Warum rechtsradikale Anschläge nicht bekannt werden: Brandstiftung unbeachtet
Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen, die Täter aber schon entdeckt. In der Nacht zum 19. April versuchten zwei Männer in Wirdum eine Flüchtlingsunterkunft anzuzünden. An die 30 Menschen waren in Gefahr. Allein dem Glück, dass eine Frau aufgewacht war, ist zu verdanken, dass nur zwei Frauen verletzt wurden, die anderen sich über Feuerwehrleitern retten konnten. „Die Männer war sehr angetrunken“, sagt Katja Paulke, Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft Aurich.
Über ihre Motive hätten sich die 22 und 28 Jahre alten Brookmerländer nicht geäußert, sagt Paulke. Die Polizei war anfänglich von einem technischen Defekt ausgegangen. In der Öffentlichkeit löste der Anschlag auf das Mehrfamilienhaus, dessen Bewohner überwiegend aus Rumänien kommen, auch prompt kaum Reaktionen aus.
Seit Jahren warnen Beratungsstellen für Opfer rechter oder rassistischer Gewalt davor, zu schnell mögliche politische Hintergründe auszublenden. Häufig erleben sie, dass die Medien nicht nachfassen, wenn die Behörden diesen Ermittlungsansatz nicht erwähnen. Nachfragen durch Journalisten sei aber geboten, heißt es bei „Lobbi“ (Landesweite Opferberatung, Beistand und Information für Betroffene rechter Gewalt für Mecklenburg-Vorpommern) und „Arug“ (Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt) in Niedersachsen.
Experten befürchten, dass der statistisch erfasste Anstieg von Anschlägen nicht das reale Ausmaß wiedergibt. Im ersten Halbjahr diesen Jahres zählte das Bundesinnenministerium 202 Überfälle auf Flüchtlingsunterkünfte – fast so viele wie im ganzen Jahr 2014.
arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland
Knapp vier Wochen nach dem Anschlag in Wirdum brachten Zeugenaussagen die Polizei auf die möglichen Täter. Ein Brandsachverständiger ermittelte, dass das Feuer vorsätzlich gelegt worden war.
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