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Weltraumschrott-Konferenz in DarmstadtEin weiter Weg für die Müllabfuhr

In Darmstadt wird über den Verbleib alter Satelliten und Metallteile im All diskutiert. Die über 750.000 Objekte könnten bald zum Problem werden.

So könnte sie aussehen, die Müllabfuhr im All Foto: David Ducros/ESA

Berlin taz | Weltraumschrott gefährdet die moderne Lebenswelt: Smartphones, Fernseher und Navigationssysteme benötigen Satelliten. Herumfliegender Abfall – Space Debris – im All könnte sie aber außer Gefecht setzen. Auf der weltweit größten Konferenz zu Weltraumschrott in Darmstadt treffen sich darum derzeit Wissenschaftler und Entscheidungsträger aus den wichtigsten Weltraumnationen.

„Sechzig Prozent der ausrangierten Weltraumtechnik werden bereits fachgerecht entsorgt, aber das reicht nicht“, berichtet Holger Krag, Leiter des Space Debris Office der European Space Agency (ESA). Beliebter Ort für Satelliten ist die Geobahn, auf der sich Raumkörper mit derselben Geschwindigkeit wie die Erdrotation bewegen; ein Satellit dort „steht“ also permanent über derselben Stelle der Erde. Die Geobahn befindet sich in rund 35.800 Kilometern Höhe und birgt die meisten Informations- und Kommunikationssatelliten. Bereits heute ist sie zugemüllt, künftiger Schrott mache die Situation nicht besser, so Krag.

Ausrangierte Satelliten, Trägerraketen und abgeplatzte Metallteile sind so gefährlich, weil sie sich mit großer Geschwindigkeit bewegen. Krag sagt dazu: „Ein Teilchen von der Größe einer Gewehrkugel ist mit rund 40.000 Stundenkilometern unterwegs. Trifft es einen Satelliten, zerstört er diesen komplett, denn das Teilchen besitzt die Kraft einer Handgranate.“

Sorgen bereiten den Experten Megakonstellationen. Dabei werden Hunderte von Satelliten auf einmal ins All geschossen. Unternehmen wie Samsung oder Google möchten damit besseres Internet in jedem Winkel der Welt erzielen, sorgen aber für noch mehr Schrott im Orbit.

Ab auf die Friedhofsbahn

„Am besten wäre es natürlich, wenn jeder seinen eigenen Müll fachgerecht herunterholt oder in der Erdatmosphäre verglühen lässt“, meint Krag. Dies ist aber laut ESA nicht immer möglich. Nicht alle Objekte werden so stark von der Erde angezogen, dass sie in unsere Atmosphäre eindringen.

Forscher empfehlen daher, die ausrangierte Raumfahrttechnik auf die Friedhofsbahn zu schießen, damit sie keinen Platz auf der beliebten Geobahn wegnimmt. Diese Bahn befindet sich ungefähr 300 Kilometer über der Geobahn. „Optimal ist das natürlich nicht, aber somit stören sie wenigstens nicht mehr und verursachen durch ein Zerbersten nicht noch mehr Müll.“

Jeder sollte seinen eigenen Müll herunterholen

Holger Krag, ESA

Nach Berechnungen der ESA befinden sich in den Umlaufbahnen der Erde zurzeit ungefähr 29.000 von Menschen gemachte Objekte, die größer als zehn Zentimeter sind, und 750.000 Teile, die zwischen einem und zehn Zentimeter lang sind. Dazu kommen noch mindestens 160 Millionen Teile, die kleiner als einen Zentimeter sind. Weltraumüberwachungsnetzwerke zeichnen mit Teleskopen und Radar alle Bruchstücke auf. Zusammenstöße können trotzdem nicht immer vermieden werden. Internationale Regelungen zur Entsorgung des Abfalls im Weltall gibt es noch nicht.

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2 Kommentare

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  • Warum denn diese Aufregung? Die Wahrscheinlichkeit ist doch recht groß, daß es tatsächlich auch außerirdisches hochintelligentes Leben gibt. Zum Schutz solchen Lebens ist Weltraumschrott das ideale Mittel schlechthin. Je mehr derartiger Müll, desto geringer wird die Gefahr, daß sich "Erdlinge" außerirdische Hochkulturen zur Beute machen.