■ Editorial: Wer Hanf sät...
Die Wellen schlagen hoch: Kreislaufwirtschaft, Medizin, (Einstiegs-)Droge – „Stairway to Heaven“ oder „Highway to Hell?“ Eine Pflanze im Spagat.
Die Hanfwirtschaft schwankt zwischen visionären Plänen und planloser Praxis: Einerseits sollen Hanfaktien unters Volk gebracht werden, andererseits beklagen sich Bauern nach der ersten Ernte über fehlende Absatzmärkte und mangelnde politische Rückendeckung. Dennoch boomt Hanf in der Öffentlichkeit wie nie zuvor. Das zeigt sich vor allem auf den Hanfmessen: Auf der Cannabusiness in Castrop- Rauxel wurde mit über 7.500 Besuchern eine neue Rekordzahl verkündet.
Die Justiz ist anders als Otto Normalverbraucher vom Zug der Zeit offensichtlich überrollt worden. Während in Schleswig- Holstein die Legalisierung von Haschisch in Angriff genommen wird, werden in Berlin Schwerstkranke wegen des Konsums ihrer Cannabismedizin drangsaliert. Doch selbst in Sachen Nutzhanf brennt bei manchen Richtern die Sicherung durch: In Nürnberg wurde Hanfladenbesitzer Daniel Porst zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er THC-arme Pflanzen im Schaufenster ausgestellt hat.
Doch auch über den sachgerechten Umgang mit THC-reichen Pflanzen gibt es verschiedene Auffassungen. Die Vorstellungen vom korrekten Tütenbau gehen weit auseinander. Während hierzulande der DIN- genormte konische Joint vorgeschrieben zu sein scheint, wird das Handwerk in anderen Erdteilen lässiger gehandhabt: Chinesen würden taz rauchen, denn die Druckerschwärze soll angeblich den Turn verstärken.
Die Frage bleibt: Wird Hanf in nächster Zeit endlich sein Potential freisetzen können oder auch in weiterer Zukunft nur gehätscheltes Kind einer kleinen, aber feinen Cannabislobby bleiben? Die Redaktion
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