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Waffen in SyrienSaudi-Arabien liefert Flugabwehr

Bereits vor zwei Monaten hat Saudi-Arabien Waffen an die Rebellen in Syrien geliefert. Die Regimegegner geraten in der Provinz Aleppo zunehmend in Bedrängnis.

Zerstörungen in Deir ez-Zor. Bild: reuters

ISTANBUL dpa | Das Königreich Saudi-Arabien soll vor zwei Monaten schultergestützte Flugabwehrraketen an Rebellen in Syrien geliefert haben. Das berichtete die oppositionelle syrische Website Zaman al-Wasl am Dienstag. Es habe sich um eine „Lieferung von Raketen in begrenztem Umfang“ gehandelt, die von Kontaktpersonen in Belgien und Frankreich beschafft worden seien.

Ein Revolutionsaktivist in der syrischen Provinz Aleppo berichtete unterdessen von heftigen Luftangriffen in der Nähe des von Rebellen gehaltenen Militärstützpunktes Kwajers. Er sagte: „Dies könnte der Auftakt für eine Offensive der syrischen Truppen und ihres Verbündeten Hisbollah sein.“

Die radikal-islamische Palästinenserbewegung Hamas forderte die libanesische Schiitenbewegung Hisbollah auf, ihre Miliz aus Syrien abzuziehen. Hamas-Sprecher Salah al-Bardawil sagte dem Nachrichtensender Al-Arabija, seine Organisation betrachte die Hisbollah als Partner im Widerstand gegen Israel. Es sei falsch, wenn die Hisbollah jetzt in Syrien an der Seite des Regimes von Präsident Baschar al-Assad kämpfe.

Keine Bestätigung gibt es bisher für einen Bericht der Website Syriatruth, wonach die Hisbollah ohnehin planen soll, ihre Kämpfer demnächst aus dem Nachbarland abzuziehen und nur einige Dutzend Milizionäre in Syrien zu belassen. Dank der Unterstützung durch die vom Iran aufgerüstete Hisbollah war es Assads Truppen am 5. Juni gelungen, die von Rebellen beherrschte, strategisch wichtige Kleinstadt Al-Kusair einzunehmen. Die meisten anderen libanesischen Parteien haben den Kriegseinsatz der Hisbollah scharf kritisiert.

Die Opposition in Beirut forderte Präsident Michel Suleiman am Dienstag auf, die Hisbollah zu einer Beendigung ihres Kampfeinsatzes in Syrien zu bewegen. Der Vorsitzende der Fraktion der Zukunftsbewegung, Fuad Siniora, sagte, die militärische Präsenz der Hisbollah in Syrien „verstößt gegen unsere Verfassung“. Am Dienstag sollen bei Angriffen und Kämpfen in Syrien 43 Menschen getötet worden sein. Die meisten von ihnen starben nach Angaben der Revolutionskomitees in der Provinz Idlib.

Eine Diplomatin und Tochter eines Ministers hat sich derweil vom Regime des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad losgesagt. Die regimekritische Website All4Syria meldete, Lama Ahmed Iskander, die wie Assad zur religiösen Minderheit der Alawiten gehört, wolle sich bald auch öffentlich zu ihrer Entscheidung äußern. Ihr Vater, Ahmed Iskander, war Informationsminister gewesen.

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7 Kommentare

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  • J
    Jens

    @ Bernd

     

    Wenn Sie mal ein richtig gutes Interview lesen möchte: In der FAZ wurde letzte oder vorletzte Woche ein Interview mit Herrn Assad veröffentlicht - hoch interessant, was der Mann zu sagen hat.

  • S
    Super

    Gut. Damit ist doch dann auch geklärt wer die Flüchtlinge aufnimmt.

     

    Eigentlich ideal, SA ist reich und islamisch.

     

    Für die syrischen Flüchtlinge das Beste.

  • U
    Ute

    Notwendiger „Lip Service“?

     

    Michel Suleiman und Fuad Siniora wissen nun mal auch, der Sieg in der grenznahen(!) Stadt Al-Kusair war deshalb als Schlag gegen die Rebellen gewertet worden, weil damit Nachschubwege für Aufständische und Söldner aus dem Libanon heraus unterbrochen wurden.

    Sie dürfen also in sich gehen und fragen, was sie oder wer auch immer im Libanon etwas mit diesem Nachschub zu tun hatten.

     

    Und natürlich darf auch die Hamas ihre Beziehungen zu Mursi und damit zu Geldgebern aus den Golfstaaten nicht außer acht lassen. Da ist es bemerkenswert, wenn ihr auch in der geäußerten Ablehnung auch eine Wertschätzung mit übergeben wird.

     

    Ohnehin weiß man, auch der G8 Gipfel hat keine „Beweise“ gegen Assad geliefert hat und in den Bürgerkrieg wurde Syrien nicht allein oder hauptsächlich getrieben, weil dies der Assad so wollte.

    Die Bürgerkriegstoten sind auch als Ergebnis westlicher Politik anzusehen.

  • B
    @Bernd

    Erwartest du von einem linken Blatt, dass man Freiheitsterror gegen Staat abgeneigt ist?

    Aber recht hast du, wenn ich so eine Berichterstattung lesen will, schau ich mir Al-Jazeera an.

  • BG
    Bernd Goldammer

    Ist schon mal aufgefallen, dass die TAZ nur die syrische Oposition zu Wort kommen lässt?

  • N
    Nobilitatis

    Soso, die Verfassung Libanons erlaubt der Hisbollah nicht, im Ausland tätig zu werden? Klingt komisch. Sollte man mal von einem fähigen Journalisten überprüfen lassen.

    Warum berichtet Ihr nicht, dass die Hisbollah Hamas-Büros schließen lässt und Unterstützung einfrieren lässt? Wäre als Hintergrund ganz interessant gewesen. Und dass die Hamas mit den Terror-Rebellen von al Kusair gekämpft hat. Dass sie die Tunnelsysteme gebaut haben. Dass der Widerstand gegen Israel auch wesentlich von Syrien unterstützt wurde. etc. pp.

  • R
    Reiner

    Die künftige Atommacht in Nahost, - nicht die Türkei -, sondern Saudi-Arabien!

     

    Für 80-Mrd.-US-Dollar (rd. 60 Milliarden Euro) sind 16 Atomkraftwerke in SA vorgesehen! (Auch für die Entwicklung von nuklearen Waffensystemen!)

     

    Für die Sicherheits-Vorbereitungen gibt es die Panzer-Lieferungen aus Deutschland!