Waldbrände in Kanada: Nur ein Weg aus dem Inferno
Die Feuer in Labrador und Neufundland sind außer Kontrolle. 2023 wurden bei kanadischen Waldbränden drei Milliarden Tonnen CO2 freigesetzt.
Aus Labrador City, einer der Städte, deren Bevölkerung seit Freitagabend aufgerufen war, die Gegend zu verlassen, führt nur eine einzige 500 Kilometer lange Straße Richtung Osten aus dem bedrohten Gebiet hinaus. Videos in sozialen Netzwerken zeigen lange Autoschlangen vor dichten Rauchwolken. Die Flammen sollen sich minütlich 50 Meter voranbewegen, Löschflugzeuge wegen der Bedingungen vor Ort nicht einsetzbar sein.
Solche Bilder aus den kanadischen Wäldern sind nicht neu, aber sie kommen immer öfter vor. Schon im vergangenen Jahr hatten Waldbrände in dem nordamerikanischen Land bis dahin ungekannte Ausmaße angenommen. Acht Feuerwehrleute kamen ums Leben, 230.000 Menschen mussten evakuiert werden.
Die Folgen für Umwelt und Klima waren gigantisch und spielen auch global eine Rolle: Einer in dem Fachmedium Global Change Biology veröffentlichte Untersuchung des World Resources Institute zufolge waren ein Viertel aller weltweiten Verluste von Bäumen durch Brände 2023 auf die Feuer in Kanada zurückzuführen. Knapp 78.000 Quadratkilometer Wald verbrannten. Das ist in etwa die Fläche von Tschechien. Die Brände setzten beinahe drei Milliarden Tonnen des Treibhausgases CO2 frei – mehr, als das gesamte Land Indien im gleichen Jahr durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas produzierte.
Immer mehr, immer schlimmer
Eine andere Studie australischer Forscher:innen in Nature Ecology & Evolution zeigt, dass sich die Anzahl und Intensivtät extremer Waldbrände in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdoppelt haben. Grund sei die menschengemachte globale Erhitzung. Die Forscher:innen hatten rund 3.000 auffallend große Buschbrände untersucht, die zwischen 2003 und 2023 stattgefunden hatten. Ergebnis: In diesem Zeitraum nahm die Häufigkeit ihres Auftretens um das 2,2-Fache zu, die jeweils 20 stärksten Brände pro Jahr hatten 2023 mehr als doppelt so starke Auswirkungen wie 2003. Dabei hatte es von 2016 auf 2017 einen Sprung gegeben.
Die Wissenschafter:innen plädierten für eine effektivere Klimaschutzpolitik, aber auch für eine Anpassung an die Erhitzung, etwa durch eine bessere Waldbewirtschaftung.
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