Weniger essen: Die Reserven sind aufgebraucht
Am Aschermittwoch beginnt die christliche Fastenzeit. Noch bis vor 70 Jahren kam das gerade recht. Und heute?
Aschermittwoch also: „Fasching vorbei“, werden viele Eltern von kleinen Kindern erleichtert seufzen, denn nun kehrt bei der morgendlichen Kleiderauswahl wieder Alltag ein. Was die meisten nicht mehr mitdenken: Heute beginnt auch die christliche Fastenzeit bis zum Gründonnerstag – daher die Bezeichnung „Fastnacht“ und die Vermutung, das Wort „Karneval“ stamme ab vom mittellateinischen carne levare (Fleisch wegnehmen).
Man braucht nur die eigenen Eltern anrufen, um zu erfahren: In so manchem bäuerlichen Haushalt kam die Fastenzeit bis in die fünfziger Jahre hinein gerade recht, denn der Lagervorrat ging zur Neige, die neue Ernte war noch lange nicht eingeholt. Wer gern regional kocht, wird wissen, was man derzeit frisch aus dem heimischen Anbau kaufen kann: Pastinaken, Rapunzel und Postelein (siehe Seite 23). Die „Bosköppe“, die Oma auf dem Schrank im kühlen Schlafzimmer lagerte, taugten nur noch für den Kuchen, die Möhren aus dem Sand im Keller waren zu schlapp zum Schrappen.
Vitamine waren zu dieser Zeit lange Mangelware, Bananen entwickelten sich in Europa erst vor gut 100 Jahren zum Massenprodukt, viele Kriegskinder aßen ihre ersten Südfrüchte erst in den sechziger Jahren … Wäre es nicht denkbar, dass in uns noch Spuren dieser Erfahrungen eingegraben sind? Dass wir auch deshalb jetzt noch mit Grippewellen kämpfen, weil uns irgendwas sagt, die Reserven seien in jeder Hinsicht alle?
Völliger Quatsch, meinen viele Ärzte. Warum wir gerade in diesen Wochen husten und schniefen, liegt an den schwankenden Temperaturen, die unserer Abwehr Höchstleistungen abverlangen. Auch ziehen wir uns jetzt dauernd zu dick oder zu dünn an. Und außerdem, so heißt es – und da schließt sich der Bogen –, haben sich nicht wenige beim Fasching angesteckt. Die werden dann spätestens Ende dieser Woche krank.
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