piwik no script img

Weltweit besorgte ReaktionenNordkorea testet Atombombe

Zum zweiten Mal testet Nordkorea eine Atombombe. Diesmal war die Explosion anscheinend stärker als beim ersten Mal. Gleichzeitig testete die Diktatur eine Kurzstreckenrakete.

Demonstranten in Seoul verbrennen am Montag eine Rakete aus Protest gegen die Waffentests des diktatorischen Regimes in Nordkorea. Bild: ap

SEOUL dpa | Nordkorea hat am Montag einen zweiten unterirdischen Atomtest unternommen und damit weltweit Besorgnis und Kritik ausgelöst. Südkorea und Japan forderten eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats. Der Test sei Teil der "Maßnahmen zur Stärkung der atomaren Abschreckungskräfte zur Selbstverteidigung in jeder Hinsicht" gewesen, hieß es in einem Bericht der staatlichen nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA. Die Explosion sei diesmal stärker gewesen als beim ersten Atomtest im Oktober 2006, hieß es weiter aus Nordkorea. Die US-Regierung verurteilte den Test in scharfer Form.

Das russische Verteidigungsministerium bestätigte Nordkoreas Angaben über einen Atomtest. Die Kernexplosion habe eine Kraft von 10 bis 20 Kilotonnen gehabt, sagte ein Sprecher nach Angaben der Agentur Interfax.

Die Detonation sei etwa 80 Kilometer nordwestlich der Stadt Kilchu im Nordosten des Landes registriert worden. Seismologen der amerikanischen Erdbebenwarte sprachen von einem Erdbeben der Stärke 4,7 in Nordkorea, das vermutlich vom Atomtest ausgelöst wurde.

Nach Berichten der südkoreanischen Agentur Yonhap feuerte Nordkorea vor der Ostküste des Landes vermutlich auch eine Testrakete mit kurzer Reichweite ab. Der Start der Rakete mit einer Reichweite von etwa 130 Kilometern sei nach dem Nukleartest erfolgt. Vor dem Hintergrund bereits erhöhter Spannungen im Streit um sein Waffenprogramm hatte Nordkorea Ende April mit einem weiteren Atomtest sowie neuen Raketentests gedroht.

Der Nukleartest sei für die Staatengemeinschaft Grund zur ernsthaften Sorge, hieß es in einer Presseerklärung des Weißen Hauses in Washington. Die atomaren Bemühungen Nordkoreas stellten eine "Bedrohung" für die internationale Sicherheit dar.

Südkoreas Außenminister Yu Myung Hwan und sein japanischer Kollege Hirofumi Nakasone hätten sich am Rande eines Regionaltreffens in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi darauf verständigt, das höchste UN- Gremium zu einer Dringlichkeitssitzung aufzufordern, teilte ein Sprecher des Außenministeriums in Seoul mit.

Japan werde Nordkoreas Verhalten "nicht tolerieren", sagte ein Regierungssprecher in Tokio. Ein solcher Test sei eine eindeutige Verletzung von UN-Resolutionen. Auch der russische Außenminister Sergej Lawrow zeigte sich bei einem Besuch in Beirut besorgt über die Berichte. Er kündigte eine genaue Prüfung der Vorgänge an.

Südkoreas Präsident Lee Myung Bak berief eine Dringlichkeitssitzung mit den höchsten Sicherheitsbeamten ein. Das Verteidigungsministerium in Seoul richtete einen Krisenstab ein. Die Alarmbereitschaft der Streitkräfte sei jedoch zunächst nicht erhöht worden, sagte ein Sprecher.

Das kommunistische Regime in Pjöngjang hatte im April seinen unwiderruflichen Rückzug von den internationalen Verhandlungen über sein Atomwaffenprogramm erklärt und zugleich die vollständige Wiederaufnahme dieses Programmes angekündigt. Grund für die Schritte war die Verurteilung des Starts einer Rakete mit großer Reichweite in Nordkorea durch den Weltsicherheitsrat.

Nordkorea verlangte vom Rat eine Entschuldigung und die Rücknahme von Sanktionen. Nach Angaben Nordkoreas handelte es sich um einen Satellitenstart. Auf den ersten Atomtest in Nordkorea vor gut zweieinhalb Jahren hatten die UN mit der Verhängung von einer Reihe von Sanktionen reagiert.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

10 Kommentare

 / 
  • PD
    Prof. Dr. J.

    @ Susi: Have you been in Mururoa (Pacific) or in Hiroshima ... ?

     

    According to your logic one could say: "Democratic republics (like the US or France) ever had led to the atomic bomb." Even if that may be true in the past, what does it really imply for the future?

     

    I aggree with the comments of navajo joe and similar ones.

  • M
    m.b.

    Hallo. Mit Sozialismus hat das ganze doch nichts mehr zu tun. Wenn Frankreich Atomtests macht, dann kann man ja auch nicht schlussfolgern, sie seien ja eine sozialistischer Staat, oder? Ich finde, man muss bei solchen Konflikten die Systhemfrage ausgrenzen, denn Atombomben haben auch die USA, Russland, Frankreich, Israel, Indien. Die sind meineserachtens sehr demokratische, konservative Regierungen. Übrigens besteht ein weltweites Aufrüsten, dass alle historischen Maßstäbe bisher gewaltig übersteigt.

    Kann mich sonst meinen Vorrednern nur anschließen, im Diskurs bleiben um die Balance zu halten ist wichtig.

    Zudem sollten jetzt endlich mal alle verstanden haben, dass es nicht geht, dass einer "Die Bombe" haben darf, der andere nicht: Macht, Neid und die Gefahr der Tyrannei sind zu groß.

    WEG MIT DEM ATOM!

    FÜR UNSERE KINDER!

  • P
    phönix-kb

    USA, Russland, Großbritannien, Frankreich und die Volksrepublik China, ferner Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea sind jetzt Atommächte. Weitere Staaten werden früher oder später den Status des atomaren Habenichts verlassen.

     

    Eine größere Verdichtung der bekannten Weltprobleme, wie z. B. die Klimaveränderung und die Überbevölkerung, wird wahrscheinlich auch den Atomkrieg über die Spezies Homo sapiens und die anderen Arten bringen und so furchtbaren Schaden anrichten, wie ihn die Welt in der uns bekannten Geschichte noch nicht erlebt hat.

     

    Natürlich ist „füttern“ besser als „bomben“, doch wie sage ich es meinem Kinde, hier speziell dem Kim Jong Il?

     

    Der Versuch kann bestimmt nicht schaden, die selbst verursachte Isolation Nordkoreas mit friedlichen Mitteln aufzubrechen, das Land ernst zu nehmen und mehr an der Weltgemeinschaft teilhaben zu lassen, ohne zu große Erwartungen.

     

    Das wäre umso mehr eine mutige Aktion, da es sich doch um Kommunisten handelt, die Latrinenreiniger der Philosophien.

     

    Panik und Angst wären falsche Reaktionen. Möglicherweise sind sie eher bei den reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung zu finden, die 85 % des Weltvermögens besitzen (Stand 2002).

  • IN
    Ihr Name:Josef Stalin

    @Hansbernd Müller

    >>>Mit den Mitteln der ideologischen Kriegsführung möchten sie die friedliche Wiedervereinigung beider Staaten und die Errichtung eines geeinten sozialistischen Koreas auf der asiatischen Halbinsel verhindern.

  • S
    susi

    Wen wunderts? Der real existierende Sozialismus hat immer schon direkt zur Atombombe geführt.

  • UR
    Udo Radert

    @Kai Westermann:

     

    Genau so ist es leider.

     

    Heimlich aufgenommene Bilder aus Nordkorea - sie zeigen die Realität:

     

    http://www.youtube.com/watch?v=gOM-iLDa-BQ&feature=related

     

    Udo.

  • K
    Kirsten

    Man fragt sich warum.WARUM?

  • NJ
    navajo joe

    Diese pseudo-kommunistische, pseudo-sozialistische, militaristische Oligarchie ...

     

    Aber da hilft weiterhin nur Dialog,

     

    so schwer es auch sein mag, die Balance zu halten

     

    zwischen völligem Selbstverrat einerseits

     

    (wegen zu großer Freundlichkeit und Nachgiebigkeit)

     

    und provokativer Beleidigung andererseits

     

    (wie eingangs von mir demonstriert wurde)

     

    in dem man die Wahrheit allzu offen ausspricht.

     

    ... naja, ein ziemlich häufiges Problem im Leben.

  • HM
    Hansbernd Müller

    Daß den aggressivsten Kräften des internationalen Finanz- und Monopolkapitals die ganze Richtung nicht paßt - die innerkoreanische Entspannung, die Verbesserung der Beziehungen zwischen der KDVR und den westeuropäischen Ländern und der hochrangige Dialog zwischen der KDVR und den USA, ist allgemein bekannt. Mit den Mitteln der ideologischen Kriegsführung möchten sie die friedliche Wiedervereinigung beider Staaten und die Errichtung eines geeinten sozialistischen Koreas auf der asiatischen Halbinsel verhindern. Die verstärkte Anti-KDVR-Kampagne in den westlichen Medien anlässlich des Erstarkens der Juche-Ideologie und der revolutionären Fortschritte bei der Nutzung der Atomenergie macht dies deutlich.

  • KW
    Kai Westermann

    Nix zu fressen, aber Atomwaffen. Kann man diese hirnlose Affenbande um Kim Jong-Il nicht irgendwie entsorgen? Dafür könnte man eine Sondereinsatztruppe mal einsetzen!

    Nicht zu fassen, so was!!