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Wieder Flüchtlingsunterkunft abgebranntAuch in Nauen

Wieder ist eine geplante Flüchtlingsunterkunft abgebrannt. Diesmal im brandenburgischen Nauen. Die Polizei geht von Brandstiftung aus.

Feuer in Nauen: Die Feuerwehr konnte die Halle nur noch kontrolliert abbrennen lassen. Foto: dpa

Nauen dpa | Kurz vor ihrem Bezug ist eine geplante Notunterkunft für Flüchtlinge im brandenburgischen Nauen (Havelland) westlich von Berlin ausgebrannt. Das Feuer an der Sporthalle in Nauen hatte sich am frühen Dienstagmorgen auf das gesamte Gebäude ausgebreitet, wie die Polizei in Potsdam mitteilte. Die Feuerwehr habe sich daher dazu entschlossen, die Halle kontrolliert abbrennen zu lassen. Verletzt wurde nach ersten Angaben niemand. Die Polizei ging nach den bisherigen Erkenntnissen von Brandstiftung aus. Ein technischer Defekt sei höchst unwahrscheinlich, hieß es. Der Staatsschutz ermittele, sagte ein Polizeisprecher.

Die Feuerwehr war gegen 2.30 Uhr alarmiert worden. Zu diesem Zeitpunkt hatte es laut Behörden vermutlich schon mehrere Stunden gebrannt. Die Feuerwehr, die mit 16 Einsatzwagen und etwa 60 Einsatzkräften vor Ort war, konnte deshalb nur noch wenig ausrichten.

Der Bereich wurde weiträumig abgesperrt. Es gab noch zahlreiche Glutnester am Brandort. Die Sporthalle gehört zum Oberstufenzentrum mit beruflichem Gymnasium des Landeskreises Havelland, in der Umgebung gibt es zahlreiche Gewerbebetriebe und eine Behindertenwerkstatt.

Spezialisten sollten die Brandursache am Vormittag eingehender untersuchen. Landkreis Havelland und Innenministerium konnten zunächst keine Angaben machen. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) wollte am Dienstag (13.45) erstmals eine Ministerrunde zu Fragen der Unterbringung der Flüchtlinge zusammenrufen. Er hatte das Flüchtlingsthema in der vergangenen Woche zur Chefsache erklärt.

Mehrfach Demonstrationen gegen Asylbewerber

Der Landkreis Havelland hatte im Juli angekündigt, dass die Halle der vorübergehenden Unterbringung von Flüchtlingen dienen soll. Vorgesehen war eine Nutzung von September bis Jahresende. Die ersten mehr als 100 Asylbewerber sollten in den nächsten Tagen dort untergebracht werden.

In Nauen hatte es in diesem Jahr mehrfach Demonstrationen gegen die geplante Aufnahme von Asylbewerbern gegeben. Im Februar war eine Stadtverordnetenversammlung zu diesem Thema massiv von rechtsextremen Demonstranten gestört worden. Die Sitzung musste abgebrochen werden. Gegen die Rechtsextremen hatten sich allerdings zahlreiche Bürger gewandt und immer wieder Gegendemonstrationen organisiert.

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8 Kommentare

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  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Wahrscheinlich wieder nur ein paar "Wander-Randalierer" (Lammert) und "besorgte Bürger" (Gabriel), die da am Werk waren.

    Unseren Politikern fällt es nach wie vor schwer, die passenden und deutlichen Worte für solche Verbrechen zu finden.

    Das ist die größte Peinlichkeit im Umgang mit dem Thema.

    • 6G
      65572 (Profil gelöscht)
      @571 (Profil gelöscht):

      Das Adjektiv alkoholisiert fehlt noch.

  • Nun fast jeden Tag schon hört man solche Meldungen; Sehr beunruhigend. Warum ist nicht endlich auch Wachpersonal für die noch im Bau befindlichen oder bezugsfertigen Heime vorgesehen ? Die materiellen Schäden würden dies schon rechtfertigen, die an der Menschenwürde schon lange. Bürgerwehren wären hier ausnahmsweise auch mal ne Option.

    • @lions:

      "Warum ist nicht endlich auch Wachpersonal für die noch im Bau befindlichen oder bezugsfertigen Heime vorgesehen?"

       

      Weil man die Sache entkriminalisiert, indem man sie dem sog. Staatsschutz übergibt.

    • @lions:

      Immerhin muss ich Ihne da Recht geben. Das staatliche Gewaltmonopol ist durch politische Fehlleistung in solchen Lagen praktisch aufgegeben. Da ist dann leltztlich der Souverän in der Verantwortung.

      Und nichts spricht gegen organisierte Nothilfen, wenn es eine gegwärtige Gefahr für Leib und Leben gibt. Was man bei einem Mob mit Brandflaschen durchaus bejahen kann!

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @lions:

      Ein ganz kleines bisschen Polizeipräsenz würde mMn schon ausreichen, um potenzielle Brandstifter fernzuhalten.

      • @571 (Profil gelöscht):

        Ist in der Fläche, und sei es nur an diese Schutzobjekten mit der kaputtgeschrumpften LAndespolizei in Sachsen nicht zu leisten, auch anderswo nicht!

        • @KarlM:

          Für Elmau hat man 17.000 mobilisieren können. Das müßte wohl ausreichen, die Flüchtlingsheime jede Nacht bestreifen zu lassen.

          Wenn man dann noch jene hinzuzieht, die man sonst mit der routinemäßigen täglichen Belästigung von Autofahrern betraut... kein Problem!