' ich doch. Hab' gar nicht weiter gelesen. :-)

  • Freiheit und Schutz für Julian Assange!!!

  • Johna , Moderator
    vor 3 Stunden schrieb Galavant:

    Das ist kein Journalismus. Das ist einfach nur mies.

    Dieser Text ist eine dpa-Meldung und auch als solche gekennzeichnet.

    • @Johna:

      Das ändert nichts an der falschen Aussage/dem falschen Zitat.

  • „Assange hatte auch schon angekündigt, sein Exil aufzugeben und freiwillig in die USA zu gehen, falls Whistleblowerin Chelsea Manning freikomme.“

    Falls sie „freikomme“??? Das hat er nicht. Sie verändern seine Aussage auf diffizile Art, damit Ihr anschließendes Resümee passt. Das ist kein Journalismus. Das ist einfach nur mies.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Galavant:

      Und was hat er dann?

      • @88181 (Profil gelöscht):

        www.ajc.com/news/n...QugseF5GcVhcp6c1J/

        "No, President Obama didn't pardon Chelsea Manning; here's what he did instead



        ... President Obamacommuted the sentenceof famed whistleblower Chelsea Manning.



        And no, this is not the same as a pardon, despite the hopes of many privacy and human rights advocates.



        ...



        A commutation is the shortening of a sentence.



        ...



        With a commutation, though the sentence served is significantly reduced, the conviction stillremains on record.



        ...



        A pardon is the full absolution of a conviction. Had Obama pardoned Manning, she would not have had to carry around the weight of a felon status."

        Manning hat demnach immer noch ein schwerwiegendes Verbrechen begangen.

        Assange hatte angekündigt, sich zu stellen, sollte Manning begnadigt werden (pardoned). Obama hat dies umgangen, da er ausdrücklich nicht wollte, dass jemand den Eindruck erhält, er würde auf Assange (diesen ganz bösen Verräter) eingehen.

        Den Vorwurf müsste man folglich Obama machen. Er hat sich aus der Angelegenheit herauslaviert.

        • 8G
          88181 (Profil gelöscht)
          @Galavant:

          Und doch ist sie frei.

          Obama hatte das wohl kaum eine andere Möglichkeit.

          • @88181 (Profil gelöscht):

            „Und doch ist sie frei.“

            Das ist zynisch. Sie ist von vielen Jobs ausgeschlossen und kann nicht einmal das Grundrecht zu Wählen ausüben:

            www.theguardian.co...g-us-election-vote



            [I can't vote. If you can, you must



            Chelsea E Manning]



            „Even when the incarcerated leave prison, they often return to our communities without the ability to vote. That means the people most affected by our political institutions and processes today often have absolutely no say in how they are run. This group includes me. In Maryland, my state of residence, for instance, I will not be able vote until the year 2045.“

            „Obama hatte das wohl kaum eine andere Möglichkeit.“

            Das stimmt nicht. Er hat lediglich „den Weg des geringsten Widerstands“ beschritten – wahrlich keine Heldentat.

            • 8G
              88181 (Profil gelöscht)
              @Galavant:

              Das ist ja auch bedauerlich und Chelsea Manning ist für mich eher eine Heldin als dieser Assange.

              Dennoch, sie ist nicht mehr im Gefängnis. Ich denke, das ist gerade in den USA ein hoher Wert. Und ich nehme mal an, sie wird dort auch supporter haben.

              Und, das habe ich unten schon geschrieben, Obama war nicht Präsident des CCC. Es gibt für so jemanden so etwas wie Staatsräson. Das kann man blöd finden, aber übertriebene Erwartungen an einen Präsidenten zu haben, kann auch naiv sein.

          • @88181 (Profil gelöscht):

            Doch hatte er.

            Er hat sich klar entschieden, Wistleblower nicht unterstützen.

            Obama lächelt zwar sympathischer als Donald, politisch stand er aber immer eisern vor bzw. hinter seinen Geheimdiensten und Drohnen.

            Assange kann nicht mit soviel Unterstützung der Öffentlichkeit rechnen, und damit auch nicht auf ein "faires" Verfahren.

            • 8G
              88181 (Profil gelöscht)
              @Sonntagssegler:

              Er war der Präsident der Vereinigten Staaten und nicht der Präsident des CCC.

              Und was macht eigentlich der Herr Assange außer sich mit Farage zu treffen und Wahlen zu manipulieren?

              Und ist es nicht ein wenig erstaunlich, wie lässig mit den Vergewaltigungsvorwürfen umgegangen wurde?

              Ich kann an dem Typen nichts heroisches erkennen.

              • @88181 (Profil gelöscht):

                Ich ordne Sie mal unter 'IM' ein. Sollte wiedererwartend doch ein 'O' drin sein, können Sie mir ja Bescheid geben. ;-)

                • 8G
                  88181 (Profil gelöscht)
                  @Galavant:

                  Keine Ahnung was Sie da meinen.

              • @88181 (Profil gelöscht):

                Einflussnahme auf Wahlen bzw. auf Meinungen der Wähler ist doch heute nichts Besonderes. Das macht die Presse, die ÖR, NGOs, Verbände und schlimmstenfalls Geheimdienste.



                Auch der in Ihren Augen sicherlich gute Herr Soros hat nur ein Ziel, nämlich die Beeinflussung von Politik und damit die Beeinflussung von Wahlen. Nur wer die Welt in schwarz und weiß einteilt und damit den Blick für die Wahrheit verliert, kommt auf die Idee, dass es böse und schlechte Wahlmanipulation gibt.



                Ich meine das nicht polemisch.

                • 8G
                  88181 (Profil gelöscht)
                  @Rolf B.:

                  Die Soroskarte sollten Sie das nächste mal ein bisschen eleganter ausspielen.

                  So kommt es ziemlich an den Haaren gezogen daher.

                  Ich dachte Wikileaks hätte irgendwie eine emanzipatorische Agenda, der es widerspricht, zB Trump zu unterstüzen oder sich mit Führern von Naziparteien zu treffen.