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Waffenruhe-Abkommen mit HisbollahIsrael will fünf Posten im Südlibanon halten

Israel will seine Truppen aus dem Libanon weitgehend, aber nicht komplett abziehen. Unklar ist, wie Libanon auf diese „vorübergehende Maßnahme“ reagiert.

Sie sollen eigentlich einmal im Südlibanon für Frieden sorgen: Die Armee des Landes Foto: Emilie Madi/reuters

Tel Aviv dpa | Israel will auch nach dem vereinbarten Termin zum Abzug seiner Truppen aus dem Libanon fünf Posten auf libanesischem Gebiet in Grenznähe halten. Ein israelischer Armeesprecher sagte, diese vorübergehende Maßnahme sei mit der zuständigen Staatengruppe unter Führung der USA zusammen mit Frankreich, dem Libanon, Israel und der UN-Friedenstruppe Unifil vereinbart worden. Dafür gab es keine offizielle Bestätigung.

Die Waffenruhe, die nach fast einem Jahr des Kriegs zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah vereinbart worden war, sieht unter anderem einen vollständigen Abzug der israelischen Truppen aus dem Libanon bis Dienstag vor. Die Frist war bereits einmal verlängert worden. Libanons mit der Hisbollah verbündeter Parlamentssprecher Nabih Berri sowie der neue Präsident Joseph Aoun hatten zuletzt eine weitere Verlängerung der Abzugsfrist abgelehnt.

Der israelische Armeesprecher sagte, die Armee habe seit Vereinbarung der Waffenruhe Ende November mit der Hisbollah-Miliz schrittweise die meisten Truppen aus dem Nachbarland abgezogen. Die Verantwortung werde in den geräumten Gebieten an die libanesische Armee übergeben. „Wir werden eine kleine Anzahl von Truppen an fünf strategischen Punkten entlang der Grenze belassen“, sagte er.

Dies sei „eine vorübergehende Maßnahme, bis die libanesischen Truppen die Vereinbarung vollständig umsetzen können“, hieß es weiter. Die libanesische Armee soll laut Vereinbarung die Einhaltung der Waffenruhe sicherstellen und eine Rückkehr der Hisbollah in Gebiete im Südlibanon verhindern.

Auch diese Ortschaften sollten jedoch schlussendlich übergeben werden, sagte der Sprecher weiter. Er nannte vier der fünf Posten auf libanesischem Boden – sie befänden sich in der Nähe der israelischen Ortschaften Schlomi, Schtula, Avivim sowie der libanesischen Anhöhe Dschabal Blat. Ansonsten werde man den Abzug vereinbarungsgemäß bis Dienstag vollziehen. „Morgen werden wir auf der Verteidigungslinie stehen“, sagte er.

Nach Darstellung Israels war die libanesische Armee bisher nicht schnell genug nachgerückt. Die Hisbollah habe sich außerdem nicht wie vereinbart hinter den etwa 30 Kilometer nördlich der Landesgrenze gelegenen Litani-Fluss zurückgezogen. Die libanesische Armee warf Israel wiederum mehrere Angriffe auf libanesisches Gebiet vor.

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6 Kommentare

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  • Was nimmt sich die israelische Regierung eigentlich heraus?

  • Ich bleibe dabei: jedes andere Land, das so handelt, wäre und ist mit Sanktionen überzogen worden.



    Das macht doch alle wertebasierte, völkerrechtsbasierte Aussenpolitik der Europäer angreifbar.

    • @JanHamburg:

      Nicht alle, die kann ja unabhängig davon anderswo richtig sein - etwa dass man sich mit Assad nicht eben mal arrangierte, ist sogar unter nur opportunistischem Gesichtspunkt gerade richtig.



      Universalistisch für Werte, auch wenn's die "Schätzchen" sind, denen man Druck machen muss. Oder sich selbst.

  • Israel macht denselben imperialistischen Fehler des Zarenreichs: aus Furcht immer weiter allen um es herum auf die Zehen zu springen und Grenzen nicht zu respektieren.



    Funktioniert nicht, wenn man denn den Frieden wollte. Netanyahu will ihn aber wohl gar nicht erst.

  • „Die Hisbollah habe sich außerdem nicht wie vereinbart hinter den etwa 30 Kilometer nördlich der Landesgrenze gelegenen Litani-Fluss zurückgezogen.“



    Streng genommen wurde nicht vereinbart, dass die Hisbollah sich zurückzieht, sondern dass die libanesische Armee dafür zu sorgen hat. Es wäre ihre Aufgabe, alle Waffen der H. Zu konfiszieren, jede H.-Stellung zu zerstören, illegale Waffenproduktion und Angriffe auf Isr. zu unterbinden, die Grenze zu bewachen damit H. keine Waffen einführen kann, und sie hat an jeder Straße die nach Süden führt Kontrollpunkte zu errichten, um ein zurück sickern zu verhindern.



    An der nächstgelegenen Stelle verläuft der Litani keine 8km von der Grenze.



    www.timesofisrael....ah-ceasefire-deal/

  • "Nach Darstellung Israels war die libanesische Armee bisher nicht schnell genug nachgerückt. Die Hisbollah habe sich außerdem nicht wie vereinbart hinter den etwa 30 Kilometer nördlich der Landesgrenze gelegenen Litani-Fluss zurückgezogen. Die libanesische Armee warf Israel wiederum mehrere Angriffe auf libanesisches Gebiet vor." Anstatt immer nur die Vorwürfe der einzelnen Parteien wiederzugeben, würde sich der Informationswert für den Leser um einiges erhöhen, wenn man die Anschuldigungen mal überprüft. Frankreich und die USA sollten ja die Einhaltung des Waffenstillstands überwachen. Schnelle Recherche zeigt- Frankreich meldete bereits am 1.12.2024 52 Verstöße seitens Israels: www.i24news.tv/en/...reement-violations



    Von der UN kam dieses Update 13.02.2025: www.ohchr.org/en/p...s-south-lebanon-un



    Oder hier: en.wikipedia.org/w...easefire_agreement



    Vorwurf Libanons bestätigt. Vorwürfe von Israel kann man ja mal franz. o. amerik. Quellen fragen oder UNIFIL- ich konnte nichts finden.