Wasserpolitik in Berlin: Golfplätzen den Hahn zudrehen
Trotz Dürren und Wasserknappheit wird auf Berliner Golfplätzen das kostbare Nass unkontrolliert verschwendet. Die Linke will das ändern.

Demnach gibt es in Berlin insgesamt drei Golfanlagen mit mindestens einem 18-Loch-Platz. Zu kleineren Anlagen macht die Senatsumweltverwaltung keine Angaben. Die Golfplätze liegen in Spandau, Pankow und Zehlendorf und befinden sich auf landeseigenen Flächen, die per Erbbaurecht an die Betreiber verpachtet werden.
Wie aus der Antwort der Senatsverwaltung hervorgeht, beträgt der genehmigte Wasserverbrauch der drei Anlagen ein Tausendstel des Gesamtumsatzes der Berliner Wasserbetriebe. „Das ist sehr viel und völlig übertrieben“, kritisiert Gennburg. Hinzu komme, dass die Kosten mit 31 Cent pro Kubikmeter nur einen Bruchteil des Preises der Wasserbetriebe betragen – weil das Wasser versickert. Normalerweise liegt der Kubikmeterpreis aber bei 1,69 Euro. „Das ist dreist“, so die Abgeordnete.
Zumal Golfer*innen nicht unbedingt zur ärmeren Bevölkerungsschicht gehören: 1.300 Euro beträgt die Aufnahmegebühr in einen Golfclub, hinzu kommen 1.650 Euro Jahresbeitrag. Gennburg sieht darin ganz klar eine Klassenfrage. „Wer sich das leisten kann, darf Wasser verschwenden.“
Ungerechte Flächenverteilung
Auch die Flächenverteilung zugunsten einiger weniger reicher Leute sieht die Abgeordnete kritisch. So werden die insgesamt rund 200 Hektar Golfplatz von nur 4.100 Menschen genutzt. „Berlin hält gut betuchten Leuten eine Fläche von der Größe des Tiergartens vor, auf der eine immense Wasserverschwendung stattfindet“, so Gennburg. „Das muss aufhören. Wir können uns das in Zeiten von Klimakrise und Wasserknappheit nicht leisten.“
Katalin Gennburg, Linke
Die Linke-Abgeordneten Kocak und Gennburg fordern, die Golfplätze zu schließen und die Grünflächen für die Allgemeinheit zu öffnen. Da es sich um landeseigene Flächen handelt, wäre das möglich. „Wir brauchen mehr Parks, mehr Wildblumen und Bienen“, sagt Gennburg. Das sei besser für die Biodiversität und das Klima. „Golfplätze sind so überflüssig wie Privatjets.“
Kontrolliert wurde der Wasserverbrauch der Golfplätze übrigens das letzte Mal im Jahr 2019 – also vor den Dürresommern. Ob sich die Betreiber*innen in den Trockenzeiten an die Vorgaben gehalten oder diese zugunsten eines grünen Rasens überschritten haben, weiß also niemand. Für Gennburg ist klar: Bei der Rationierung von Wasser im Rahmen einer Wasserstrategie darf Umweltsenatorin Manja Schreiner Golfplätze nicht ausnehmen. Im Gegenteil: „Da könnte mal wieder der Wasserzähler kontrolliert werden.“
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