Weniger Geflüchtete kommen neu an: Helfer fürchten um ihre Jobs
Viele ankommende Geflüchtete sorgen für viele neue Jobs. Nun leeren sich die Notunterkünfte wieder und die Helfer wissen nicht, wie es weitergeht.
Das Innenministerium teilte mit, dass es leerstehende Unterkünfte zunächst nicht vorschnell auflösen will, um bei einem erneuten Ansteigen der Flüchtlingszahlen kurzfristig für die Aufnahme gerüstet zu sein.
„Wie sich das entwickelt, war überhaupt nicht absehbar“, sagte Johanniter-Sprecherin Frauke Engel zum abrupten Absinken der Flüchtlingszahlen. Dass es aber um einen befristeten Einsatz geht, sei beim Start der Notunterkünfte klar gewesen.
In Lüchow wurde bereits eine von den Johannitern betriebene Einrichtung geschlossen, Ende Juni wird auch die in Sarstedt bei Hildesheim zugemacht. „Das ist für die Mitarbeiter eine bedauerliche Situation.“ Versucht werde, die Helfer woanders oder auch bei den Kommunen einzusetzen. Dass aber auch Mitarbeiter arbeitslos werden, lasse sich nicht vermeiden.
Die Malteser haben bereits zwei der fünf von ihnen betriebenen Einrichtungen in Niedersachsen wieder geschlossen, eine in Buxtehude und eine in Wolfsburg. Den Beschäftigten in Buxtehude wurde ein Einsatz in Hamburg angeboten, rund zwei Dutzend Mitarbeiter aber wurden am Ende an beiden Standorten arbeitslos, wie Malteser-Sprecher Michael Lukas sagte. „Weitere Schließungen sind absehbar.“
Auch das Deutsche Rote Kreuz, das im vergangenen Jahr 17.000 Plätze für Flüchtlinge in zehn Notunterkünften aus dem Boden stampfte, hat bereits wieder eine Einrichtung in Wittmund geschlossen. Wie es mit den Unterkünften nun genau weiter gehe, werde mit dem Innenministerium geklärt. „Das waren nicht so kalkulierbare Zahlen“, meinte DRK-Sprecherin Kerstin Hiller. „Wir schauen für die Mitarbeiter, die eingestellt wurden, mit den Kommunen vor Ort, ob man dort Arbeitsplätze schaffen kann.“
Wie die Bundesagentur für Arbeit in Niedersachsen und Bremen mitteilte, entstanden neue Jobs durch den Flüchtlingszustrom vor allem im Sozialbereich, im Wachdienst sowie im öffentlichen Dienst – unter anderem bei der Arbeitsagentur selber, die sich mit zusätzlichem Personal um die Integration der Neuankömmlinge in den Arbeitsmarkt kümmern will.
Ein größerer Zulauf von Flüchtlingen in den Jobcentern werde erst ab dem Sommer erwartet, wenn die Flüchtlinge das Asylverfahren durchlaufen hätten, sagte Agentursprecherin Sonja Kazma. Derzeit werde noch an Schulungen gefeilt, um den Flüchtlingen Sprache und ergänzende Berufsqualifizierungen gleichzeitig zu vermitteln. Der Eindruck erster Begegnungen sei aber, dass die Flüchtlinge sehr motiviert seien: „Die wollen sich etwas aufbauen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid