Wahlen in Indien: Die Hoffnung der Protestpartei AAP
Bei den indischen Wahlen hofft die Antikorruptionspartei AAP auf mindestens einen Sitz in Delhi. Aktivisten tanzen für ihre Spitzenkandidatin.
Die Hauptstadt entsendet sieben Abgeordnete ins 543 Mandate zählende nationale Parlament. Das Symbol der Antikorruptionspartei, deren Namen übersetzt „Partei des einfachen Mannes“ lautet und die 2012 aus der Antikorruptionsbewegung hervorging, ist ein Besen.
2013 wurde die Protestpartei in Delhis Stadtparlament gewählt. Die Hauptstadt ist die Hochburg der AAP. Kandidatin Atishi Marlena hat ihre Fähigkeiten bewiesen. Sie half die Ausbildung an Delhis öffentlichen Schulen zu reformieren. „Die AAP hat die Krankenhäuser, die Stromversorgung und vieles in der Verwaltung verbessert“, sagt der 55-jährige Physiotherapeut Hassan, der dem Treiben zuschaut. Seinen Nachnamen möchte er nicht nennen. Er ist mit der Arbeit der AAP in Delhi zufrieden. Trotzdem werde es schwer, die Kandidatin durchzubringen.
„Die AAP steht in Delhi zu sehr mit anderen Parteien im Wettbewerb“, sagt er. Die Newcomerin AAP kämpfe hier gegen zwei große Volksparteien – die traditionelle Kongresspartei und die hindunationalistische BJP. Auch wenn Delhis Ministerpräsident Arvind Kejriwal der AAP angehört, ist die Begeisterung in der Hauptstadt für Indiens amtierenden Premierminister Narendra Modi von der BJP groß. Der will eine zweite Amtszeit.
Kampagnen gegen Atishi
Bei den letzten Parlamentswahlen 2014 wurde Delhi von der Modi-Welle überrollt. Alle sieben Wahlkreise gingen an seine BJP, die jetzt mehr denn je auf eine hinduistische Agenda setzt. Atishis Politik dagegen ist nicht religiös motiviert. Die in Oxford studierte Lehrerin trat 2013 der AAP bei. Drei Jahre arbeitete sie für die Regierung Delhis für ein symbolisches Honorar von einer Rupie pro Monat als Beraterin des Bildungsministers. Jetzt will sie mit Gesundheitspolitik und Bildungsarbeit punkten und ist besonders bei der Mittelschicht beliebt.
„Weil sie gute Chancen auf ein politisches Amt hat, wird eine skandalöse Kampagne gegen sie geführt“, meint die Journalistin Arfa Khanum. In anonymen Flugblättern wird Atishi denunziert, etwa, weil sie mit einem Christen verheiratet sei, der Rindfleisch esse – ein Tabu für Hindus. Doch Atishis Anhänger lassen sich davon nicht beeinflussen: „Ich unterstütze sie, weil sie für eine ehrliche Politik steht, die Indien nötig hat“, sagt AAP-Mitglied Richa Pandey Mishra.
Atishi selbst erklärt die Popularität der Hindutva-Ideologie, die von der BJP genutzt wird, mit der hohen Arbeitslosigkeit im Land. Auch der queere Aktivist Sambhav K. S. findet, die AAP sollte eine weitere Chance erhalten. „Sie ist eine gute Option“. Trotzdem ist er an einem Punkt enttäuscht: Was der AAP bisher fehle, sei ein Standpunkt gegenüber Minderheiten wie den Dalits (den Kastenlosen) oder der LGBTQI-Community.
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