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Wieso eine NPD-vergangenheit der AFD heute egal istWahlkampf mit Gruppenbild

Am 4. September wird der neue Landtag in Mecklenburg-Vorpommern gewählt, und der Wahlkampf beginnt jetzt – auch bei der AfD. Die Spitze des Kreisverbandes Schwerin sucht da offenbar die Nähe zum finanzstarken Unternehmer Philip Steinbeck, der bereits mit der NPD in Verbindung gebracht wurde. Und ließ sich zu einem „Charity-Abend mit Leistungsträgern und Unterstützern der AfD“ in Steinbecks Schloss Jessenitz bei Lübtheen im Südwesten Mecklenburgs einladen. Sommerliches Gruppenfoto mit Schlossherr und AfD-Politiker Alexander Gauland inklusive.

Es seien „zukunftsweisende Gespräche“ geführt worden, sagte der AfD-Kreisvorsitzende Thomas de Jesus Fernandes nach dem Treffen dem NDR. „Es war eher Smalltalk, völlig ungezwungen“ und es seien Spenden gewonnen worden.

Vor über fünf Jahren, im Juni 2011, veröffentlichten Hacker rund 400 Namen von Leuten, die der NPD Geld gespendet haben sollen. Nach taz-Informationen war Steinbeck einer der Spender. „Der Exportunternehmer Philip Steinbeck bewegt sich seit Langem im extrem rechten Parteiumfeld, galt lange auch als NPD-nah“, schreibt die Journalistin Andrea Röpke beim Online-Magazin „Blick nach rechts“.

Anfang der 1990er arbeitete der damalige Jurastudent für die rechtsextreme Organisation „Deutsche Liga für Volk und Heimat“ im Kieler Landtag, er hegte Kontakte zu dem 2009 verstorbenen früheren Hamburger NPD-Chef Jürgen Rieger und später beschäftigte er den heutigen NPD-Landeschef Thomas Wulff zeitweilig als Fahrer.

Andreas Speit

arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.

Auf dem Gruppenbild vor dem Schloss lächelte mit Björn N. Neumann übrigens noch ein Ex-NPDler in die Kamera. Er galt mal als Spitzenmann der NPD, wechselte später zur AfD. 2014 erklärte die AfD, ihn wegen dessen NPD-Vergangenheit auszuschließen zu wollen. Heute scheint eine solche Verbindung kein Thema mehr zu sein.

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