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Wahlkampfthema EnergiewendeGrüne streben zur Sonne

3 Milliarden Euro will die Ökopartei nach einem Wahlsieg in einen Energiesparfonds stecken. Die Energiewende wird eines der wichtigsten Wahlkampfthemen.

Die Energiewende ist schon jetzt eine „Erfolgsgeschichte“, sagen die Grünen. Bild: dpa

WEIMAR taz | Der Grünen-Abgeordnete Hans-Josef Fell weiß, wie schwer das im Wahlkampf wird mit der Energiewende. Sehr technisches Thema, viele Fachbegriffe, noch mehr Zahlen. „Außerdem lässt sich der Begriff Energiewende in jede Richtung auslegen“, sagt er. „Selbst den Neubau eines Kohlekraftwerks kann ein Unternehmen als Energiewende verkaufen, wenn dafür ein Atomkraftwerk stillgelegt wird.“

Fell, 61 Jahre alt, Glatze, grauer Vollbart, verschmitztes Lächeln, ist der Energieexperte der Bundestagsfraktion, die sich von Mittwoch bis Freitag zur Klausurtagung in Weimar trifft. Sein Job ist es, eines der wichtigsten grünen Themen inhaltlich voranzutreiben. Die Energiewende sieht er quasi als Alleinstellungsmerkmal. Zwar seien inzwischen alle Parteien dafür, aber nur die Grünen bekämen sie wirklich hin, sagt Fell.

Bis 2030 Komplettumstieg auf 100 Prozent Ökostrom

Der Sinn von Klausurtagungen ist es selten, neue Beschlüsse zu verkünden. Stattdessen geht es der Fraktion darum, zu Beginn des Wahljahres Schwerpunkte hervorzuheben. Bis 2020 will Fells Partei den Anteil der erneuerbaren Energien verdoppeln, bis 2030 möchte sie den Komplettumstieg auf 100 Prozent Ökostrom schaffen. Dies sind ambitionierte Ziele.

Nach einem Wahlsieg im September 2013 werde die Partei einen Energiesparfonds in Höhe von 3 Milliarden Euro einrichten, kündigt Fraktionschef Jürgen Trittin an. Mit dem Geld wollen die Grünen einkommensschwachen Haushalten, Kommunen und Kleinunternehmen ermöglichen, mehr Energie zu sparen – zum Beispiel durch Gebäudesanierungen.

Als Ziel nennt Trittin eine jährliche Gebäudesanierungsrate von mehr als 2 Prozent. Die schwarz-gelbe Bundesregierung unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU) möchte 2 Prozent, die im Moment jedoch noch nicht erreicht werden. Außerdem machen die Grünen eine Schieflage bei den Energiepreisen aus. Sie wollen Industrieprivilegien beschneiden und stattdessen Privathaushalte und den Mittelstand um 4 Milliarden Euro im Jahr entlasten.

Trittin bezeichnet die Energiewende als „Erfolgsgeschichte“. Obwohl in Deutschland acht Atomkraftwerke abgeschaltet und Laufzeiten von fossilen Kraftwerken verkürzt worden seien, „wurde in Deutschland so viel Strom produziert, dass wir so viel Strom exportiert haben wie noch nie in der Geschichte“.

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8 Kommentare

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  • AM
    Alfred Mayer

    Man reibt sich die Augen. Für Privathaushalte und den Mittelstand wollen die Grünen die Stromkosten um 4 Milliarden Euro senken, anstatt mit einem hohen Strompreis für mehr Sparsamkeit und damit Beschleunigung der Energiewende zu sorgen.

    Um den vielen armen Haushalten zu helfen, ist der Billigtarif für alle der falsche Weg. Besser ist, die Armut zu beseitigen, zum Beispiel durch einen fairen HartzIV-Satz oder das bedingungslose Grundeinkommen.

  • E
    EEG

    Zur Mittagszeit besteht stets die größte Stromnachfrage, weil Elektroherde bzw. Herdplatten und gewerbliche Fertigungsanlagen laufen.

  • S
    @Spinner

    es ist ja nicht so dass es noch 17 Jahre gibt um neue Techniken zu entwickeln...

    irgendwie tun die ganzen Gegner von erneuerbaren Energien immer so als würde es, wenn es um Prognosen geht, in der technischen Entwicklung keine Fortschritte geben.

    Ich denke bis 2030 haben wir eher einen Weg gefunden Strom effizient zu speichern als ein sicheres Endlager für Atommüll...

  • F
    fossil

    @spinner

    stimmt nicht. Die tägliche Verbrauchsspitze liegt v.a. in der Mittagszeit, genau dann wird Strom gebraucht. Bis jetzt konnten die großen Stromversorger ihren Kohlestrom dann mit den größten Preisspannen verticken - da hat es richtig in der Kasse geklingelt.

     

    Jetzt sättigt der Solarstrom den Bedarf und die Börsenpreise purzeln mittags in den Keller. Weil den Stromriesen die Gewinne entgehen, schießen sie gegen die Photovoltaik.

     

    Ärgerlich ist, dass die normalen Verbraucher von den sinkenden Börsenpreisen nichts merken, sondern die großen Stromanbieter wie Vattenfall, RWE und EON (mitsamt ihren regionalen Töchtern) erhöhen einfach ihre Gewinnspanne. Das heißt, sie bereichern sich noch mehr, auf Kosten der Verbraucher.

  • PS
    Peter S.

    Wenn sich an diesem Fond Frank Asbeck, Gründungsmitglied der "Grünen", Chef von Solarworld, mehrhundertfacher Millionär, im Schloss wohnend, nachhaltigen Maserati fahrend und andere "grüne" Genossen, welche sich die EEG-Zwangsgebühren dumm und dämlich verdient habem alleine beteiligen würden, könnten diese 3 Mrd. ohne den sowieso schon geschröpften Steuerzahler gefüllt werden. Wobben von Enercon könnte diesen Betrag ganz alleine aufbringen.

  • S
    Spinner

    Wir exportieren soviel Strom wie nie.... nur leider zur Mittagszeit wenn ihn NIEMAND braucht. Und dann müssen wir auch noch Geld dafür bezahlen dass man ihn uns abnimmt...

    Bis 2030 nur noch Ökostrom... wie speicher ich den denn???

    Oh mann und sowas wird auch noch publiziert. In die Wüste sollte man alle Grünen schicken..

  • E
    Energetisch

    100% bis 2030?

     

    Erfolgsgeschichte?

     

    Noch mehr Geld in unsichere Produktionskapazitäten investieren?

     

    Irrwitzige Preissteigerungen dadurch rechtfertigen daß man sie der Industrie auferlegt worauf der Energieverbrauch in Länder exportiert wird in denen natürlich alles besser ist?

     

    Der Export von Strom ist so erfolgreich daß unsere Nachbarländer noch nicht mal den Strom wollen den wir zu negativen Preisen auf dem Markt unterbringen müssen.

     

    Gleichzeitig haben wir nicht die geringste Reserve wenn es zu einer größeren Flaute kommt, auch 2030 nicht. Außer wir unterhalten die gleiche Menge von Kraftwerken die wir heute schon haben als solche bereit?

     

    Toller Plan, jeder sollte Grün wählen.

  • TL
    Tim Leuther

    Wozu die ganze Eile? Die Grünen sind durchgeknallt! Man sollte Ihnen mal Taschenrechner schenken. Lauter Germanisten und Romantiker.

     

    Und vor allem: Welcher Volldepp soll denn jetzt in ein neues Gaskraftwerk investieren um die Ökostromschwankungen auszugleichen, wenn der 2030 das dann dichtmachen soll?