Lisa Schneider über die Waffenruhe im Jemen
: Nur ein erster Schritt

Zum ersten Mal seit 2016 wollen die beiden größten Kriegsparteien im Jemen – die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen und die von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition – die Waffen zunächst für die Zeit von zwei Monaten ruhen lassen. Pünktlich zum Beginn des Fastenmonats Ramadan ist das ein Hoffnungsschimmer für den gebeutelten Jemen. Aber eben nur: ein Schimmer.

Das Land steckt seit Jahren in einer der größten humanitären Katastrophen unserer Zeit: Etwa 40 Prozent aller während des seit 2014 anhaltenden Kriegs Getöteten kamen durch Bomben oder Gefechte um. Die Mehrheit starb an seinen indirekten Folgen: Hunger und Krankheiten, davon etwa 70 Prozent Kinder. Lediglich die Waffen beiseitezulegen hilft nur bedingt.

Teil der Waffenruhe soll zwar auch die Wiedereröffnung kritischer Infrastruktur sein: Mit Treibstoff beladene Schiffe sollen im Jemen andocken dürfen – bisher wurden sie meist von der Koalition abgefangen. Durch den Mangel an Treibstoff etwa für Generatoren sind auch Krankenhäuser nur eingeschränkt arbeitsfähig. Die Straßen, unter anderem zwischen der von den Huthis belagerten Stadt Taiz und dem Rest des Landes, sollen wieder geöffnet werden. Damit wären Hilfslieferungen endlich wieder einfacher möglich.

Hier tut sich schon das nächste Problem auf: Durch den Krieg in der Ukrai­ne sind die Weizen- und Speiseölpreise in die Höhe geschossen, das Nachsehen haben vor allem arme Länder. Die diesjährige UN-Geberkonferenz zum Jemen war ein Reinfall: Gerade die Hälfte des benötigten Geldes kam zusammen. Die meisten Menschen haben kein geregeltes Einkommen, das Land zählt zu den ärmsten der Welt. Selbst wenn die Straßen wieder frei sind – wer soll die auf ihnen transportierten Waren bezahlen?

Die Waffenruhe ist erster Schritt und Chance, nun eine dauerhafte Friedenslösung voranzutreiben. Ebenso wichtig ist jetzt aber auch, dem Jemen endlich mehr internationale Aufmerksamkeit zukommen zu lassen und Hilfe, um die Folgen der Kämpfe abzufedern. Mil­lio­nen Familien hungern. Jetzt ist Hilfe möglich.

ausland