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Wahlkampf der NPDKondome für Ausländer

Die NPD verschickt im Wahlkampf Kondome für „Ausländer und ausgewählte Deutsche“. Der Hersteller äußert jetzt sein Bedauern.

Klare Antwort auf eine „bewusst provokative Kampagne“ Bild: dpa

BERLIN taz | Heimatkampagne im Erzgebirge, eine Bürgerwehr gegen „linksextremistische Straftäter“, Asylbewerber im Berliner Stadtteil Marzahn-Hellersdorf – und jetzt auch noch Kondome für „Ausländer und ausgewählte Deutsche“.

Diese verschicken die Jungen Nationaldemokraten (JN) per Post an Bundestagsabgeordnete, Minister und „Ausländerlobbyisten, die sich in der Vergangenheit besonders durch ihre volksfeindliche Heimatabwicklungspolitik hervorgetan haben“, so die Jugendorganisation der rechtsextremen NPD.

Die JN will so ihren Protest gegen eine Politik, die nicht mehr „dem Wohl des deutschen Volkes“ dient, ausdrücken – und schließt damit direkt an die menschenverachtende Politik der Rassenhygiene im Nationalsozialismus an.

Wer nicht ethnischer Deutscher ist oder etwa eine migrationsfreundliche Politik unterstützt, hat demnach sein Recht auf Fortpflanzung verspielt. Die JN legt diesen Menschen nahe, doch besser zu verhüten. Die Botschaft: Haltet die deutsche Rasse rein!

Nicht zum ersten Mal

Eine „bewusst provokative Kampagne“ nennt der JN-Bundesvorsitzende Andy Knape die Aktion. Eine maßlose Untertreibung. Die Kampagne ist nicht nur geschmacklos, sondern auch volksverhetzend. Doch in solchen Wahlkampfmethoden hat die NPD inzwischen Übung.

Brief mit Kondom von der JN an den Grünen Volker Beck Screenshot: http://www.facebook.com/sebibrux

2011 trat NPD-Chef Udo Voigt bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus mit dem Slogan „Gas geben!“ auf seinen Wahlplakaten an. Damals wurde die Partei wegen Volksverhetzung angeklagt, konnte aber wegen der Mehrdeutigkeit des Slogans nicht verurteilt werden.

Einer der Politiker, denen die JN ein Kondom samt Begleitbrief geschickt hat, ist der grüne Bundestagsabgeordnete Volker Beck. Seine Reaktion auf das „ekelhafte rassistische Schreiben“ ist deutlich. Beck erklärt auf Facebook sein Unverständnis darüber, wie die Firma „Vitalis Condoms“ diesen rassistischen und rechtsextremen Auftrag der JN annehmen konnte.

Er fordert den Kondomhersteller auf, die Einnahmen einer Organisation zu spenden, die sich dem Kampf gegen Rassismus verschrieben hat. Sein Vorschlag: die Amadeu Antonio Stiftung.

Vitalis Condoms reagiert prompt. Einem Bericht der Zeitung Neues Deutschland zufolge beteuert Geschäftsführer Axel Roth, den Textinhalt der Kondomverpackung nicht gekannt zu haben. Man könne bei ihnen Kondome für Werbezwecke online mit vorgefertigter Gestaltung bestellen. Diese werde nicht überprüft. Roth kündigte dem Bericht zufolge an, nicht nur den Gewinn des Auftrags an die Amadeu Antonio Stiftung zu spenden, sondern auch weitere gemeinnützige Organisationen wie etwa Pro Familia unterstützen zu wollen.

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10 Kommentare

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  • M
    Martin

    Das man nun ausgerechnet der Stasi Ausenstelle "Amadeu Antonio Stiftung" das Geld zur verfügungstellte ist ein Treppenwitz...

  • F
    Felix

    Die frühere Mannheimer Straße wurde im Jahr 2010 von der Stadt Riesa in Geschwister-Scholl-Straße umbenannt, als Zeichen gegen dort seit über 10 Jahren ansässigen NPD-Verlag "Deutsche Stimme".

  • A
    anti-NPD

    Der Bundesvorsitzende der JN sitzt in der Geschwister-Scholl-Strße...

    da kann man über diesen Haufen nur den Kopfschütteln

  • G
    Gast

    Die Produktion bei Vitalis läuft also vollautomatisch, ohne dass auch nur ein einziger Mensch das Produkt zu sehen bekommt bevor es das Haus verlässt?

    Niemand bearbeitet die Druckvorlage, sichert stichprobenartig Qualität und Fehlerfreiheit der Produktion, niemand macht das Produkt versandfertig?

     

    Dann ist natürlich klar, warum das keinem aufgefallen ist... wir haben ja nix gewusst.

  • H
    Hans

    Dämlich Aktion, keine Frage, aber andererseits auch wieder verschwendetes Geld. Traurig in der Tat, dass Firmen Aufträge der NPD annehmen, wie zB die oben genannte Kondomfirma. In Köln damals, als die ProNRW zum ach so großen Treffen rief und kein kölner Transportunternehmen, kein Taxi, keine Kneipe (außer ein Brauhaus ganz nahe am Alter Markt!) den Nazis ihre Dienstleistungen anbot. Da hat eine komplette Stadt solidarisch den Neofaschos die Unterstützung einfach vorenthalten. Solle öfter und überall so sein.

     

    Aber mal was ganz anderes: Sehe ich richtig, dass die NPD ihre Parteizentrale in der Geschwister-Scholl-Straße hat? Was für Schwachmaten sind denn das? Ohmeiohmei, was sicher als Provokation gedacht war ist keine Ironie, es ist einfach nur doof.

    • G
      GASTNAM!
      @Hans:

      Die Strasse in Riesa wurde erst nachträglich umbenannt.

  • Typisch für die Neo-Nazis. Ehrenwert vom Gummifabrikanten.

  • DW
    David Westerheide

    Dieser Verein sollte umgehend Verboten werden. Ich möchte nicht in einem Land Leben, in dem solche Aktionen keine Konsequenzen haben und Rechtsradikale sich in einer Partei organisieren können. Der Kampf gegen Nazis ist nicht sinnlos, wie einige Parteien verlauten lassen. Er ist zwingend notwendig

  • K
    kurzgeschnitten

    auf nachfrage hat die produzierende firma sich per e-mail, wenn auch nicht sehr aussagekräftig, aber immerhin distanziert. nachzulesen hier: http://kurzgeschnitten.de/e-mail-fuer-dich/#sthash.uhhd5Pg0.dpbs

  • S
    simon

    Ich lach mir aber immer noch nen Ast, dass der Bundesvorstand der JN in der Geschwister-Scholl-Straße residiert.

    Oder mir übel darüber.

    Ich kann mich nicht entscheiden.