Wehrpflicht für Frauen in Dänemark: Mehr Frauen an die Waffen
Frauen dürfen in Dänemark bislang freiwillig dienen, nun plant Kopenhagen eine Wehrpflicht. So will die Regierung auf die neue Bedrohungslage reagieren.
„Wir rüsten nicht auf, weil wir Krieg, Zerstörung oder Leid wollen. Wir rüsten auf, weil wir genau das verhindern wollen – in einer Welt, in der die internationale Ordnung infrage gestellt wird“, sagte die sozialdemokratische Regierungschefin Mette Frederiksen kürzlich.
Laut Verteidigungsminister vom liberal-konservativen Koalitionspartner Venstre habe sich die sicherheitspolitische Lage in Europa verschärft. Eine strengere Wehrpflicht, einschließlich einer vollständigen Gleichstellung der Geschlechter müsse „Anforderungen an die Verteidigung gerecht werden sowie zur nationalen Mobilisierung und Aufstockung unserer Streitkräfte beitragen“.
Derzeit unterliegen in Dänemark, einem Land mit knapp 6 Millionen Einwohner*innen, alle Männer ab 18 Jahren der Wehrpflicht. Frauen können sich seit 1998 freiwillig zum Dienst an der Waffe melden. Da in der Regel mehr Anwärter*innen für tauglich befunden werden, als Plätze in den Streitkräften zu vergeben sind, entscheidet ein Losverfahren über den Einsatz.
Elf Monate Wehrdienst
Im vergangenen Jahr leisteten 4.700 Dän*innen Wehrdienst, ein Viertel davon waren Frauen. Mit der neuen Regelung hofft die Regierung, die Anzahl der Rekrut*innen auf mindestens 5.000 pro Jahr erhöhen zu können. Der Wehrdienst, der vier Monate dauert, soll auf elf Monate verlängert werden.
In den ersten fünf Monaten findet eine Art Grundausbildung statt, bevor eine sechsmonatige spezielle Einweisung in den jeweiligen Spezialeinheiten (zum Beispiel Luftwaffe, Marine oder andere) erfolgt.
Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine hat auch in den nordischen Staaten Ängste und das Gefühl, massiv bedroht zu sein, signifikant verstärkt. Das gilt vor allem für die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen, aber auch für Finnland und Schweden – mittlerweile beide Mitglieder der Nato.
Auch Dänemark, einer der Gründerstaaten des westlichen Verteidigungsbündnisses, ist ein wichtiger Unterstützer der Ukraine. Kopenhagen hat angekündigt, Kyjiw in diesem Sommer F-16-Kampfjets liefern zu wollen. Auch die eigene Armee soll ertüchtigt werden.
Derzeit werden in Dänemark 1,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigungsausgaben aufgewendet. Um das von der Nato geforderte 2-Prozent-Ziel zu erreichen, sind in den kommenden fünf Jahren Investitionen in Höhe von umgerechnet 5,4 Milliarden Euro geplant, unter anderem für Luftabwehrsysteme sowie eine Brigade mit 6.000 Soldat*innen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören
Jens Bisky über historische Vergleiche
Wie Weimar ist die Gegenwart?
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche