piwik no script img

Waffenbesitzer in den USALokalzeitung veröffentlicht Daten

„The Journal News“ hat tausende Namen und Adressen von Waffenbesitzern im US-Bundesstaat New York veröffentlicht. Diese sind jetzt sauer.

Ist schon gut zu wissen, wer in der Nachbarschaft bewaffnet ist. Bild: reuters

NEW YORK afp | Eine Lokalzeitung im US-Bundesstaat New York hat eine Liste mit tausenden Namen und Adressen von Waffenscheinbesitzern in der Nachbarschaft veröffentlicht und damit eine hitzige Debatte ausgelöst.

Die Zeitung The Journal News stellte in ihrer Mittwochsausgabe eine interaktive Karte mit Angaben zu mehr als 33.000 Waffenscheinbesitzern in zwei Bezirken im Staat New York neben einen Artikel mit der Überschrift „Der Waffenbesitzer von nebenan“. Die Zeitung erhielt die Daten nach einem entsprechenden Antrag bei den Behörden auf der Grundlage eines Gesetzes zum Auskunftsrecht.

The Journal News verteidigte die Veröffentlichungen damit, dass die Informationen legal beschafft worden seien und die Leser ein Recht darauf hätten zu wissen, ob ihre Nachbarn Waffen besäßen. „Wir wussten, dass die Veröffentlichung der Daten kontrovers sein würde“, sagte die Herausgeberin und Vize-Präsidentin der Zeitung, CynDee Royle. Angesichts des Amoklaufs in einer Grundschule in Newtown im Bundesstaat Connecticut Mitte Dezember mit 26 Todesopfern sei es für die Menschen außerdem wichtig zu wissen, wer in der Nachbarschaft Waffen besitzen könnte.

Die Zeitung erhielt indes hunderte Anrufe besorgter Bürger mit Waffenschein, die die Veröffentlichung als Eingriff in ihre Privatsphäre empfanden und nun ihrerseits um ihre Sicherheit fürchten. Auf der Facebook-Seite der Zeitung entwickelte sich eine hitzige Diskussion, einige Nutzer veröffentlichten im Gegenzug Namen und Adressen der Zeitungsredakteure. Eine Nutzerin kritisierte, dass die Zeitung mit ihrer Aktion Kriminellen nun auch mitgeteilt habe, in welchen Häusern sie keine Waffen befürchten müssten.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • A
    Annelies

    Ich finde die Veröffentlichungsidee auch gut. Jetzt fehlt noch die Veröffentlichung aller überführten und potentiellen Steuerhinterzieher und Steuerbetrüger. Nicht nur in den USA, sondern auch in Europa!

     

    Die Liste der Einkommen der Reichsten und ihrer Wohnsitze wird ja auch veröffentlicht.

  • C
    charlie

    Ich finde die Veröffentlichungsidee sehr gut, weil damit das Schusswaffengewaltpotential einer Gesellschaft erst richtig sichtbar wird. Du solltest wissen, welche deiner Nachbarn potentielle Killer sind.

     

    Ich bin überrascht, dass die Schusswaffendiskussion in den Staaten nach dem Newtown-Massaker länger anhält, breitere Beteiligung erfährt und inhaltlich tiefer geht als bisher. Die NRA-Waffenbesitzbefürworter mit ihren Saurierparolen verlieren massiv an Einfluss auf die Diskussion. Next change: restriktive Waffengesetze. You can !

     

    Ziel: Keine Waffen im Volk lassen.

    Give civilization a chance, control private weapons !

     

    Es wird eine Reform in USA geben, von der wir uns in Deutschland dann wieder eine grosse Scheibe abschneiden können. Wenngleich bei uns ja alles so grossartig geregelt zu sein scheint und die letzten deutschen Schulmassaker bereits die dunkle Seite des Vergessens im kollektiven Bewusstsein erreicht haben.

  • S
    suse

    @frank

     

    es gibt nun einmal länder, in denen wird das verhältnis zischen transparenz und datenschutz anders definiert. so auch hier in europa. in schweden kann sich jeder die steuererklärung seines nachbarn im netz ansehen, und in deutschland kann, jedes unternehmen erkundigungen zur bonität von möglichen konsumenten anfordern.

     

    also ausschnaufen und locker bleiben.

  • F
    Frank

    Das ist ein Skandal. Es kann doch nicht sein das man einfach an solche Daten kommen kann. Haben die Behörden noch nichts von Datenschutz mitbekommen?

  • N
    Neo

    Demokratie steht auf den Säulen Legislative-Exekutive-Judikative-4.Gewalt Pressefreiheit und der Un-Menschrechtscharta

     

    PS

    Übrigens die Schreibfeder(geschriebe Wort) ist das schärfste Schwert und unzerstörbar und viele Abonnenten wünsche ich Ihrer Zeitung.

     

    Neo, die Unbestechlichen