Was es alles für Einfälle zum Feld gab: Kein Wald, kein Berg, kein See, keine ZLB
Der Senat hat schon früher Ideenwettbewerbe fürs Tempelhofer Feld ausgeschrieben. Es gab schon einige große Ideen. Woraus alles nichts geworden ist.
Drei Jahre hatte das Verfahren gedauert, in dem der Senat Pläne für die Gestaltung des Feldes entwickeln wollte. Im Mai 2011 wurden dann Entwürfe vorgestellt, die beim Wettbewerb der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung in die engere Auswahl gekommen waren. Sechs Entwürfe wurden in einer Ausstellung gezeigt. Der Siegerentwurf sah unter anderem Wege in elliptischen Formen vor, eine Wasserfläche, die im Winter zur Eislaufbahn wird, einen zentralen Pavillon und am östlichen Rand des Feldes einen 60 Meter hohen Berg.
Nun, mit künstlichen Bergen kennt Berlin sich ja eigentlich gut aus. Der Mont Klamott im Volkspark Friedrichshain, bestehend aus Bunkerresten und Bauschutt aus dem kriegszerstörten Berlin, ist seit 1949 rund 78 Meter hoch. Und im Tierpark Friedrichsfelde verwandelte sich ein 60 Meter hohe Trümmerberg mit viel Aufwand und Geld in das Himalaja-Gebirge, im April 2022 wurde es eröffnet.
Es braucht also keinen weiteren künstlichen Berg auf dem ach so flachen Tempelhofer Feld. Im April 2012 öffnete ein Info-Pavillon, der Besucher:innen des Tempelhofer Feldes über die künftige Parkgestaltung informierte. Zu sehen war natürlich der Entwurf eines schottisches Planungsbüros, das sich mit seinem Entwurf zur künftigen Parklandschaft durchgesetzt hatte.
Wettbewerb Zur künftigen Nutzung und möglichen Teilbebauung des Tempelhofer Feldes startet der Senat an diesem Mittwoch einen Ideenwettbewerb. Er richtet sich an Planungsteams aus den Bereichen Stadtplanung, Architektur und Landschaftsarchitektur in ganz Europa.
Debatte Wegen der bekannten Widerstände gegen eine Bebauung betonte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung: Angesichts der Wohnungsnot seit dem Volksentscheid 2014, bei dem eine Mehrheit sich gegen jede Bebauung der Feldes aussprach, sei eine neue Debatte über die Zukunft des Tempelhofer Feldes nötig. Durch den Wettbewerb sollten zunächst Ideen gesammelt werden. Der schwarz-rote Senat möchte das Bebauungsverbot kippen, der Ideenwettbewerb soll dafür offenkundig Argumentationshilfe liefern.
Phasen Der Ideenwettbewerb ist in zwei Phasen über sieben Monate gegliedert. In der ersten Phase werden aus den Entwürfen durch ein Preisgericht bis zu 20 Konzepte ausgewählt. Diese Teams können dann ihre Entwürfe in einer zweiten Phase konkretisieren. Im Juni 2025 soll die Jury, in der neben Experten auch normale Bürger sitzen, die besten fünf Entwürfe auswählen. Schon zuvor hatte es sogenannte Dialogwerkstätten gegeben, in denen 275 zufällig ausgewählte Berlinerinnen und Berliner über die Zukunft des Feldes diskutierten. (dpa, taz)
Der Bau eines Sees wurde sogar angekündigt
Die am Computer zusammengesetzten Aufnahmen sollten einen Ausblick auf die Zukunft geben: Man sah den stillgelegten Flughafen aus der Luft mit Wasserbecken und kleinem Wald. Bereits im Oktober 2013 hatte der damalige Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) den Bau eines künstlichen Sees, 3 Hektar groß, auf dem Feld angekündigt. Gegen das Vorhaben klagte der Bund für Umwelt und Naturschutz. Was aus See und Wald geworden ist, lässt sich ja auf dem Feld begutachten.
Ein Jahr später hatte sich auch die Idee erledigt, die Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) im stillgelegten Flughafen anzusiedeln – Platz wäre ja genug gewesen. Der Volksentscheid im Mai 2014 machte diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung. Das Elend mit der Standortsuche für die ZLB hält bekanntlich bis heute an. Das Tempelhofer Feld bringt solchen Groß-Ideen einfach kein Glück. Zuletzt machte im Sommer dieses Jahres der unausgegorene Plan einiger Investoren um den Gründer des „EUREF-Campus“, Reinhard Müller, die Runde.
Die absurde Idee: Warum nicht die Messe Berlin von ihrem jetzigen – zwar sanierungsbedürftigen, aber ja bestens funktionierenden – Standort am Funkturm abziehen und im Tempelhofer Flughafengebäude sowie einem halben Dutzend neu zu bauender Hallen auf dem betonierten Vorfeld ansiedeln. Doch davon wollte Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) nichts wissen. Die Berliner:innen auch nicht.
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