Wert der Kryptowährung: Tschüss, Bitcoin
Die Kryptowährung ist wieder auf Höhenflug – wegen Zinsschwäche und Pandemie. Für ihren eigentlichen Zweck wird sie immer weniger nutzbar.
Eigentlich sind Kryptowährungen wie der Bitcoin eine richtig gute Idee. Sie schlagen den Banken ein Schnippchen, die sich für Überweisungen gerne die maximal mögliche Zahl an Tagen Zeit lassen und international noch kräftig Gebühren verlangen. Sie zeigen datensammelnden Diensten wie Paypal, die sich ihre ganz eigenen Regeln schaffen, den Mittelfinger. Und sie erlauben, bis zu einem gewissen Maße, ein Stück Anonymität. Die ist im Internet ja auch Goldstaub geworden.
Dass man für einen Bitcoin jetzt locker einen Kleinwagen kaufen kann, ist daher eine schlechte Nachricht. Denn der neue Höhenflug des digitalen Zahlungsmittels – am Wochenende stieg er auf 34.800 US-Dollar, fiel danach unter 30.000, um dann erneut zu steigen – ist ein Symptom dafür, dass von dem guten Gedanken einer Kryptowährung nicht mehr viel übrig ist. Die monatliche Überweisung an die Cousine in Venezula per Bitcoin abwickeln? Das Surfboard im hawaiianischen Online-Shop mit Bitcoin zahlen? Ist bei derartigen Kursschwankungen schlicht nicht praktikabel.
Der Bitcoin ist zum Spekulationsobjekt verkommen und manch andere Kryptowährung auch. Das hat natürlich Gründe: Einer davon ist, dass klassische Geldanlagen in vielen Teilen der industrialisierten Welt immer unrentabler geworden sind. Gleichzeitig hat es der Bitcoin aus seiner Schmuddelecke – Darknet, Drogen, Geldwäsche – herausgeschafft.
Dazu beigetragen haben auch die Banken und Paypal selbst: Geldinstitute haben Fonds mit Kryptowährungen aufgelegt. Paypal ermöglicht US-Kund:innen seit Oktober den Kauf. Und jetzt auch noch die Pandemie: Regierungen schnüren Rettungspakete, Anleger:innen fürchten je nach Verfassung Inflation oder Deflation, und wer Gold zu altmodisch findet, setzt eben auf Bitcoin. Oder Litecoin oder Ether oder eine der anderen mehreren tausend Kryptowährungen, von denen sich einige gerade auf Rekordniveau bewegen.
Extrem hoher Stromverbrauch
Aber auch sonst ist der Bitcoin in seiner aktuellen Form nicht mehr zeitgemäß. Das liegt etwa am Stromverbrauch. Genau lässt er sich zwar nicht ausrechnen, außerdem schwankt er stark. Doch Forscher:innen der Universität Cambridge beziffern ihn aktuell auf gut 100 Terawattstunden, hochgerechnet auf ein Jahr. Das liegt grob auf dem Niveau des Jahresverbrauchs der Niederlande.
Der hohe Stromverbrauch ist so tief in der Blockchain-DNA des Bitcoin verankert, dass daran kaum etwas zu ändern ist. Schließlich müssen die Rechner zum Ausführen der Transaktionen nach bestimmten Hashwerten suchen. Der Schwierigkeitsgrad dieser Suche steigt mit der weltweiten Rechenleistung an. Proof of Work heißt das Konzept. Es soll verhindern, dass ein:e Akteur:in die Währung kontrollieren kann.
Es gibt ökologischere Konzepte
Dabei gibt es Konzepte für ökologischere Kryptowährungen. Ether beispielsweise will den Proof of Work loswerden und auf ein anderes Modell umstellen. Die Blockchain – die Kette, die die Transaktionen absichert – soll dabei durch ein komplexes System an Validator:innen vor Manipulation geschützt werden. Andere Krytowährungen richten sich an Betreiber:innen von Solar- oder Windkraftanlagen. So sollen gleichzeitig erneuerbare Energien gefördert werden.
Der Bitcoinkurs wird mit einiger Wahrscheinlichkeit wieder abstürzen. Nicht unbedingt, weil es schon bei den bisherigen Rekordhöhenflügen so war, zuletzt 2017. Sondern weil, wenn sich die Wirtschaft erholt oder Zinsen steigen, Kryptowährungen wieder uninteressanter werden. Doch solange die Anfälligkeit für Spekulation bleibt, braucht es für das schnelle, unabhängige, vielleicht sogar anonyme Bezahlen wohl eine andere Idee.
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