Waldbesetzung in Sachsen-Anhalt: Protestlager gegen A14 aufgegeben
Waldbesetzer in Sachsen-Anhalt verlassen wegen der Brandgefahr ihr Camp Moni – auch wegen der Angriffe mutmaßlich Rechter.
Damit meinen sie allerdings nicht nur die wegen der Hitze gestiegene Feuergefahr. Zwei der AktivistInnen, die ihre Namen nicht in der Zeitung lesen wollen und betonten, nicht für alle BesetzerInnen zu sprechen, erklärten gegenüber der taz, dass sie mit dem Verlassen des Walds gleich zwei drohende Brände bannen wollten: „Einerseits wollten wir den politischen Brand in der Region verhindern, der durch rechte Stimmungsmache angefacht wurde, andererseits die Brände auf dem Zunder einer vertrockneten Monokultur im Wald.“ In der „versteppten und rechts aufgeladenen Region“ reiche ein Funke für ein Feuer.
Damit verweisen sie auf den Brand des Seehauser Kulturbahnhofs vor einigen Wochen. Das seit Jahrzehnten leer stehende Gebäude wurde den jungen AktivistInnen vom Eigentümer kostenfrei zur Nutzung überlassen. In den letzten Monaten hatten sie Schutt abgetragen und die Bahnhofsruine in Eigenleistung zu einen sozialen Zentrum mit Wohnzimmeratmosphäre gemacht. Alte Sofas wurden restauriert, und in der ehemaligen Wartehalle nahmen gelegentlich auch ältere BewohnerInnen Platz, die sich gern an die Zeit erinnerten, als der Bahnhof noch funktionsfähig war.
Doch die AktivistInnen waren auch immer wieder Angriffen der rechten Szene in der Region ausgesetzt. Bereits im vergangenen Jahr gab es zwei Brandanschläge auf den Kulturbahnhof. Am 18. Juni 2021 hatte ein Mann Mitglieder einer Versammlung gegen den Weiterbau der A14 vor dem Bahnhof mit einer Paintball-Waffe beschossen. Er verletzte dabei den Politiker Zoltan Schäfer (Grüne) und einen 13-jährigen Jungen leicht. Der mutmaßliche Täter soll eine Haube getragen haben, die an den Ku-Klux-Klan erinnert, berichteten ZeugInnen. Die Ermittlungen dauern noch an. Auch nach dem Brand vor einigen Wochen, der das Gebäude stark beschädigte, wird weiter in alle Richtungen ermittelt. Die Polizei schließt einen Anschlag nicht aus.
Nach der Aufgabe des Camps wollen sich einige der BesetzerInnen weiter in der Region engagieren. Zunächst, sagten die zwei AktivistInnen der taz, nehmen sich alle Beteiligten aber erst mal Zeit, die eigenen Fehler zu reflektieren und Kraft für neue Projekte zu schöpfen.
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