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Waffengesetze in den USAKnarren werden Pflicht in Nelson

Obama fordert strengere Waffengesetze. Der Bundesstaat Conneticut setzt genau das um, während eine Kleinstadt im Süden der USA zum Waffenbesitz verpflichtet.

Sympathisch: Jack R. präsentiert in Atlanta ein „Colt AR-15“. Bild: dpa

NEW YORK taz/afp/dpa | Präsident Barack Obama warb am Mittwoch in einer Rede in Denver im Bundesstaat Colorado erneut für die Verschärfung des Waffenrechts in den USA. Seit dem Massaker im Dezember an einer Schule in Newton seien mehr 2.000 Menschen in den USA Opfer von Waffengewalt geworden. „Jeden Tag, den wir warten, etwas dagegen zu tun, wird noch mehr Mitbürgern das Leben durch eine Kugel aus einer Waffe gestohlen“, sagte der Präsident.

Obama hatte sich nach den jüngsten Amokläufen für Verbote von Sturmgewehren und Magazinen mit großer Füllmenge sowie eine strengere Überprüfung von Waffenkäufern stark gemacht. Auch wenn diese nicht alle Verbrechen mit Waffen stoppen könnten, so würden sie sicherlich einige verhindern. In diesem Punkt stimmen laut Obama auch die meisten Waffenbesitzer und selbst die meisten Mitglieder der Waffenlobby NRA zu.

Im US-Kongress stößt er damit aber vor allem bei den Republikanern auf großen Widerstand. Der US-Präsident verliert im Kampf um strengere Waffengesetze laut Medienberichten zunehmend an Boden. Ein Gesetzentwurf werde im Kongress auf Betreiben der Waffenlobby immer weiter verwässert, berichtete die Washington Post.

Nachdem es bereits das Verbot von Sturmgewehren nicht in die Vorlage geschafft habe, gebe es nun Vorbehalte vieler Abgeordneter gegen Kontrollen nahezu aller Waffenkäufer. Auch die Aussichten für ein Verbot von Magazinen, etwa für Pistolen oder Gewehre, mit mehr als zehn Schuss seien schlecht.

Schärfste Waffengesetz der USA

Derweil hat das Oberhaus des US-Bundesstaats Conneticut das bisher schärfste Waffengesetz der Vereinigten Staaten beschlossen. Die Mitglieder des Senats stimmten am Mittwoch mit 26 zu zehn für das Gesetz. Das Abgeordnetenhaus sollte anschließend darüber abstimmen, Gouverneur Dan Malloy will es noch am Donnerstag unterzeichnen. Das Gesetz verbietet unter anderem 100 weitere Sturmgewehr-Fabrikate und beschränkt die maximal zulässige Zahl von Patronen pro Magazin auf zehn.

Zudem wird das Mindestalter für Waffenkäufer von 18 auf 21 Jahre angehoben. Auch wird erstmals ein staatliches Register geschaffen, das Menschen mit Vorstrafen wegen Waffendelikten aufführt. Das Gesetz war eingebracht worden, nachdem in dem Ostküstenstaat am 14. Dezember ein 20-Jähriger in einer Grundschule in Newtown 20 Kinder und sechs Erwachsene erschoss, bevor er sich selbst das Leben nahm. Er verwendete dabei ein legal erwerbbares Sturmgewehr, wie es auch vom Militär benutzt wird. Seither verabschiedeten bereits die US-Bundesstaaten New York und Colorado schärfere Waffengesetze.

Die Kleinstadt Nelson im Bundesstaat Georgia schlägt einen entgegengesetzten Weg ein. Einstimmig wurde ein Gesetz verabschiedet, dass zum Waffenbesitz verpflichtet. Außerdem muss in jedem Haushalt auch Munition vorrätig sein. Die Behörden würden aber niemand zum Kauf zwingen, berichtet die Huffington Post.

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11 Kommentare

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  • S
    Sondermann

    Die Saudis nennen sowas Scharia: Unrecht mit Unrecht zu vergelten. In den USA nennt man es Bürgerfreiheit. Blödsinnig ist es in beiden Staaten. Und bei Ölgeschäften sollen sich die Mächtigen beider Staaten ja auch blendend verstehen...

  • I
    ilmtalkelly

    @ Leser,

     

    "Waffenbesitz ist last but not least auch die Möglichkeit, dem Staat notfalls mit Waffengewalt entgegentreten zu können, sollte der zum Unrechtsstaat werden."

     

    Das Konfliktpotenzial besteht in USA nicht zwischen Bürger und Staat, sondern zwischen Bürger und Bürger. Der latente Rassismus, auch aufgrund der Zunahme der Latinos, besteht in USA weiterhin, sodass bei Ausbruch neuer Rassen-Konflikte Bürgerkriegs-ähnliche Zustände drohten.

    Das Schweizer Model, dass eher Ihren Vorstellungen entspricht, entbehrt weitgehend solchen Umständen, ist aber auch dort Konflikt-beladen und zu lax.

    Ihre Möglichkeit der Rettung der Bürgerrechte zöge einen blutigen Bürgerkrieg nach sich, deren Gerechtigkeit anzuzweifeln ist.

  • K
    Komplementärwährung

    Die geheime lokale US-Währung statt Aktien in Waffen investieren, sollte kräftig besteuert und in ein Gesundheitsfonds überführt werden.

    Welche Kosten entstehen der USA jährlich für die medizinische Behandlung, Gerichtsprozesse, Gefängnis und weiters? Das dürfte in die Milliarden gehen.

  • T
    tranquil

    Kann es gar nicht erwarten bis endlich ALLE Waffen verboten werden. Mal sehen: ca. 5 mio legalbesitzer, noch dazu etliche illegal: ein riesen Markt. Endlich wird es dann möglich sein eine schwarz erworbene Waffe völlig ohne Kenntnis und Bevormundung durch den Staat zu besitzen. Schiessen wird ein bischen problematisch, aber es gibt ja überall diese schönen Verkehrszeichen.

    Im übrigen: solange man an IRGENDEINE energiereiche Chemikalie kommt (z.B. Benzin, Haarspray, Autogen-, Camping Gas,..) kann man sich eine Schußwaffe selbst konstruiren und bauen (Kartoffelkanonenprinzip)

  • EC
    el comandante

    Ich verstehe nicht, warum sich der Deutsche so sehr über das Thema Waffengesetzte in den USA echauffiert?

     

    Die Zeitungen in den USA werden auch nicht gefüllt sein mit Berichten, über die nicht vorhanden Tempolimits auf deutschen Autobahnen.

     

    Wo bleibt hier eigentlich der Respekt vor fremden Kulturen und Wertesystemen?

     

    Aber ja nichts negatives über das perverse Wertesystem des Islams sagen.

  • L
    leser

    @taz: Ihr schreibt "Einstimmig wurde ein Gesetz verabschiedet, dass zum Waffenbesitz verpflichtet."

     

    In der verlinkten Quelle steht etwas anderes: "It will go to a final vote next month.".

    Wenn noch eine Abstimmung aussteht, dann ist es noch nicht verabschiedet.

     

    @ilmtalkelly:

    Viele Amerikaner betrachten das Tragen einer Waffe als ein Grundrecht und reagieren empfindlich, wenn man dieses Recht beschneiden möchte. Ganz grundsätzlich.

     

    Das hat dann auch Symbolcharakter: Eine Waffe ist das Symbol eines freien Menschen. Eine Waffe ist das Symbol, das der Staat dem Menschen vertraut.

     

    Waffenbesitz ist last but not least auch die Möglichkeit, dem Staat notfalls mit Waffengewalt entgegentreten zu können, sollte der zum Unrechtsstaat werden.

     

    Für diese Freiheit zahlt man dann den Preis, dass Waffen mißbraucht werden.

  • B
    Basisdemokrat

    Warum startet man nicht einfach eine Volksabstimmung? Das wäre doch am einfachsten, und vorallem absolut demokratisch!

  • UZ
    und zu

    "Einstimmig wurde ein Gesetz verabschiedet, dass zum Waffenbesitz verpflichtet. Außerdem muss in jedem Haushalt auch Munition vorrätig sein."

     

     

    What?! The land of the free?!

    Whoever told you that is your enemy!

  • J
    JohnReed

    Bitte zunächst mal Connecticut richtig schreiben, dann sehen wir weiter. Sind hier nur noch Praktikanten der Generation "irgendwas mit Medien" am Werk?

  • I
    ilmtalkelly

    Des Umstandes wegen, dass die geringe Polizei-Präsenz in Nelson die öffentliche Ordnung gefährden könnte, muss man sich fragen, ob der Staat die Kontrolle an die Bürger abgegben darf, die mit der Entscheidung, von der Waffe Gebrauch zu machen, zweifellos überfordert wären. Es ist ein Armutszeugnis ohnegleichen und kennzeichnet die Hilflosigkeit der US- Regierung in Sachen Gewaltmonopol. Es ist wohl nur ein Politikum und Symbol-Handlung gegen die Obama- Regierung überhaupt und wirklich erschreckender Vorgang.

  • K
    Karl

    @ Redaktion,

     

    wollt Ihr Euch denn fortgesetzt lächerlich machen?

     

    Es geht und ging nie um Sturmgewehre!

     

    Der Täter Lanza hätte das Delikt mit jeder beliebigen Waffe ab Konstruktionsstand 1880 begehen können, denn rechnet einfach mal nach: Deliktbegehungszeitraum (Alle verfügbaren Angaben leider unscharf) 4-12 min., dazu wurden zwischen 50 bis 154 Schuss verschossen (aus das ist unklar).

    Also ein Delikt das nicht vom Halbautomaten oder der Magazingröße bestimmt wurde (Lanza hat meist nur 10 - 15 Schuss von 30 verbraucht!) oder der Magazingröße.

     

    Ihe wart schon auf dem Weg durch sachliche Artikel und differenzierte Meinungen bei diesem Thema die qualitativ beste Zeitung des deutschsprachigen Raums zu werden!

     

    Warum die Kursänderung?

     

    Glück auf!

     

    Karl