Warnstreiks im öffentlichen Dienst: Arbeitskampf in Norddeutschland
Verdi hat die Streiks in den Norden verschoben, betroffen sind Kindertagesstätten, Krankenhäuser und Verwaltungen. Die Arbeitgeber haben noch immer kein Tarifangebot gemacht.
KIEL/SCHWERIN/HAMBURG dpa/dapd | Die Gewerkschaft Verdi hat am Dienstagmorgen die Warnstreiks im öffentlichen Dienst nach Norddeutschland verlagert. In Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg Vorpommern legten Beschäftigte von Kommunen und Bund die Arbeit nieder. Im Laufe des Tages waren zudem Arbeitsniederlegungen im Süden Baden-Württembergs geplant.
Die Warnstreikwelle hatte am Montag in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland begonnen. Am Mittwoch soll sie Nordrhein-Westfalen erfassen. Die Gewerkschaften verlangen für die bundesweit zwei Millionen Beschäftigten eine Erhöhung der Einkommen um 6,5 Prozent, mindestens aber um 200 Euro. Aus Sicht der Arbeitgeber, die noch kein Angebot vorgelegt haben, ist dies viel zu viel. Die Verhandlungen gehen in der nächsten Woche weiter.
In Schleswig-Holstein sind unter anderem Kindertagesstätten, Krankenhäuser, die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung, Stadtverwaltungen und die Müllabfuhr betroffen. Man sei mit der Beteiligung zufrieden, sagte eine Verdi-Sprecherin in Kiel. Ähnlich äußerte sich auch ein Gewerkschaftssprecher in Lübeck. In Lauenburg an der Elbe ruhte seit dem frühen Morgen die Arbeit im Wasser- und Schifffahrtsamt.
Im Notstrommodus
In Hamburg waren vor allem Kindertagesstätten und Bundesbehörden waren betroffen. „Von 178 Kitas sind 24 geschlossen, die anderen laufen im Notstrommodus“, sagte Verdi-Sprecher Jörg-Dieter Bischke-Pergande. Mehrere hundert Beschäftigte versammelten sich am Morgen zu einer zentralen Streikkundgebung vor dem Gewerkschaftshaus in der Innenstadt.
In Rostock versammelten sich vor dem Rathaus nach Verdi-Angaben Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Alle Ortsämter der Hansestadt sollen den ganzen Tag geschlossen bleiben. Geplant sind auch Warnstreiks bei der Rostocker Agentur für Arbeit. Weitere Schwerpunkte des Warnstreiks in Mecklenburg-Vorpommern sind Wolgast sowie mehrere Bundeswehr-Standorte.
Derweil hat sich der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel angesichts der Warnstreiks für eine deutliche Anhebung der Tarife ausgesprochen. In den letzten Jahren sei massiv gespart worden, insbesondere beim Personal, sagte Gabriel im Bayerischen Rundfunk. Der öffentliche Dienst habe bei der Entwicklung der Reallöhne in den vergangenen zehn Jahren an drittletzter Stelle gestanden.
Leser*innenkommentare
Hans
Gast
Super-SPD-Gabriel auf der Seite der ÖD-Beschäftigten: Dann kann er ja mal Olaf Scholz anrufen und mindestens 4 Prozent oder eben 200 EURO mehr durchsetzen. Das Problem heißt doch nicht CDU oder SPD, sondern bei den Beschäftigten sparen. Und gerade die Hamburger SPD dist garantiert nicht auf der Seite der Erzieherinnen oder der Müllleute, sondern die würden denen am liebsten noch mehr Geld wegnehmen.