Wenig Sendungen zum Kaukasus-Krieg: Eine Bilderfrage
Der Krieg im Kaukasus ist nicht quotenträchtig - gab es deshalb bis Montag keine Sondersendungen bei ARD und ZDF? Die Sender widersprechen dem.
Es ist übrigens Krieg, es schaut nur niemand hin. Stimmt natürlich nicht: Die ARD und das ZDF berichteten von Freitag an, als sich der Konflikt um die georgische Region Südossetien zuspitzte und schließlich eskalierte, in ihren Nachrichtensendungen immer wieder über die Situation im Kaukasus. Brennpunkt- oder Spezialsendungen, wie sie bei den Öffentlich-Rechtlichen üblich sind, um wichtige Themen zu begleiten, sendeten sie aber bis Montagabend nicht. Erst da brachte das ZDF nach der heute-Sendung um 19.20 Uhr ein Spezial; die ARD entschied über einen Brennpunkt am Montag - das Sonderformat der ARD, das nach der Tagesschau um 20.15 Uhr aktuell ins Programm geschoben wird - erst nach taz-Redaktionsschluss.
Was aber macht den Orkan Kyrill, die Waldbrände in Griechenland und den Rücktritt von Georg Milbradt als Ministerpräsident in Sachsen zu einem Thema für eine Sondersendung - und den Beginn eines Krieges nicht?
ARD-Chefredakteur Thomas Baumann sagt: "Wir waren am Freitag und vor allem am Samstag nahe dran, einen Brennpunkt zu senden." Dass man ihn doch nicht gesendet habe, "liegt daran, dass die Bildlage so war, dass wir keinen echten Mehrwert im Vergleich zur Tagesschau hätten erzielen können", sagt Baumann. "Die besten Bilder müssen in die Tagesschau, da gibt es kein Abwägen" - und man wolle den Zuschauern direkt im Anschluss an die Nachrichtensendung nicht noch einmal identische Bilder präsentieren.
Ob auch die Einschaltquoten eine Rolle für die Entscheidung spielten, keine Sondersendung zu zeigen, etwa am Sonntag, wo man den Tatort um 20.15 Uhr hätte verschieben müssen? Baumann sagt: "Natürlich muss man sich überlegen, ob man für einen Brennpunkt eine Sendung schiebt, auf die ein Millionenpublikum wartet." Dennoch: Die Quotenfrage sei nicht ausschlaggebend. Die vier Millionen Zuschauer, die ein ARD-Brennpunkt in der Regel erreiche,"hätten wir mit Georgien kaum gekriegt", sagt Baumann zwar - besteht aber auf den Zusatz: "Aber das war nicht der Grund."
Thomas Roth, der für die ARD als Korrespondent in Tiflis ist, habe, so Baumann, der mit Roth im Berliner Hauptstadtstudio zusammengearbeitet hat, selbst davon abgeraten, eine Sondersendung auszustrahlen: Die Bildlage sei zu schlecht, und die Einschätzung der russischen Handlungen nicht einfach. "Sind das Nadelstiche, oder ist das mehr?", so Baumann.
Korrespondenten vor Ort sind auf gesicherte Informationen angewiesen - haben sie aber nicht immer. Als Antonia Rados, die als Reporterin für das ZDF aus Tiflis berichtet, von heute journal-Moderator Claus Kleber gefragt wurde, ob es Bombeneinschläge in Tiflis gegeben habe, sagte sie das journalistisch Sauberste, was sie sagen konnte: Sie könne es nicht sagen.
ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender sagt, man habe am Freitag Reporter nach Georgien geschickt. "Infrastrukturell waren wir aber noch nicht so weit", sofort eine zusätzliche Sondersendung ins Programm zu nehmen. Das heute journal habe bereits einen kleinen Schwerpunkt zum Konflikt gebracht - mehr sei in der Kürze der Zeit nicht machbar gewesen: "Die Reporter arbeiten schon am Anschlag." Er widerspricht auch dem naheliegenden Gedanken, die Olympischen Sommerspiele - womöglich quotenträchtiger als der Konlikt um Südossetien - sei der Grund dafür, dass das ZDF noch kein Spezial gebracht habe: "Die Entscheidung lautet nicht: Wir senden lieber Sport."
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