piwik no script img

Wegen zerstörter Graffiti in New YorkSprayer erhalten 6,7 Millionen Dollar

Eine Jury hatte geurteilt, dass die Zerstörung der Graffiti-Werke in „5Pointz“ illegal war. Nun erhalten die Künstler einen hohen Schadenersatz.

Fast ausschließlich Kunst: das „5Pointz“-Gebäude vor dem Abriss Foto: ap

Berlin taz/afp | 21 Graffiti-Künstler, deren Werke am „5Pointz“-Gebäudekomplex 2013 zerstört wurden erhalten 6,7 Millionen Dollar Schadenersatz. Wie die New York Times berichtet, bestätigte ein Richter am Montag eine Geschworenen-Entscheidung, dass die Mehrheit der 49 gesprayten Werke als Kunst geschützt waren und deshalb nicht zerstört werden durften.

In dem Fall geht es um die berühmte Graffiti von „5Pointz“ in einer Industrieanlage im New Yorker Stadtteil Long Island City. Mehr als 20 Jahre lang hatte der Immobilieninvestor Jerry Wolkoff Graffiti-Künstlern erlaubt, sich dort an einem früheren Lagerhaus zu betätigen. „5Pointz“ wurde zu einem Mekka für Sprayer aus der ganzen Welt und einer Touristenattraktion.

Dann ließ Wolkoff jedoch das Lagerhaus im Jahr 2014 abreißen, um Platz für eine luxuriöse Wohnanlage zu schaffen. Die Graffiti hatte er zuvor übertünchen lassen. Die Künstler verklagten ihn auf Schadenersatz. Sie führten ins Feld, dass der Unternehmer ihnen keine Zeit gegeben habe, um ihre Werke zu retten.

Die Geschworenen hatten im November entschieden, dass 36 der 49 zerstörten Werke einen anerkannten Rang als Kunst gehabt hätten und deshalb nicht zerstört werden durften. Der Richter ging nun über die Entscheidung hinaus und stufte 45 Werke als schützenswert ein.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Es war ja vermutlich nicht die letzte Instanz. Wenn man sein Eigentum nicht mehr zerstören darf, nachdem andere es verschönert haben, wird in den USA ein Volkssturm losbrechen. Die halten ja sogar eine Krankenversicherungspflicht für Sozialismus.

    Sein eigenes Grundstück nicht neu bebauen dürfen ist dagegen ja wirklich ein Eingriffs ins heilige Privateigentum.

  • "Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen, Amen" möchte ich dazu nur sagen – und dass es das nun wohl endgültig gewesen ist mit der Kunstfreiheit.

     

    Was eventuell noch übrig war von der Freiheit „echter Kunstwerke“, nachdem der Immobilieninvestor Jerry Wolkoff sein Lagerhaus ganz nach eigenem Gusto erst zur Verfügung gestellt und dann doch abgerissen hat, ist dadurch ruiniert, dass staatliche Gewalt abschließend urteilen durfte. Kunst wird so endgültig zur Ware, die sich über ihren Preis definiert, nicht über ihren Einfluss auf das Denken des Betrachters.

     

    Immerhin: Es ist nicht bloß ein lächerliches Linsengericht, für das die Sprayer ihr Erstgeburtsrecht eingetauscht haben. Es soll, liest man, schon schlechtere Deals gegeben haben in der Weltgeschichte. Hunger im Ursprungssinn des Wortes haben die „Künstler“ offenbar schon nicht mehr gehabt. Die USA sind wohl doch eine ziemlich reiche Nation. Eine, die sich ganz viele Hofnarren noch immer sehr gut leisten kann.

    • @mowgli:

      Mich fasziniert immer wieder, hier kulturell-ignorante Kommentare wie diesen zu lesen, geschrieben aus einer Überheblichkeit heraus, die ich nur bei Deutschen so erlebt habe. Es stimmt zwar, dass 5Pointz nur wegen Wolkoffs Kooperation so lange bestehen konnte. Was Sie aber bequemerweise übergehen, ist die Tatsache, dass sich der Ort über die Jahre zur Touristenattraktion entwickelt hat UND die umliegende Gegend wiederbelebt hat.

       

      Was Sie ebenfalls ignorieren ist, wodurch 5Pointz schlussendlich ersetzt wurde: Luxusapartements. Denn die braucht New York City dringend, wen kümmern schon Mietpreise und Kunst. Denn auch gut gemachtes Graffiti ist künstlerischer Ausdruck, was immer Sie in Ihrer deutschen Blase sonst dazu meinen mögen. Das Gericht hat genau das bestätigt und aufgrund bestehender Gesetze hat die Jury ein entsprechendes Urteil gefällt. Gott sei Dank hängt das nicht an "Kunstkritikern" wie Ihnen.

       

      Wenn Sie sich übrigens weitergehend informieren möchten über den Sachverhalt und das Urteil, empfehle ich Ihnen diesen Artikel: https://www.nytimes.com/2017/11/07/nyregion/5pointz-graffiti-jury.html