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WeltraumforschungExtrem teurer Sternenstaub

Neue Analysen eines erdnahen Asteroiden liefern Einblicke in die Entstehung des Sonnensystems. Dafür interessieren sich auch Unternehmen.

Teuerer als die weißen Pülverchen in den Clubs Berlins: eine Probe des Asteroiden Bennu Foto: Jonathan E. Jackson/NHM Photo U/imago

Um die Entstehungsgeschichte des Weltalls zu erforschen, wurde vor fünf Jahren eine 121,6 Gramm schwere Materialprobe vom erdnahen Asteroiden Bennu entnommen. Ihre Rückführung dauerte drei Jahre und kostete die Nasa mehr als 1 Milliarde US-Dollar. Zuvor entnahm die japanische Weltraumbehörde Jaxa schon einmal 5,4 Gramm Material von einem anderen erdnahen Asteroiden. Warum nehmen die Weltraumbehörden derart hohe Kosten und Mühen für ein bisschen Sternenstaub auf sich?

Einerseits kann die Zusammensetzung von Asteroiden die Menschheit etwas über die Entstehung und Entwicklung unseres Sonnensystems lehren. Andererseits verfolgt die Weltraumbergbauindustrie diese Forschung mit großem Interesse. Auch ihr Ziel sind erdnahe Asteroiden, da sich dort unter anderem Gold, Platin, Kobalt, Palladium sowie Eisen und Nickel befinden. In den USA ist der Weltraumbergbau sogar Teil der nationalen und privatwirtschaftlichen Weltraumstrategie.

Die Studie

Ende August 2025 veröffentlichten Nasa-Wissenschaftler:innen drei Fachartikel, die fünf Jahre nach der Entnahme der Proben im Weltall Aufschluss über die Zusammensetzung von Bennu geben. Nun weiß man: Der Asteroid entstand aus den Trümmern eines größeren Mutterasteroiden, der im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter durch eine Kollision zerstört wurde. Die Materialien spiegeln die zurückgelegten Weltraummeilen des Himmelskörpers wider. Er enthält Sternenstaubkörner, deren Zusammensetzung älter ist als das Sonnensystem, organisches Material aus dem interstellaren Raum und Mineralien, die entstanden sind, als der Asteroid der Sonne näherkam. Bennus Mutterasteroid enthielt außerdem viel Eis. Beim Schmelzen reagierte das Wasser mit Staub. Deshalb bestehen etwa 80 Prozent der Bennu-Probe aus wasserhaltigen Mineralien.

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Was bringt’s?

Asteroiden wie Bennu sind wie Zeitkapseln der frühen Planetenbildung vor 4,5 Milliarden Jahren. Da viele dieser Materialien nie als Meteoriten die Erde erreichen, sind direkte Proben für die Forschung essenziell. Die 121,6 Gramm helfen As­tro­phy­si­ke­r:in­nen dabei weiter, die Geschichte unseres Sonnensystems besser zu verstehen.

Auch wenn die bisher auf Bennu gefundenen Mineralien keine Edelmetalle wie Platin oder Industriemetalle wie Eisen und Nickel enthalten, die als lukrative Ziele für kommer­zielle Weltraumbergbauaktivitäten gelten, ist die geologische und astronomische Erforschung von erdnahen Asteroiden für den Weltraumbergbau enorm wichtig. Die Industrie fantasiert, dass sich durch den Weltraumbergbau die Lebens- und Umweltbedingungen auf der Erde verbessern werden. Bis auf die Annahmen der Tech-Visionäre gibt es allerdings keinerlei Anlass, dass der Weltraumbergbau tatsächlich zu einer grüneren oder gerechteren Welt führt.

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