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Weihnachtsstollen löst Datenskandal ausDaten statt Rosinen

Kein Scherz: Der Verlust tausender Kreditkartendaten der LBB geht auf einen gestohlenen Weihnachtsstollen zurück. Die Kurierfahrer tauschten Pakete aus, um nicht beim Rosinenpicken erwischt zu werden.

Er ist an allem schuld. Bild: ap

FRANKFURT/MAIN ap Der Skandal um verlorene Kreditkartendaten bei der Landesbank Berlin (LBB) ist auf einen gestohlenen Weihnachtsstollen zurückzuführen. Wie die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main am Freitag mitteilte, öffneten zwei Angestellte eines Kurierdienstes in Mainz ein entsprechendes Paket und tauschten es mit einem anderen aus, um ihre Tat zu vertuschen. Der Kuchen war an die Redaktion der "Frankfurter Rundschau" gerichtet, bei der am vergangenen Freitag stattdessen die sensiblen Daten mit Tausenden Kreditkartenabrechnungen eingingen.

Die Kundendaten waren auf dem Weg von der Archivierungsfirma Atos Worldline zur LBB. Die beiden Männer im Alter von 27 und 35 Jahren versandten fünf Pakete tatsächlich an die LBB. Das sechste versahen sie mit dem Etikett des zerstörten Paketes, wie Staatsanwältin Doris-Möller Scheu erklärte. Die beiden Kurierfahrer sind demnach geständig. "Der Fall konnte dank des engagierten und personalintensiven Einsatzes des zuständigen Fachkommissariats schnell geklärt werden, das noch nie mit so großem Personalaufwand den Diebstahl eines Weihnachtsstollens zu ermitteln hatte."

Nach Angaben von Ermittlern handelt es sich bei der Meldung nicht um einen Scherz. Der Skandal um die verlorenen Daten der LBB entfachte eine neue Debatte über die Sicherheit von Kundendaten in deutschen Firmen. Betroffen waren nicht nur Daten der Bank, sondern auch von Partnern wie dem Automobilclub ADAC oder dem Buchhändler Amazon.

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15 Kommentare

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  • FG
    Frank Grimes

    Als die Post noch eine Behörde war und die Beförderungshoheit innehatte, als also Postboten noch Beamte waren und einen wirklich guten Job zu verlieren hatten, wäre so etwas nicht möglich gewesen wären. Wenn heutzutage hier und da ein Umschlag mit Bargeld verschwindet, ist das zwar schlimm genug, aber noch zu verkraften. Wohin aber der Privatisierungswahn in allen Bereichen führt, wohin es führt, wenn der Staat sich aus seinen Kerngeschäften zurückzieht, zeigt dieser Fall in wunderbar drastischer Weise.

  • T
    tommy

    bin bei der LBB. letzte woche wurde meine kreditkarte mit 2069,48 € belastet und ein computer von kreditkarten betrügern gekauft. ich muss zur polizei und hab scherereien. nervig!

  • G
    Gerti

    Mir ist schon mal während eines Fluges von Stuttgart nach Berlin Käse aus dem Rucksack geklaut worden. Die Bezahlung von Flughafenmitarbeitern scheint also auch eher dürftig zu sein.

    Leider, habe ich nicht zur Vertuschung etwas anderes in meinem Rucksack gefunden, das hätte spannend werden können...

  • D
    doris

    ist das Volk wirklich soooooo dumm, daß es diese Geschichte glaubt? Wenn ja, dann soll es sich ruhig weiter verhöhnen lassen.

  • S
    Sam

    Bei der branchenüblich schlechten Bezahlung von Kurierfahrern sollte es nicht wundern wenn

    ein Stollen eine Versuchung zum Mundraub darstellt.

    Bei der aktuellen Publicity sollte es uns ein Argument für einen fairen Mindestlohn sein.

  • AS
    andrej seuss

    Welche Münchhausen-Geschichten sollen wir denn noch glauben?

  • P
    Peter

    Weihnachtsstollen löst Datenskandal aus!

     

    Ja, ja und Bohnensuppe löst Klimawandel aus. Glaubt wirklich jemand diesen schlecht ausgedachten Geschichten, die den Schaden begrenzen sollen. Jetzt sind zwei einfache Kuriere verantwortlich für die Geschichte und nicht der lasche Datenschutz weltweit. Der ermöglicht nebenbei ganz neue Geschäftsfelder mit Megarenditen und daran soll sich auch nichts ändern. Solche Geschichten helfen dabei mit, dass es so bleibt . Danke liebe TAZ für das unvoreingenommene Nachbeten solcher Räuberpistolen.

  • PM
    Pas Materski

    hahahaha,

    haha+

    hahaha, ich glaub auch!

  • E
    egal

    unabhängig davon, ob man dieses zweifelhafte weihnachtsmärchen nun glauben möchte oder nicht, was ändert das an dem skandal? warum fragt eigentlich keiner unserer kritischen journalisten mal nach, wie es sein kann, das derartig sensible daten unverschlüsselt von einem nullachtfuffzehn kurierdienst verschickt werden? die beiden hungrigen spaßvögel hätten ja auch einfach das päckchen and die bank öffnen können und denen dann stattdessen nen stollen schicken können... hätte wohl auch mehr sinn gemacht, als für nen stollen für 80 cent seinen job und knast zu riskieren.

  • HP
    Heinz Paul

    Ich glaub' wirklich an den Weihnachtsmann!

  • M
    Magda

    Also - einerseits gibt es schon solche Geschichten, bei denen man nie im Leben glauben würde, dass sie wirklich passieren.

     

    Andererseits aber: Die PR-Fuzzis der Agenturen sind auch nicht ohne kreative Energie.

    Kurzerhand - die wollten alles irgendwie in ein mildes Licht tauchen, deshalb diese Geschichte.

     

    Ich habe mich entschlossen, das nicht zu glauben.

  • Y
    Yakitora

    Ist ja prächtig, wie die Realität die Satire mal wieder um längen geschlagen hat! :-)))

    Was mir dabei nur sauer aufstößt ist, daß eine Bank so sensibel mit ihren sensiblen Kundendaten umgeht, daß sie sie per Paket durch die Lande schickt, als ob es sich nur um ein popliges Backwerk handeln würde. Hab Dank, liebe Bank, für diese Wertschätzung!

  • V
    vic

    Hier zeigt sich, dass man Weihnachtsgebäck besser von einem Sicherheitsdienst transportieren lässt.

    Ich weiß nicht ob die Geschichte glauben soll. Wie wenig Lohn, um Himmels willen erhalten diese Leute denn, und steht neuerdings auf den Paketen drauf wenn ein Stollen drin ist?

    Und die Daten gehen ausgerechnet an die Presse. Ach, die Botschaft hör´ ich wohl...

  • H
    hjb

    Was eigentlich wie ein Witz klingt ist erschreckend.

     

    Statt jetzt wegen geringfügigen Diebstahls angeklagt zu werden, sollten die beiden nach meiner Meinung das Bundesverdienstkreuz oder eine ähnliche Auszeichnung erhalten!

     

    Der eigentliche Skandal hierbei ist, dass kritische persönliche Daten in klar lesbarer Form von schlecht bezahlten Kurierdienst-Mitarbeiten quer durch die Republik gekarrt werden, ohne dass irgendeine beteiligte Stelle irgendwelche Bedenken äussert.

     

    Die beteiligten Unternehmen verkünden nun, die Daten zukünftig verschlüsselt auf CDs zu verschicken. Wunderbar! Bleibt nur die Frage: warum wird in solchen kritischen Fällen erst jetzt, nach "Mundraub", auf eine seit ca. 20 Jahren zur Verfügung stehenden, vermutlich noch dazu wesentlich günstigere Technologie umgestellt?!? Wer hier in verantwortlicher Position die Entwicklung der letzten Jahrzehnte verpennt hat, wird wohl unaufgeklärt bleiben. Dass diese unhaltbare Situation öffentlich wurde, ist dem weihnachtlichen Hunger zweier vermutlich schlecht bezahlter Mitarbeiter am unteren Ende der Kette zu verdanken. Diesen beiden sollten wir dankbar sein, wenn sie auch nur durch Zufall einen solchen Missstand, wie er vermutlich noch an anderen Stellen herrscht, aufgedeckt haben!

  • R
    Rübezahl

    das ist schlicht unendlich komisch und erinnert sehr an den letzten coen-film "burn after reading". der ganze datenklau-gau wegen zwei spitzenidioten. geil. mehr davon.