Wieder im Kino: Tod und Erotik
Das Babylon Mitte zeigt zu Ostern „Ben Hur“, eine kleine Reihe mit Filmen von Ettore Scola und Vittorio de Sica. Etwas düsterer: „The Lighthouse“.
A m kommenden Wochenende ist Ostern, und als beliebtes Filmprogramm für die Feiertage müssen von jeher die klassischen amerikanischen Historienfilme mit vagem christlichen Bezug herhalten: „Quo vadis?“, „Das Gewand“ und „Ben Hur“ bieten ordentlich Action, größenwahnsinnige römische Kaiser und ein gewisses Maß an zeitgemäßer Christenverfolgung.
Wer der Tradition gerne folgen möchte (also nicht der Verfütterung von Christen an die Löwen, sondern dem Ansehen von römischen Historienschinken), wäre in diesem Jahr sehr gut mit der Stummfilmvariante von „Ben Hur“ (1925) bedient, einem für damalige Verhältnisse extrem aufwändigen und teuren Film, der die zweifellos bekannte Geschichte der einstigen Freunde und späteren tödlichen Rivalen Judah Ben Hur (Ramón Novarro) und Messala (Francis X. Bushman) im römisch besetzten Jerusalem erzählt, die auch in der Stummfilmvariante in einem spektakulären Wagenrennen kulminiert.
Zu sehen ist „Ben Hur“ im Rahmen der Reihe Stummfilm um Mitternacht, der Eintritt ist frei, und Anna Vavilkina sorgt für musikalische Begleitung an der Kinoorgel (19.4., 23.59 Uhr, Babylon Mitte).
Eine kleine Doppelreihe mit Werken der italienischen Regisseure Ettore Scola und Vittorio de Sica wird mit „Una giornata particolare“ (1977) eröffnet, einem von Scolas besten Filmen. Erzählt wird von der Begegnung der naiven Hausfrau Antonietta (Sophia Loren) mit dem Nachbarn Gabriele (Marcello Mastroianni) im Rom der 1930er Jahre.
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Während Mussolini zu Ehren eines Besuchs von Adolf Hitler eine pompöse Parade veranstalten lässt, erfährt Antonietta, dass der ehemalige Radiojournalist Gabriele seinen Job aufgrund seiner Homosexualität verloren hat. Der Film lebt vom Kontrast des ruhig gestalteten Dramas im nahe zu ausgestobenen Häuserblock mit den verlogenen Feierlichkeiten, die man als Hintergrund im Radio miterlebt. Zur Eröffnung der Filmreihe ist Scolas Tochter Silvia Scola für ein Hintergrundgespräch anwesend (17.4., 19.30 Uhr, Babylon Mitte).
Wenn man als junger Erwachsener die Berufswahl zu treffen hat, steht man vor der wahrlich folgenschweren Entscheidung, die Interessen und eigene Charaktereigenschaften halbwegs in Einklang bringen zu müssen. Möchte man beispielsweise Vertreter an der Haustür werden, wäre eine gute Kommunikationsfähigkeit sicher von Vorteil.
Mir persönlich sagte ja eher der Beruf des Leuchtturmwärters zu: Gelegentlich die Optik putzen und ansonsten aufs Meer schauen, das hätte mir schon gefallen. Aber leider hatte man die meisten Leuchttürme schon automatisiert, und da wurde ich dann stattdessen Filmkritiker. Vermutlich war die Sache mit den Leuchttürmen sowieso nur eine romantische Vorstellung.
So gar nicht romantisch geht es nämlich in Robert Eggers' reichlich verstörendem Film „The Lighthouse“ (2019) zu, den der Regisseur in düsterem Schwarzweiß und dem alten, hier äußerst klaustrophobisch wirkenden 1,19:1-Normalformat gedreht hat: Zwei Leuchtturmwärter (Willem Dafoe und Robert Pattinson) treten Ende des 19. Jahrhunderts ihre vierwöchige Schicht auf einer abgelegenen Insel an und geraten zusehends aneinander.
Denn der Film erzählt von einer von widrigen Elementen beherrschten Mini-Welt ohne Privatsphäre: Ständig beobachten und belauern sich die beiden Männer, bei denen man schon bald nicht mehr sicher sein kann, ob sie nicht möglicherweise längst dem Wahnsinn verfallen sind. Erschreckende Visionen von Tod und Erotik (eine Meerjungfrau!) ziehen vorüber, dabei wird geflucht, gesoffen und getanzt (21.4., 22.15 Uhr, Babylon Mitte).
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