Warum sich ein sportverein vor GEricht erklären muss: NPDler ausgeschlossen
Die NPD Hamburg unter ihrem Landesvorsitzenden Lennart Schwarzbach schimpft auf ihrer Website über den Vorsitzenden des TuS Appen Wilfred Diekert. Der Sportverein aus der schleswig-holsteinischen Gemeinde Appen bemüht sich gerade, ein NPD-Mitglied auszuschließen. Der NPDlerwehrt sich dagegen vor dem Amtsgericht Pinneberg. Diekert nimmt die Anfeindungen gelassen: Sie seien ihm egal, sagte er der taz.
Die NPD versucht, den Ausschluss ihres Mitgliedes als willkürlichen Akt eines autoritären Vereinsvorsitzenden darzustellen: „Es ist schon lange bekannt, dass Systemparteien, statt sich inhaltlich mit der NPD auseinanderzusetzen, lieber darauf zurückgreifen, deren Mitglieder und Funktionäre im Privatleben zu terrorisieren“, schreibt sie. Mit dem Chef des TuS Appen hätten die „Systemparteien“ wieder jemanden für ihre schmutzige Arbeit gefunden.
„Quatsch“, sagt Diekert. „Ich habe da gar nichts alleine entschieden“. Mehr als 1.500 Mitglieder hat der Verein, dessen Angebot von Fußball über Turnen und Judo bis zu Tennis reicht. Spieler der Herrenfußballmannschaft hätten beantragt, ihren Mitspieler wegen NPD-Zugehörigkeit auszuschließen, sagt Diekert. Es habe Streit in der Mannschaft gegeben. Der Vorstand beriet den Antrag und sprach sich für den Ausschluss aus. Um sich nach rechts abzugrenzen und Handlungsspielraum zu gewinnen, hatte der Verein zuvor seine Satzung geändert.
Der NPDler wandte sich an das Amtsgericht, weil ihn weder der Vereinsvorstand noch das Ehrengericht habe anhören wollen. Am 24. März habe er vor Gericht seine Einwände vortragen können, schreibt die Partei – und gibt sich zuversichtlich.
arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.
Diekert sieht dem Urteil entspannt entgegen: „Warten wir mal ab, unser Rechtsbeistand konnte unsere Position klar darlegen“, sagt er. Am 13. April will das Gericht seine Entscheidung verkünden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen