: Wer darf Multimedia fördern?
■ Wirtschaftssenator legt ein Multimedia-Förderprogramm vor, das Teil des Landesplans sein soll, aber weitaus mehr ist
Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) ist schneller als die Konkurrenz der anderen Ressorts. Gestern nahm die Wirtschaftsdeputation der Bremischen Bürgerschaft einen multimedialen Aktionsplan des Ressorts zur Kenntnis. Unter dem Titel „Multimedia- und IuK-Initiative des Senators für Wirtschaft und Häfen, 2000 bis 2010“ wird dargelegt, was der Wirtschaftssenator zur Stärkung des Multimedia-Standorts Bremen zu tun gedenkt.
Rund 141 Millionen Mark will sich der Senator das Programm im Laufe der kommenden zehn Jahre kosten lassen. 51 Millionen Mark davon sind schon fest für Projekte eingeplant. Vor allem vier Bereiche sollen gefördert werden: Hafen/Logistik; elektronischer Handel; Luft- und Raumfahrt sowie Medien/Freizeit/Tourismus. Eine neu einzurichtende „Task Force Multimedia“ soll, besetzt mit inner- und außerbremischem Sachverstand, die Programmplanung des Senators begleiten.
Das Aktionsprogramm setzt vor allem auf die Stärkung des bereits Bestehenden. Schwerpunkte sollen zum Beispiel gesetzt werden, indem neue Multimedia-Zentren im Stil des Horner „Zentrums für Multimedia und electronic commerce“ gegründet werden. Dort sollen sich verschiedene Firmen mit ähnlichen Geschäftsfeldern ansiedeln. Vor allem der electronic commerce (zum Beispiel Einkäufe oder Bankgeschäfte über Internet) wird in Bremen als Wachstumsbranche gesehen. Auch in der technologisierten Logistikbranche würde der Wirtschafssenator gerne das Bremer Profil schärfen.
Kritiker interpretieren hinter vorgehaltener Hand das 57-Seiten Papier vor allem als kleinen Seitenhieb gegen die SPD-geführte Senatskanzlei. Dort nämlich sitzt Manfred Klenke, um die Vorarbeiten für ein großangelegtes „Landesprogramm Informations- und Mediennutzung“ zu leisten. Doch die Planung und Durchführung eines prestigeträchtigen Multimedia-Programms will Hattig offenbar nicht allein der SPD überlassen.
120 Millionen Mark, so hatte die SPD geschätzt, müsse man in so eine Landesinitiative investieren. Mehrere Ressorts, vom Arbeits- über das Wissenschafts- bis hin zum Wirtschafssenator sollten auf einen Haufen werfen, was bislang in dem Bereich geschieht. Dann soll eine bessere Koordinierung und Schwerpunktsetzung des Bereiches organisiert werden. Doch während die anderen senatorischen Dienststellen noch an ihren Stellungnahmen und Bestandsaufnahmen feilen, hat jetzt Hattig mit dem eigenen Programm seine Begehrlichkeiten angemeldet. Sowohl im Wirtschaftsressort als auch in der Senatskanzlei ist man bemüht, dieser Interpretation zu widersprechen: Das Programm von Hattig sei als zu diskutierender Teil des Landesprogramms zu sehen, sagen beide Seiten. Zugestimmt haben gestern in der Deputation nicht nur die CDU-Abgeordneten, sondern nach einer geringen Änderung der Deputationsvorlage auch die Sozialdemokraten und der Grüne Manfred Schramm.
ChrisDowe§aol.com
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen