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Wahltag in der ElfenbeinküsteVorsicht, es wird gewählt

In der Metropole Abidjan gibt es wenige Störungen im Wahlablauf. Es gibt aber auch nur vereinzelt großen Andrang vor den Wahllokalen.

Der Wahlzettel: Links der Amtsinhaber, in der Mitte die beiden Boykotteure Foto: Luc Gnago / reuters

Abidjan taz | Noch Stunden später sind zahlreiche Bewohner*innen von Blockhauss wütend. Blockosso, wie die Gegend uch genannt wird, ist ein eigenes Dorf inmitten des schicken und teuren Stadtteils Cocody in der ivorischen Metropole Abidjan – eins, das sich der Opposition zugehörig fühlt. Deren Anhänger*innen errichteten am Samstagmorgen vor der Grundschule Barrikaden, um dort Wähler*innen von der Stimmabgabe fernzuhalten. Die Polizei setzte Tränengas ein.

„Wir wollen Alassane Ouattara nicht mehr. Kein drittes Mandat“, ruft eine Händlerin. Ein Passant ballt die Faust: „Die Elfenbeinküste muss endlich unabhängig werden.“ Auch wenn am Nachmittag die Polizei längst abgezogen ist, bleibt die Stimmung aufgeheizt.

Die Opposition in der Elfenbeinküste hatte zum „aktiven Boykott“ der Wahl am 31. Oktober aufgerufen, bei der Präsident Alassane Ouattara für eine von seinen Gegnern als verfassungswidrig abgelehnte dritte Amtszeit angetreten ist. „Aktiver Boykott“ heißt: die Wahl gar nicht erst stattfinden zu lassen. In Blockhauss gelang das nur halb. Die Wahlkommission entschied kurzerhand, im Lycée Classique anderthalb Kilometer entfernt abstimmen zu lassen. Dorthin verirrt sich aber niemand.

In einem Wahllokal bitten die beiden Helfer darum, keine Fotos zu machen. Die Angst, dass ihre Gesichter in sozialen Netzwerken auftauchen und Oppositionsanhänger*innen sie attackieren, ist zu groß. In einer der durchsichtigen Urnen liegen drei Stunden vor Schließung gerade einmal vier Stimmzettel. In einer anderen sind es etwa ein Dutzend.

Aus verschiedenen Städten im Land wird am Wahltag berichtet, dass Unterlagen zerstört und Wahllokale angegriffen wurden. Am Samstag Mittag spricht Ibrahime Kuibert-Coulibaly, Präsident der Wahlkommission, von 30 bis 40 betroffenen Wahllokalen landesweit.

Opposition feiert ihren Sieg

In den sozialen Medien zirkulieren allerdings Karten, die suggerieren, dass im Süden der Urnengang komplett verhindert wurde. Einige Informationen lassen sich nicht überprüfen oder stellen sich als falsch heraus. Die Präsenz der Sicherheitskräfte ist enorm.

Die Störungen feiert die Opposition schon zwei Stunden vor Schließung der Wahllokale als ihren Sieg. „Wie auch immer die Ergebnisse sein werden: In dieser Form gab keine Wahlen in der Elfenbeinküste“, behauptet Pascal Affi N’Guessan (Ivorische Volksfront, FPI) am Nachmittag. Der andere Oppositionskandidat, Expräsident Henri Konan Bédié (Demokratische Partei der Elfenbeinküste, PDCI) äußert sich indes mit keinem Wort. Beide stehen auf den Wahlzetteln – die waren schon gedruckt, als die beiden Mitte Oktober zum Boykott aufriefen.

In einer eigenen Videobotschaft ruft Simone Gbagbo, Frau des im Exil lebenden Ex-Präsidenten Laurent Gbagbo (FPI), der nicht zu den Wahlen zugelassen wurde, Stunden später zur Gründung einer Übergangsregierung auf.

Volle Wahllokale gibt es trotz des Boykottaufrufs. Auf dem sandigen Hof der Schule „Mosquée de Wassakara“ im Stadtteil Yopougon, einne FPI-Hochburg, haben sich schon vor deren Öffnung Schlangen gebildet. Zahlreiche Wähler*innen sind lange vor acht Uhr gekommen.

Auch Mariam Sidibe muss mehr als zwei Stunden warten. „Männer, Frauen, wir sind alle gekommen, um für ihren Kandidaten zu stimmen. Wir wählen den Frieden. Wir wollen Frieden für die Elfenbeinküste. Unser Präsident mag auch gar keine Gewalt.“ Sie macht kein Geheimnis daraus, dass sie für Ouattara stimmen wird. So äußern sich auch andere Wähler*innen.

Hier hat die Mobilisierung der regierenden „Sammlung der Houphouetisten für Demokratie und das Volk“ (RDHP), Partei von Präsident Ouattara, jedenfalls funktioniert. Von einem „ersten Sieg“ spricht am Abend auch RDHP-Exekutivdirektor Adama Bictogo. Erste vorläufige Ergebnisse könnten am Sonntag verkündet werden.

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