Warum Leverkusen Fußballmeister wird: Leverkusen, deine Musikschüler!
Leverkusen wird Meister. Zeit für eine etwas andere Liebeserklärung an die künftige Fußballmeisterstadt am Rande des Karnevals und am Ufer der Dhünn.

F reitagabend gegen 22 Uhr waren die Ersten schon so weit, ihr DAZN-Abo zu kündigen: Wozu noch weiter Geld im Wert von zwei große Kisten Limo pro Monat in einen Streamingdienst pusten, wenn doch eh schon klar ist, wie der ganze Bums ausgeht?
Bayer Leverkusen hatte zu dem Zeitpunkt dreimal aufs Tor des BVB geschossen und dreimal getroffen, der zwischenzeitliche Anschluss für Dortmund war ohnehin bedeutungslos, weil er auf das Spiel herunterkam wie der Heilige Geist. Und: Bayer Leverkusen hatte für diese Performance noch nicht einmal seinen Unterschiedsspieler gebraucht, Florian Wirtz kam nicht rechtzeitig zur Vorbereitung der Partie über den Rhein; er nahm sich sozusagen einen Brückentag.
Jedenfalls, der BVB, der in dieser Saison bisher kein Heimspiel verloren hat, bekam keinen Fuß in die Tür, wohingegen Leverkusen in einer Souveränität auftrumpfte, als hätte es den Stotterstart zu Beginn der Saison schlicht nie gegeben.
Stadtzwergverein kommt groß raus
Eingedenk der Tatsache, dass Bayern München aktuell alles andere als sattelfest wirkt und gerade in Spielen gegen große Kontrahenten regelmäßig arg limitiert wirkt, angesichts auch der schlaftrunkenen Gesamtsaisonperformance aller anderer Kontrahenten inklusive Dortmund ist im Grunde ja völlig klar, wer das Rennen machen wird: dieser Stadtzwergverein da am Rande des Karnevals.
Eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Leverkusens, das sei am Rande erwähnt, ist übrigens die örtliche Musikschule, ein schnöder, schmuckloser Backsteinbau ohne Balkone. Wie ein Feingeist wie Jeremie Frimpong in so einer Stadt überleben kann, versteht kein Mensch; vermutlich wohnt er in Düsseldorf.
Für den täglichen Weg zum Trainingsgelände hat er einen Fahrer engagiert, er zieht eine Schlafmaske auf, damit die triste Architektur – die Stadt sieht halt aus, als hätte man eine Autobahn in die Senkrechte verlängert – nicht auf seinen zarten Netzhäuten reflektiert.
Aber schlussendlich hat sich Dortmund tatsächlich noch mal gefangen, sogar den nochmaligen Anschluss erzielt und damit DAZN einen Haufen Abokündigungen erspart: Hätten sie noch mal sauber aufs Tor geschossen, diese Borussen, wäre es vermutlich sogar noch mal spannend geworden!
War aber nicht, wurde es aber nicht, und selbst wenn Bayern München am Samstagabend mit Ach und Kane gegen Gladbach gewann, ist völlig klar: Leverkusen wird Meister, die Musikschule wird platzen vor Stolz, das wäre das Beste für alle.
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