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Wieder im KinoLutz, Flip und Pistolen

„Ice Aged“ erzählt von Hingabe und Siegen im Alter, ein Kassenknüller der Trickfimtechnik wird 100 Jahre alt. Nicht mehr der Zeitgeist: James Bond.

„Ice Aged – Vor der Kür“ (2019), Regie: Alexandra Sell Foto: Majestic/Warner

H eute ist die Tricktechnik im Film ja bereits derart fortgeschritten, dass sie einem beim Ansehen von Spielfilmen mit menschlichen Schau­spie­le­r:in­nen möglicherweise nicht einmal mehr auffällt. Oder jedenfalls nur beim Nachdenken zu Bewusstsein kommt, weil das, was man da gerade anschaut, eigentlich gar nicht möglich ist.

Früher war das natürlich anders: Die Tricktechnik wurde in der Werbung als Schauwert herausgestellt, der es insbesondere ermöglichte, mit viel Fantasie längst vergangene Erdepochen zu rekonstruieren und abenteuerliche „Monster“ auftreten zu lassen.

Die Trickspezialisten Willis O’Brien und Ray Harryhausen haben mit ihrer wunderbaren Stop-Motion-Animation von Dinosaurier-Modellen die entsprechenden Abenteuerfilme des US-Kinos noch bis in die 1970er Jahre hinein beherrscht.

Einer der frühen Kassenknüller des Genres feiert jetzt den 100. Jahrestag seiner Premiere: „The Lost World“ (1925) erzählt nach einem Roman von Arthur Conan Doyle die Geschichte einer Expedition, die auf einem Hochplateau im Amazonasgebiet eine Urzeitwelt entdeckt. Dort fangen die Wissenschaftler einen Dinosaurier ein und verbringen ihn nach London, wo er Chaos und Zerstörung anrichtet.

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Klingt irgendwie bekannt? Naja, es ist im Grunde die gleiche Story wie „King Kong“ (1933), für den O’Brien seine Tricktechnik dann noch weiter perfektionierte. Im Kino Sputnik Südstern gibt es „The Lost World“ mit musikalischer Live-Begleitung durch das Sound 8 Orchestra zu sehen; der Eintritt ist frei, eine vorherige Buchung der Karte(n) jedoch nötig (27.4., 18 Uhr, Sputnik am Südstern).

Ganz ehrlich: So richtig hat sich mir das Eiskunstlaufen noch nie erschlossen. Was nicht zuletzt daran liegt, dass ich die verschiedenen Sprünge nicht auseinanderhalten kann: Lutz, Flip und Rittberger – für mich sieht das alles gleich aus, und ich entschuldige mich aufrichtig bei allen Eis­kunst­läu­fe­r:in­nen für meine Ignoranz.

Aber warum wird es einem eigentlich im TV nie richtig erklärt? Mit den entsprechenden Sprüngen bekommen es auch die Prot­ago­nis­t:in­nen des Dokumentarfilms „Ice Aged“ zu tun, altersbedingt allerdings nicht mehr mit den dreifachen.

Die Menschen, die Regisseurin Alexandra Sell hier mit der Kamera begleitet, nehmen an einer Hobby-WM teil und betreiben ihren Sport dabei mit einer Hingabe, die Siege, Niederlagen oder Verletzungen genauso erhebend oder dramatisch erscheinen lassen als ginge es um Olympia-Gold.

Von einem anfangs etwas irreführenden Off-Kommentar, der das Ganze nicht richtig ernst zu nehmen scheint, sollte man sich nicht irritieren lassen: Das ruckelt sich schnell zurecht, und die sympathischen Sport­le­r:in­nen machen mehr als deutlich, dass es nie zu spät ist, die eigenen Träume in die Tat umzusetzen (27.4., 11.30 Uhr, 17.45 Uhr, 30.4., 12.45 Uhr, Union Filmtheater).

Smoking, Aston Martin, Martini und Pistole – den britischen Geheimagenten James Bond kennt nahezu jede:r. Dem aktuellen Zeitgeist entspricht die Macho-Männerfantasie der frühen 1960er Jahre allerdings so gar nicht. Aber hat das überhaupt jemals irgendjemand ernst genommen?

Richtig albern wurde es doch erst, als man in den vergangenen Jahren mit geringer Überzeugungskraft versuchte, dem armen Bond das Korsett der Political Correctness zu verpassen. Eine Bond-Filmreihe in der Astor Film Lounge zeigt den notorischen Weltretter in den kommenden Monaten in seinen verschiedenen Inkarnationen; los geht es mit dem Original-Bond Sean Connery und den spannenden „Liebesgrüßen aus Moskau“ von 1963 (28.4., 20.15 Uhr, Astor Film Lounge).

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Lars Penning
Lars Penning, geboren 1962. Studium der Publizistik, Theaterwissenschaft und der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der FU Berlin. Freier Filmjournalist. Buchveröffentlichungen: Cameron Diaz (2001) und Julia Roberts (2003). Zahlreiche filmhistorische und –analytische Beiträge für verschiedene Publikationen. Lebt in Berlin.
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