Waze hoch gehandelt: Google vor Übernahme von Navi-App
Brancheninsidern zufolge will der Internetkonzern das Start-up Waze übernehmen. Das könnte wertvolle Nutzerdaten liefern.
BERLIN taz | Der Internetkonzern Google steht Berichten zufolge kurz vor einer Übernahme der Navigations-App Waze. Wie das Wall Street Journal berichtet, soll Google dafür über eine Milliarde Dollar zahlen. Erst Ende Mai gab es Meldungen, denen zufolge eine Übernahme des 2008 gegründeten Start-ups durch Facebook geplatzt sein sollte.
Die Navigations-App für Mobiltelefone geht über das hinaus, was Googles eigener Kartendienst Maps leistet. Waze gewinnt aus den zurückgelegten Routen der Nutzer Informationen etwa über die Verkehrsdichte. Gleichzeitig können Nutzer aktiv mitwirken und etwa Baustellen, Unfälle oder Geschwindigkeitskontrollen melden.
Die Informationen erhalten Fahrer, die sich in der Gegend befinden. Für die Anwender ist der Dienst kostenlos. Er finanziert sich über Werbung, die standortabhängig angezeigt wird. Ende Februar gab das Unternehmen bekannt, bei 40 Millionen Nutzern zu liegen.
Weder Google noch Waze äußerten sich gestern zu den Gerüchten. Doch der Preis deutet an, wie wichtig die großen Internetkonzerne Kartendienste nehmen. Das hat vor allem zwei Ursachen: Zum einen nimmt die Internetnutzung auf mobilen Geräten zu. Mit Diensten, die vor allem für solche Geräte geeignet sind, lassen sich Werbeeinnahmen generieren. Zum anderen liefern sie – beispielsweise durch die GPS-Funktion, mit der sich Nutzer nicht nur Staus, sondern auch etwa Restaurants anzeigen lassen können – wertvolle persönliche Daten.
Google dominiert derzeit den Markt der Onlinekarten. Ein Versuch von Apple im vergangenen Herbst, sich darin zu etablieren, scheiterte, weil sich zahlreiche Nutzer über Fehler in der Software beschwerten. Eine freie Alternative bietet der Dienst Open Street Map, der auch den Export des Kartenmaterials in Navigationsgeräte erlaubt.
Einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge plant Google zudem den Start eines Vergleichsportals für Autoversicherungen in Deutschland. Das Geschäftsmodell wäre das übliche: Versicherer verkauften ihre Produkte über das Portal und zahlten dafür eine Provision. Google hätte jedoch einen zentralen Vorteil: Über Quellen wie das eigene Werbenetzwerk verfügt das Unternehmen bereits über eine Reihe von Informationen über die potenziellen Versicherungskäufer.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!