Wikileaks-Enthüllungen in Israel: Abbas ist "schwach und korrupt"

US-Depeschen zeigen große Skepsis Israels gegenüber der palästinensischen Führung. Die Enthüllungsplattform Wikileaks ließ sie der israelischen Zeitung "Haaretz" zukommen.

Taugen nix, findet Israel: Feldmarschall Mohammed Hussein Tantawi und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Bild: reuters

TEL AVIV dpa | Die israelische Regierung hat massive Vorbehalte gegen die politischen Führer in Ägypten und den Palästinensergebieten. So betrachtet Israel den Chef des regierenden Militärrates in Ägypten, Feldmarschall Mohammed Hussein Tantawi, als "Hindernis" beim Kampf gegen den Waffenschmuggel in den Gazastreifen. Das geht aus geheimen US-Depeschen der Enthüllungsplattform Wikileaks hervor, die am Freitag in der israelischen Tageszeitung Haaretz und dem britischen Guardian veröffentlicht wurden.

Demnach haben führende israelische Politiker auch keine hohe Meinung über Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Außenminister Avigdor Lieberman bezeichnete Abbas bereits im Oktober 2006 als "schwach, korrupt und nicht mehr relevant".

Aus Sicht von Regierungschef Benjamin Netanjahu hat sich Abbas in einen Schmollwinkel zurückgezogen. Außerdem versuche der Palästinenserpräsident, das Stereotyp auszunutzen, Netanjahu sei ein "Friedensverhinderer", berichtete eine Gruppe von US-Abgeordneten nach einem Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten im November 2009. Abbas stelle laut Netanjahu nur eine Vorbedingung nach der anderen.

Auch der Amtsvorgänger von Netanjahu, Ex-Ministerpräsident Ehud Olmert, kritisierte Abbas. Der sei zwar mit 62 Prozent der Stimmen gewählt worden, aber wende seine Machtbefugnisse nicht an. Allerdings sei Abbas ein angenehmer Typ und kein Mörder wie sein Amtsvorgänger Jassir Arafat, wird Olmert zitiert. Olmert habe auch von stundenlangen "wunderbaren Gesprächen" berichtet.

Sorge wegen Waffenschmuggel

Eine große Rolle in den veröffentlichten Dokumenten spielt Israels große Sorge wegen des Waffenschmuggels in den Gazastreifen und Libanon, der bis heute anhält. In einer US-Depesche vom 18. November 2009 wird beklagt, dass Tantawi, damals ägyptischer Verteidigungsminister, den Kampf gegen den Waffenschmuggel als nicht dringend ansehe und damit ein Hindernis sei. Seinerzeit war noch der inzwischen zurückgetretene Husni Mubarak Staatsschef.

Der Chef des israelischen Inlandsgeheimdienstes Juval Diskin wird mit den Worten zitiert: "Wir wissen dank unserer Aufklärung, dass die Ägypter mit uns zusammensitzen und lügen."

Die Haaretz hat nach eigenen Angaben 250.000 Dokumente der Enthüllungsplattform Wikileaks erhalten. 10.000 davon beschäftigten sich mit Israel. Die Veröffentlichung widerlege Verschwörungstheorien, wonach Wikileaks-Gründer Julian Assange ein Agent des israelischen Geheimdienstes Mossad sei und im vergangenen Jahr mit Israel vereinbart habe, dass kein "peinliches Material" veröffentlicht werde, schreibt das Blatt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.