Wachstum verlangsamt: Chinas Konjunktur schwächelt
Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Erde wächst nicht mehr so rasant wie früher. Experten sehen die Entwicklung in China jedoch gelassen.
PEKING dpa | Chinas Wachstum verliert wie erwartet weiter an Schwung. Die Wirtschaftsleistung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Erde hat im zweiten Quartal 2013 nur noch um 7,5 Prozent zugelegt, wie das Statistikamt am Montag in Peking berichtete. Analysten hatten mit der Abkühlung gerechnet. In den ersten drei Monaten des Jahres war das Wachstum bereits auf 7,7 Prozent gefallen.
Das Wirtschaftswachstum lag damit gerade noch auf dem Jahresziel der Regierung, das in den vergangenen Jahren aber immer sehr vorsichtig gesetzt und meist deutlich übertroffen worden war. Das Ziel von 7,5 Prozent Jahreswachstum hört sich für europäische Ohren mächtig an. Für China wäre es jedoch die schwächste Entwicklung in mehr als 20 Jahren. In neun der vergangenen zehn Quartale hat sich Chinas Wachstum verlangsamt.
Wirtschaftsprofessor He Xiaoyu von der Zentralen Hochschule für Wirtschaft und Finanzen in Peking sieht die Zahlen gelassen. „Es ist normal, dass sich das Wachstum abschwächt“, sagte er. Schließlich seien seit der wirtschaftlichen Öffnung mehr als 30 Jahre vergangen, und viele Jahre habe das Wachstum über 10 Prozent gelegen. Schon 2012 hatte das Wachstum bei 7,8 Prozent gelegen - dem schwächsten Jahr seit 1999.
Regierungsökonomen geben sich vorsichtig. Statistikamt-Sprecher Sheng Laiyun sagte: „Wichtige ökonomische Indikatoren bleiben innerhalb der erwarteten Grenzen, aber das wirtschaftliche Umfeld bleibt komplex.“
Zumindest die Umsätze im Einzelhandel zogen weiter an. Um Juni stiegen sie im Jahresvergleich um 13,3 Prozent, im Mai war es 12,9. Das ist zwar ein Hinweis auf steigende Verbraucherpreise. Gleichzeitig könnte es jedoch auch bedeuten, dass der Konsum anzieht, und die Konjunktur im zweiten Halbjahr stärker stützt.
An den asiatischen Aktienmärkten hatten die Händler bereits mit dem schwächeren Wachstum gerechnet. Trotz der schwächelnden Konjunktur gingen daher die wichtigsten Indizes leicht nach oben. Vor allem die chinesischen Märkte legten zu. Der CSI 300, der die Aktien der 300 größten Aktien vom chinesischen Festland mit einer Börsennotierung in Shanghai oder Shenzhen enthält, kletterte zunächst um 2,57 Prozent.
Die schwächelnde Konjunktur hatte sich bereits in den vergangenen Wochen angedeutet. Im Juni waren die Exporte überraschend eingebrochen. Auf 3,1 Prozent bezifferte die Zollverwaltung den Rückgang im Vergleich zum Vorjahresmonat. Experten hatten im Juni eigentlich einen Exportzuwachs von drei bis vier Prozent erwartet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!