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Weihnachtsforscher zum Karten-EklatDas Wort „Weihnachten“ hat gefehlt

Integrationsministerin Widmann-Mauz sorgt mit einer Weihnachtskarte für Aufruhr. Ein Weihnachtsforscher erklärt, wie die perfekte Weihnachtskarte aussieht.

Was Sie feiern ist Frau Widmann-Party-Mauz egal, hauptsache Sie feiern Foto: dpa
Aron Boks
Interview von Aron Boks

Die CDU-Integrationsministerin Annette Widmann-Mauz hat gemeinsam mit ihrer Pressestelle Weihnachtskarten verschickt. Darauf steht: „Egal woran Sie glauben… Wir wünschen Ihnen einebesinnliche Zeit und einen guten Start ins neue Jahr.“ Das Wort Weihnachten fehlt. In der Partei freut man sich nicht so über diese Karte

taz: Herr Becker-Huberti, was darf, Ihrer Meinung nach bei einer gelungenen Weihnachtskarte nicht fehlen?

Manfred Becker-Huberti: Der Bezug zur Weihnacht darf auf einer gelungenen Karte in keinem Fall fehlen, denn daraus ergibt sich erst die Kernbotschaft der Grußformel, nämlich: Segen und Glück. Deswegen kann ich den Missmut verstehen. Frau Widmann-Mauz hat wohl im Sinne der Political Correctness handelt. Dabei ist der damit verbundene politische Relativismus hier unangebracht.

Spielt der persönliche Glaube bei der Formulierung „Frohe Weihnachten“ eine Rolle?

Meiner Meinung nach spielt das Wort „froh“ im Bezug auf den Aspekt des Glaubens eine weniger bedeutende Rolle. Er bezieht sich vielmehr auf den Aspekt des Festes. Um auf die Botschaft des Weihnachtsfestes hinzuweisen, finde ich es besser das Wort „Segen“ zu verwenden. Weihnachten ist schließlich das Fest der Geburt des Erlösers Jesus Christus – wenn dieser geboren wird, ist das ein Segen und es ist wichtig diesen Segen an unsere Mitmenschen weiter zu tragen.

Wie sehen Ihre Weihnachtskarten aus?

Im Interview: Manfred Becker-Huberti

73, ist Professor an der katholischen Theologischen Hochschule Vallendar und Weihnachtsforscher

Dieses Jahr habe ich als Bildmotiv die Flucht der Israeliten aus Ägypten gewählt. Weihnachten ist auch das Fest der Besinnung. Wir können, indem wir uns an Geschichten aus der Vergangenheit erinnern, Lehren ziehen. In dieser Geschichte müssen Menschen vor anderen Menschen flüchten, da sie um ihr Leben bangen müssen. Diese Geschichte ist zurzeit sehr aktuell, da spielt es keine Rolle, ob es sich um Christen, Juden oder Muslime handelt, und es ist wichtig, dass wir uns dessen bewusst sind und diese Menschen unterstützen. Als Grußformel verwende ich auch nicht etwa „Frohe Weihnachten“, sondern wünsche „Gesegnete Weihnachten und Segen und Glück im neuen Jahr!“

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9 Kommentare

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  • Die Geburt des Rabbis aus Nazareth wird in der bibl. Weihnachtsgeschichte mit der Ankunft der 3 weisen Migranten verknüpft und das ist immer noch der 6. Januar (Epiphanias).

    Der eigentliche Skandal ist, dass die festlichen Saturnalien von einer jüdischen Sekte aus dem Nahen Osten übernommen, entheiligt und kommerzialisiert wurden.

    Ich werde die heilige Zeit um die Wintersonnenwende in altrömischer Tradition mit Suff, Völlerei und Beischlaf verbringen.

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @Adele Walter:

      ...was aber auch bereits die Kelten zelebriert haben ; )

  • Laßen wir das Religiöse mal weg, so ist/war Weihnachten schon immer etwas, was aus der Normalität stark abwich. In den Weltkriegen ruhten z.B. die Waffen, Menschen besinnen sich auf den eigentlichen Grundwert, - der Nächstenliebe, wenigstens einmal im Jahr versucht jeder sich am Riemen zu reißen etc. . Allein schon deshalb ist Weihnachten ein frohes und ein gesegnetes Fest. Leider nur einmal im Jahr. Mehr Nächstenliebe scheinen wir auch nicht zu schaffen, ob Christ, Atheist, Wasweisich.

  • Auch wenn Weihnachten stark kommerzialisiert ist und viele Heiden Weihnachten feiern, als Atheist fühle ich mich auch regelmäßig unwohl, wenn mir jemand frohe oder gesegnete Weihnachten wünscht.

    Why Nachten?



    Ich bin weihnachtslos glücklich!

    • @Blauer Apfel:

      Weihnachten ist ein Synkretismus:



      Die Missionare konnten den Heiden die Wintersonnenwende nicht austreiben und haben diesem Fest einfach einen neuen Sinninhalt gegeben, ganz ähnlich wie Ostern:



      Die Germanische Göttin der Fruchtbarkeit hieß Ostara - daher auch Ei und Hase als Symbole der Fruchtbarkeit.



      In diesem Sinne: Ein gesegnetes Wintersonnenwendfest. ;o)

  • Weihnachten ist eine jährlich wiederkehrende Zumutung - wie Steuererklärung und Zahnarztbesuch.



    Volle Autobahnen, Züge, Postämter und Müllcontainer.



    Am besten abschaffen und die freien Tage aufs Jahr verteilen!

  • "eine besinnliche Zeit" trifft die Stille und die Besinnung auf das Ereignis, dass ein Drittel der Erdbevölkerung mit der Geburt Jesus verbinden, als jüdischer Prediger/Begründer der christlicher Glaubenslehre NT mit den Lehren des vorchristlichen Judentums des Alten Testaments verbunden lt. Überlieferungen

  • Inwiefern ist Herr Becker-Huberti "Weihnachtsforscher" und was soll man sich darunter vorstellen?

    Für mich fühlt es sich auch befremdlich an, wenn man sich nicht mehr frohe Weihnachten wünschen können dürfte, nur damit man politisch korrekt ist. In Deutschland/ Europa ist Weihnachten nun mal Tradition. Das werden Eingewanderte doch akzeptieren können, auch wenn sie ein anderes Fest oder gar nichts feiern.

    • @Katrina:

      Da hast du Recht, Katrina. Ich für meinen Teil akzeptiere deine Kommerztradition voll und ganz. Den Halbdackeln, die als Letzbegründung "ist nun mal Tradition" angeben, gestehe ich ebenfalls das Existenzrecht zu.